Maria Galizia-Fischer
«Ich bin aus dem Freiamt, wisst ihr, wo das ist?»
Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend
Mit einem Nachwort von Ernst Halter
April 2025
978-3-03926-091-1
Ein eindrückliches Zeitdokument
Wenn Maria Galizia-Fischer erzählt, nimmt sie uns mit in eine Welt, die wir so nicht mehr kennen: Als viertes von zehn Kindern wird sie 1933 im katholischen Oberfreiamt geboren. Bereits auf der anderen Seite der Reuss, wo die Reformierten leben, beginnt die Fremde. Die Familie lebt auf einem Bauernhof, weitgehend selbstversorgt und vom Milchzahltag.
Als die Maul- und Klauenseuche ausbricht, ist die Existenz bedroht, Grossonkel und Pfarrer Anton schickt Schokolade und Segenssprüche. Vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erfährt man über das Radio der gichtkranken Tante Babette im Obergeschoss, eine italienische Hausiererin erzählt vom Grauen der Judenverfolgung. Schweigend pflegt der Vater seine Tiere, der Knecht Vinzenz flucht, die Grossmutter flüstert Stossgebete.
In Marias Erinnerung werden die Menschen und Orte der Vergangenheit lebendig, wir gehen mit ihr den einstündigen Weg in die Schule, wo man ihr das Latein verbietet, weil sie ein Mädchen ist, und staunen, wie die Eltern sie später dazu ermutigen, Lehrerin zu werden, und sie trotz finanzieller Schwierigkeiten bei ihrer Ausbildung unterstützen.
Wir folgen Maria auf Freizeitausflüge und zu Vorstellungsgesprächen, auf den Pilatus und in die Töchterschule und begleiten sie dabei, wie sie mit viel Mut und grosser Neugier ihren Weg in ein Leben zwischen Tradition und Selbstbestimmung findet.
Maria Galizia-Fischer
Maria Galizia-Fischer, geboren 1933 in Merenschwand als viertes von zehn Kindern, besuchte die Töchterschule und das Hauswirtschaftsseminar in Aarau und arbeitete als Hauswirtschaftslehrerin in Merenschwand und Beinwil. Verheiratet mit dem Bildhauer Rico Galizia, dessen Werk sie nach seinem Tod verwaltet. Maria Galizia ist Grossmutter, Urgrossmutter, Gastgeberin, Zuhörerin, Erzieherin, Kunst- und Literaturliebhaberin.

© Werner Erne
Ernst Halter
Geboren 1938 Zofingen (AG), Schweiz
1958–1966 Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte in Genf und Zürich
1962–1963: Aufenthalt in England
1967–1968: Redaktionsassistent bei der Kulturzeitschrift «du»
1968–1969: Lektor des Verlags Fretz & Wasmuth, Zürich
1970–1985: Cheflektor des Verlags Orell Füssli, Zürich
ab 1986/87: freischaffend als Schriftsteller, Publizist und Herausgeber, Redaktor, Lektor, Berater beim Offizin Verlag, Zürich, auf den Gebieten Volkskunde, Photographie, Kulturgeschichte, Kunst
Verheiratet mit der Lyrikerin und Schriftstellerin Erika Burkart.
Vier Fragen an Maria Galizia-Fischer
Was hat Dich inspiriert, mit 92 Jahren Deine Erinnerungen an Deine Kindheit und Jugend im Freiamt aufzuschreiben und Dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Die Verbindung zu meinen Gross- und Urgrosskindern machte mir den grossen Zeitunterschied bewusst und damit die Andersartigkeit meiner Kindheit. Beim Erzählen einzelner Erinnerungen beim Tee mit Ernst Halter überzeugte er mich, sie aufzuschreiben. «Dies geht alles verloren», war seine bedauerliche Feststellung. «Hesch gschriebe?», seine Mahnung.
Die meisten Menschen in der Schweiz kennen Merenschwand wahrscheinlich nur als Geburtsort der alt Bundesrätin Doris Leuthard. Was war das für ein Dorf?
Das Dorf Merenschwand mit Ausdehnung bis an die Reuss besass 1940 ca. zwölfhundert «Seelen» (so sagte man damals), bestehend aus mittleren und kleineren Bauernbetrieben, Handwerkern, einigen Arbeitern und vielen Arbeiterinnen (Obfelden und Dottikon). Es gab zwei Schulhäuser, eine neugotische Kirche und einen menschenfreundlichen Arzt.
Was fällt Dir am meisten auf, wenn Du heute auf die Zeit und die Menschen von damals zurückblickst?
Mir fällt die Rastlosigkeit, die Anonymität der Leute im täglichen, auch im öffentlichen Umgang auf. Die Verbindung der Menschen geschieht durch die Medien, ohne Blickkontakt, die menschliche Seite fehlt. Die Kinder wurden strenger geführt, sie hatten oft keine Wahl, was auch zur Einfachheit führte.
Wie denkst Du ganz persönlich an Deine Kindheit zurück?
Ganz spontan: eine sehr glückliche Kindheit! Meine Eltern lebten mir ein verantwortungsvolles Dasein vor und vermittelten uns ein gutes frohes Lebensgefühl durch ihre Beständigkeit, ihre Verzichte zugunsten der Ausbildung ihrer Kinder. Ich war eingebettet in diese Grossfamilie, getragen von der Liebe der Eltern. Jeder wusste um seine ihm zugewiesene Arbeit und genoss schon früh kleine Freiheiten.
Ein Spruch meiner Mutter, den sie oft sagte, nachdem ich ihr vorgeworfen hatte, bei einer Auseinandersetzung mit dem Vater wieder nachgegeben zu haben: «Mer Fraue müend die Gschiedere si!»
LeseprobeSeite1-21
Aargauer Zeitung, 2. Februar 2025
Bremgarter Bezirks-Anzeiger,11. April 2025
Der Freiämter, 11. April 2025
Anzeiger Oberfreiamt, 11. April 2025
Freiamt Plus, 12. April 2025
Zeit, 16. April 2025
«Den Jungen möchte sie mit ihren Geschichten zeigen, dass die Berufswahl mit all ihren Möglichkeiten nicht immer so war. Aber auch allen anderen solle das Buch Freude bereiten – und vielleicht werden auch ein paar alte Erinnerungen an eine andere Welt geweckt.»
Melanie Burgener, Aargauer Zeitung
«Die Autorin öffnet die Tür in eine gesellschaftliche Zeitspanne, an welche sich die einen noch erinnern und andere gar nicht kennen. So ist es ein Buch geworden, das eine Ebene öffnet, auf der die Vergangenheit und das damalige Leben verstanden werden kann. Maria Galizia-Fischer erzählt auf eine eindrückliche Art aus einer Zeitspanne, die nur ihr gehört, mitgetragen von einer Familiengemeinschaft, die ein gutes und frohes Lebensgefühl mit Beständigkeit vermittelte.» Richard Wurz, Freiamt Plus
Wann | Was | Wo |
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07. Mai 25 19:00 Uhr |
Vernissage «Ich bin aus dem Freiamt, wisst ihr, wo das ist?» mit Maria Galizia-Fischer |
Kantonsbibliothek Aarau, Foyer 5000 Aarau |
18. Mai 25 11:00 Uhr |
«Ich bin aus dem Freiamt, wisst ihr, wo das ist?» Lesung mit Maria Galizia-Fischer |
Bibliothek Muri 5630 Muri |