Susann Bosshard-Kälin, Leo Schelbert
Nach Amerika
Lebensberichte von Schweizer Auswanderern
Februar 2014
978-3-85791-710-3
Der «Heimwehbub» Jürg Padrutt reist mit einem Touristenvisum in die USA ein, dann kauft er eine Farm und bleibt. Stefan Kälin, Mitglied der Schweizer Ski-Nationalmannschaft, steht an der Golden Gate Bridge und beschliesst, nie wieder als Elektriker zu arbeiten. Philip Gelzer macht ein einjähriges Praktikum in New York, Weltbankökonom Heinz Bachmann wollte gar nie auswandern, Melkersohn Franz Portmann wollte nur eines: weg. Und alle leben sie heute in den USA.
Sie kamen aus Basel, Neuhausen, Chur oder Unterwasser, sie waren Bauer, Banker, Liftboy oder Käser und wurden Farmer, Professor, Wirt oder Fotograf in New York City, Aspen oder New Glarus. «Nach Amerika» dokumentiert dreizehn Lebensgeschichten, erzählt von den Auswanderern selbst. Neun davon hat Susann Bosshard-Kälin nach Gesprächen aufgeschrieben, dazu kommen vier autobiografische Texte. Es sind sowohl einzigartige wie typische Auswandererschicksale des zwanzigsten Jahrhunderts, in dem Amerika wohl wie nie zuvor ein Traumland für viele Schweizer war.
© Limmat Verlag
Susann Bosshard-Kälin
Susann Bosshard-Kälin, geboren 1954, lebt als Autorin und Journalistin in Egg bei Einsiedeln. Mehrere Buchpublikationen, u. a. mit Leo Schelbert: «Westwärts. Begegnungen mit Amerika-Schweizerinnen». 2023 erhält sie den Einsiedler Kulturpreis für «das langjährige und engagierte kulturelle Schaffen und insbesondere für die Erschaffung von regional sowie überregional relevanten und identitätsstiftenden Zeitzeugnissen».
© Limmat Verlag
Leo Schelbert
Leo Schelbert, (1929–2022), war zuerst Gymnasiallehrer, dann studierte er in New York amerikanische Geschichte mit Schwerpunkt Einwanderung. 1966 Promotion an der Columbia Universität. Er lehrte von 1963 bis 1969 an der Rutgers Universität in Newark, New Jersey, und nach zwei Forschungsjahren in der Schweiz von 1971 bis 2003 an der Universität von Illinois in Chicago. Der Autor und Herausgeber verschiedener Bücher und zahlreicher Artikel, lebte bis zu seinem Tod im März 2022 mit seiner Familie in Evanston, Illinois.Gesprächsprotokolle
«Ich fühlte mich auf einmal zu Hause in New York.»
Philip Gelzer, 1927
Von Basel-Stadt nach Greensboro, North Carolina
«Ich trage den roten Schweizer Pass im Herzen.»
Donald Tritt, 1931
Von Columbus, Ohio, nach Granville, Ohio
«Amerika war damals für viele Schweizer ein Traum.»
Heinz Bachmann, 1933
Von Neuhausen am Rheinfall nach Comus, Maryland
«Mit Touristenvisum eingereist, gelang es mir, eine Farm zu kaufen.»
Jürg Padrutt, 1936
Von Chur nach Decatur, Illinois
«Englisch sprach ich nicht, aber Amerika war mein Traum.»
Albert Zeller, 1939
Von Mosnang nach Peoria, Illinois
«Ich wollte raus, weg aus der Enge, so schnell wie möglich.»
Franz Portmann, 1940
Von Günikon-Hohenrain nach Hockessin, Delaware
«Ich stand bei der Golden Ga te Bridge und sagte mir: ‹Ichglaube, ich bin nie mehr Elektriker!›»
Stefan Kälin, 1942
Von Einsiedeln nach Aspen, Colorado
«Die Beamten schrieben ‹Bear› ins Formular, und seit da heisse ich ‹Bear›.»
Ruedi Bear, 1944
Von Wädenswil nach Mancos, Colorado
«Verrückt, ich der unerfahrene Bergbub, durfte nach Amerika!»
Hans Lenzlinger, 1947
Von Unterwasser nach New Glarus, Wisconsin
Autobiografische Berichte
«Amerika hat mir in meinem Leben vieles ermöglicht.»
Albert Daub, 1899–1991
Von Zürich nach Westwood, New Jersey
«Ich kam doch nicht nach Amerika, um Tellerwäscher zu werden.»
Paul Grossenbacher, 1904–1990
Von Burgdorf nach New Glarus, Wisconsin
«Ich versicherte ihm, ich hätte keine Absicht, in Amerika zu bleiben.»
Gustav T. Durrer, 1911–2001
Von Luzern nach New York City
«Ellis Island war ein Gefängnis, darüber bestand kein Zweifel.»
