Kurt Mettler
Tagebücher 1927–1930
Herausgegeben von André Weibel / Mit einem Vorwort von David Streiff
Mai 2019
978-3-85791-866-7
Die Zerrissenheit der späten «Goldenen Zwanzigerjahre»
Kurt Mettlers allzu kurzes Leben führte dazu, dass er nur wenige Spuren hinterliess. Seine engste Familie aber hütete seinen schriftlichen Nachlass, vor allem seine Tagebücher. In ihnen hielt der empfindsame und scharfsinnige junge Mann aus einer begüterten St. Galler Textilhandelsfamilie alles fest, was ihm begegnete und was ihn beschäftigte, hin- und hergerissen zwischen der behüteten Welt St. Gallens und den Metropolen der Welt, die er mit grosser Neugierde bereiste. Während seines Aufenthalts in den USA knüpfte der Zweiundzwanzigjährige Kontakte zur Welt der Kunstsammler und -händler. Im Dezember 1929 eröffnete er in Paris seine eigene Galerie. In die Zeitspanne der Tagebücher fällt auch die Entdeckung seiner Homosexualität und sein teilweise verzweifeltes Ringen darum.
Seine Aufzeichnungen geben ein anschauliches Bild der zwischen Tradition und Moderne zerrissenen Generation der späten Zwanzigerjahre. Die durch André Weibel kommentierte Veröffentlichung dieser zeitgeschichtlich unter vielen Aspekten bedeutenden, bislang unbekannten Tagebücher zeugt auch von Mettlers Ambition, als Schriftsteller seinen Platz zu finden. Hier erhält er diesen, 88 Jahre nach seinem Tod.
Kurt Mettler
Kurt Mettler (1905–1930), geboren in St. Gallen. Dr. iur. der Universität Zürich. 1927/1928 längerer Aufenthalt in New York. Reiste 1928 von USA via Japan, China und Russland um die Welt. Eröffnete 1929 am Faubourg St. Honoré in Paris die «Galerie Kurt Mettler». Verstarb im September 1930 in Paris.André Weibel
André Weibel, geboren 1972, Historiker. Herausgeber der Familienbriefe der Schaffhauser Brüder Johannes und Johann Georg Müller und der Briefe Johannes von Müllers an den vermeintlichen Grafen Batthyany. Lebt in Zürich.© Raphael Hadad
David Streiff
David Streiff, 1945 geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Aathal, Dr. phil., Kunsthistoriker. 1981–1991 Direktor des Filmfestivals in Locarno, 1994–2005 Direktor des Bundesamtes für Kultur.St. Galler Tagblatt, 25. Juni 2019
Saiten, Juni 2019
schwulengeschichte.ch, August 2019
Display, September 2019
NZZ am Sonntag, 22. September 2019
Schweizer Revue, 23. März 2020
Invertito (Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten), 22. Jahrgang 2020
«André Weibel hat das von Kurt Mettler selbst zur Publikation vorbereitete Weltreisetagebuch von 1927/28 und drei Entwurf gebliebene Pariser Tagebücher von 1929/30 derart ediert und mit einem Apparat und einem Nachwort versehen, die man in ihrer Präzision, Findigkeit und enzyklopädischen Fülle nur bewundern kann.» St. Galler Tagblatt
«Zum Erstaunen Vieler taucht in diesen von André Weibel brillant kommentierten Tagebüchern ein vergessener junger Mann neunzig Jahre nach seinem Tod mit einem Buch wieder auf, welches das damalige Amerika ebenso lebendig spiegelt wie die Pariser Kunstszene.» Schweizer Revue
«Die Bedeutung der Aufzeichnungen liegt im raren und reichen Einblick in die Sozial- und Mentalitätsgeschichte der bürgerlichen Jugend in der Zwischenkriegszeit.» Saiten
«Mit grosser Intensität schildert Mettler das Lebensgefühl der ‹zerrissenen› jungen Generation zwischen den beiden Weltkriegen und sucht in den Bruchstellen zwischen Tradition und Moderne rastlos nach Glück, Erfüllung und Sinn.» schwulengeschichte.ch
«Am bewegendsten wirkt Kurt Mettlers Wahrheitsliebe da, wo er zwischen Frauen und Männern hin und her gerissen ist. Bei den zärtlichen Gefühlen für Verena Reinhart, die er gerne geheiratet hätte und die er mit einer an Kierkegaard erinnernden Liebesstrategie gewinnen will. Und beim leidenschaftlichen Verfallensein an den verführerischen Roger Gabert, von dem er sich wegen moralischer Skrupel fernzuhalten sucht und dem er doch immer wieder nahekommt.» St. Galler Tagblatt
«Lassen Sie sich von diesem Ziegel nicht abschrecken! In den Tagebüchern spiegelt sich eine Epoche. Zudem sind sie ein bewegendes Psychogramm.» NZZ am Sonntag
«Das Ergebnis von André Weibels Recherche kann man schlicht als grandios bezeichnen! Die Lust an der Wissensvermittlung verbindet sich hier aufs Schönste mit intellektueller Durchdringung verschiedenster Gebiete. Dicke Bücher stehlen sowohl Raum im Bücherregal als auch wertvolle Zeit. Dieser Wälzer rechtfertigt beides.» Beat Frischknecht, Invertito