Walter Angst, 1919–1999
Von Zürich nach Silver Spring, Maryland
Nach Amerika
Im Jahre 2000 lebten fast 700000 Menschen mit Schweizer Pass im Ausland – im 27. Kanton, wie es Leo Schelbert nennt. Nach Frankreich und Deutschland waren die USA mit 70000 Schweizer Immigranten das dritthäufigste Ziel der Schweizer, die es aus den verschiedensten Gründen ins Ausland zog. 1950 waren es noch weniger als 30000 gewesen, da die globale Wirtschaftskrise und die Jahre des Zweiten Weltkrieges Auswanderung zum Teil unmöglich machten.Die Lebensgeschichten, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind einzigartig wie auch typisch. Sie sind eine kleine Auswahl aus ungezahlten Auswandererschicksalen, wie sie sich weltweit ereigneten und die ebenso in ihrer Verschiedenartigkeit aufgezeigt zu werden verdienten. Die vorgelegten Berichte stellen dreizehn Lebenswege von Auswanderern vor, deren Geschick nicht nur von ihrer Individualität, sondern auch von der schweizerischen und amerikanischen Umwelt des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt wurde. Zusammen mit Susann Bosshard-Kälins Frauen-Porträts in «westwarts. Begegnungen mit Amerika-Schweizerinnen» (in Englisch: «Westward: Encounters with Swiss American Women») setzt dieses Buch eine Dokumentation fort, wie diese auch in Leo Schelberts ‹Alles ist ganz anders hier›. Schweizer Auswandererberichte des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten oder in Peter Michael- Caflischs ««Hier hort man keine Glocken›. Geschichte der Schamser Auswanderung nach Amerika und Australien» auf Grund von Briefen vorgelegt wird.
Im Buch «Nach Amerika!» berichten neunzehn Schweizer Männer von ihrem Leben im Zeichen der Auswanderung in die Vereinigten Staaten des 20. Jahrhunderts. Im ersten Teil porträtiert Susann Bosshard-Kälin acht Auswanderer und einen in den Vereinigten Staaten geborenen Sohn eines Schweizer Auswanderers. Die Geschichten zeigen, dass in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts Auswanderung beruflich geprägt wurde, da die kontinentale Eroberung zu Ende war und es eigentliche Siedlungswanderungen kaum mehr gab. Die Berichte sind keine abschliessenden Biografien, sondern subjektiv geprägte Aufzeichnungen aus Erzähltem, Erinnertem, Erfahrenem – Ausdruck von Freuden, Krisen, Verlusten, Erfolgen und Traumen. Die Gespräche, die den Lebensgeschichten zugrunde liegen, waren zu Beginn oft etwas verhalten und zögernd – als Mann einer fremden Journalistin das Leben zu erzählen ist kein Leichtes – wurden aber bald zu offenen und herzlichen Begegnungen. Oft, und oft unerwartet, rief das Erinnern Emotionen wach – ein besonderer Vertrauensbeweis.
Die vier Texte des zweiten Teils sind eine Auswahl von Lebensberichten, die Leo Schelbert über die Jahre hin angeregt und als Herausgeber der Zeitschrift der Swiss American Historical Society in englischer Fassung veröffentlicht hatte. Vier der von ihm übersetzten Texte werden hier in einer vom Verlag revidierten und gekürzten Form vorgelegt. Die von den Autoren approbierten autobiographischen Texte (wie auch die ins Englische übertragenen Portrats von Susann Bosshard-Kälin) sind vollständig im Buch «Emigrant Paths. Encounters with 20th Century Swiss Americans» enthalten, das von der Swiss American Historical Society 2013 veroffentlicht wurde.
«westwarts» und «westward» wie auch «Nach Amerika!» und «Emigrant Paths» hoffen verschiedene Aspekte des Auswanderungsgeschehens im 20. Jahrhunderts Lesern nahezubringen.
Susann Bosshard-Kälin/Leo Schelbert, im Januar 2014
Tages-Anzeiger, 07. März 2014
Swiss Migration News, 25. März 2014
Neue Zürcher Zeitung, 12. Oktober 2014
Bezirk Einsiedeln, 28. Juni 2023
«Die Gründe, in die USA zu gehen, sind so unterschiedlich wie die Erfahrungen, über welche die Auswanderer berichten. Einige Geschichten sind anrührend, manche überraschend und wieder andere spektakulär.» Tages-Anzeiger
«Susann Bosshard-Kälin’s Werk ist erlebbare Geschichte und Gesellschaftsstudie zugleich. Ihre Bücher sind sensible und zugängliche Zeitzeugnisse, die insbesondere aus regionaler Sicht aber auch überregional von hohem Wert sind. Sie lassen in bis dato unbeachtete Leben ein blicken, schaffen Verständnis und eröffnen neue Perspektiven.» Bezirk Einsiedeln