Frauen schwimmen … und schlagen Wellen
Der Damenschwimmclub St. Gallen
Mit Texten von Iris Blum / Herausgeber Damenschwimmclub St. Gallen
1., Aufl., Oktober 2010
978-3-85791-619-9
Schwimmen macht gesund, gesellig und lebensfroh! Davon waren die 'unbescholtenen Damen' überzeugt, die als Pionierinnen vor hundert Jahren den Damenschwimmclub St. Gallen gründeten. Die Ziele des Clubs waren 'Schwimmübungen, Schau- und Wettschwimmen sowie gesellige Zusammenkünfte'. In kurzen Texten und mit vielen Fotografien erzählt dieser Band Schwimmclub-Geschichten. Geschichten von der Hygiene- und Lebensreformbewegung, die zur Gründung von Volksbädern führten, von Sonnenbädern und Bikinis, von büffelgebeizten Gesichtern beim Reigenschwimmen, von Bodenseedurchquerungen oder vom Voksschwimmen "Quer durch Dreilinden". Und von den Fahrten des sogenannten 'Sirup Clubs' in die Badeanstalt Altenrhein, wo Männer und Frauen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbotenerweise gemeinsam badeten.
© Vera Markus
Iris Blum
Iris Blum, geboren 1966, aufgewachsen in Emmenbrücke. Die Historikerin lebt als freischaffende Autorin und Archivarin in Zürich. In Teilzeit Archivarin im Stadtarchiv Zug.
100 Jahre Damenschwimmclub St.Gallen
Von Heidi Hanselmann
St.Gallen 1910: Eine einzigartige Entwicklung einer Frauengeschichte
Von Brigitta Langenauer-Mettler
Ernährungsreformer und Sonnenanbeter:
Die Lebensreformbewegung
«Bäder bauen heisst Krankenhäuser sparen»:
Die Hygienebewegung
Wasser, Luft und Sonne:
Das Badeangebot rund um St.Gallen
«Der einfachste und billigste Wassersport»:
Das Schwimmen
Schwimmhilfen:
Von Schläuchen, Angeln und Gürteln
Ein- und Zweiteiler in der Bademode:
Von Pumphosen und Nylonbikinis
Frauen hier und Männer da:
Geschlechtertrennung in den Bädern
Unbescholtene Damen und schwimmlustige Herren:
Die Anfänge des Damenschwimmclubs St.Gallen
Reigenschwimmen – Figurenlegen – Synchronschwimmen:
Vom Männer- zum Frauensport
«Wir hatten nicht viel, aber alle hatten gleichviel»:
Freundschaft und Geselligkeit im Damenschwimmclub
St.Gallen
DSC St.Gallen 1910–2010 – Quellen – Literatur
St.Gallen 1910: eine einzigartige Entwicklung einer Frauengeschichte
Wie war es damals, als Frauen schwimmen lernten, sich an Wettkämpfen beteiligten und Werbung für das Schwimmen machten?
Was für Hindernisse mussten sie überwinden, um dem Schwimmsport zu frönen?
Welche Badebekleidung war vorgeschrieben?
Solche Fragen und noch viele mehr stellten sich, als wir, Beatrice Künzle und ich, 1999 im Vereinsarchiv zu stöbern begannen. Wir entdeckten Fotoalben mit herrlichen Aufnahmen, die mit Datum, Ort und teilweise mit Bemerkungen beschriftet waren.
Um mehr über diese Zeit zu erfahren, lasen wir die noch vorhandenen Vereinsprotokolle, Berichte, suchten in der Kantonsbibliothek Vadiana in St.Gallen nach Zeitungsartikeln, besuchten Zeitzeuginnen zu Hause oder in Altersheimen und fragten uns bei Bekannten durch.
Immer wieder stiessen wir auf aussergewöhnliche, lustige, aber auch auf nachdenkliche Geschichten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Fotos wurden lebendig, erzählten Geschichten, und die Idee, diese Ereignisse der Nachwelt zu erhalten, war geboren.
Auch an einen Selbstversuch, mit alten Badehosen aus dem Vereinsarchiv zu schwimmen, wagten wir uns. Meine Baumwollbadehose mit Rüschen und viel Stoff um 1900 blähte sich derart auf, dass ich ein schwimmender Ballon im Wasser war. Aus dem Wasser stieg ich dann mit klebendem Stoff am ganzen Körper. Meine Kollegin trug ein Wolltrikot-Wettkampfbadekleid aus den 1930er-Jahren. In trockenem und nassem Zustand kratzte die Wolle auf der Haut, und im Wasser wurde der Anzug so schwer (etwa 3,5 kg), dass wir die Schwimmleistungen unserer Vorgängerinnen zu bewundern begannen.
Mit einer kleinen Ausstellung im Jahr 2000 stellten wir erstmals die Geschichte des Damenschwimmclubs im Volksbad St.Gallen vor.
Nach einem Zeitungsbericht im St.Galler Tagblatt meldeten sich die Töchter der Gründerin Paula Schneider und übergaben uns zusätzliche Fotos und Trophäen aus der Gründerzeit.
Nun tauchten wir endgültig in die Vereinsgeschichte ein.
Begleitet wurden wir bei der Planung und Realisierung des Buches und der Ausstellung im Volksbad St.Gallen durch das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz.
Sämtliche Fotos im Bildteil dieses Buches stammen aus dem Archiv des Damenschwimmclubs und von ehemaligen Mitgliedern.
Folgenden Personen möchte ich im Namen des Vereins für ihre Unterstützung danken (alphabethisch aufgelistet): Iris Blum – für die Texte aus Sicht einer Historikerin; Martha Bochsler-Bösiger und Margrith Moosberger-Bösiger – für die Fotos, Medaillen und Geschichten aus den Anfangszeiten ihrer Mutter Paula Bösiger-Schneider; Godi Früh – für die Fotos und Geschichte seiner Mutter Ida Früh-Tobler; Judith Hediger-Schmid, Vereinsmitglied – für das Herstellen von Schwimmhilfen; Maja Monegat, ehem. Präsidentin – für die Geschichten aus der Figurenlegezeit; Johannes Stieger – für die Gestaltung im Volksbad St.Gallen; Marina Widmer, Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz – für die Begleitung und Planung zum Jubiläum; Rolf Wirth – für den Zugang zu den Protokollen des Schwimmclubs St.Gallen.
Ein besonderer Dank geht an meine Vereinskolleginnen für die Mitarbeit bei der Realisierung: Regula Balmer, Angela Hug, Olga Koller, Beatrice Künzle, Mich le Germann und Marlies Würmli.
Auch an die bereits verstorbenen Personen möchten wir denken, die uns ihr Wissen weiter vermittelt haben: Willy Bühler, Chronist SC St.Gallen – für den Bericht zum 90-Jahrjubiläum; Paula Comps-Dintheer (1913–2003), ehemalige Wettschwimmerin – für ihre Erzählungen zu den Wettkämpfen; Klara Gübeli-Wecker (1911–2002), ehemalige Präsidentin – für das Vermitteln zu ehemaligen Vereinsmitgliedern; Erika Rawnsley-Gröber (1911–1999), langjähriges Vereinsmitglied – für ihre Erzählungen zum Figurenlegen und den Ausflügen.
Brigitta Langenauer-Mettler
Die Bilder sind urheberrechtlich geschützt.
Im Frauenweiher St. Gallen, 1915. Paula Schneider und Helen Grob im Ruderboot.
Dreitägiger Schwimmkurs im Volksbad St. Gallen, 1931. «E chli abverheiti Figure»
Ausflug an den Bodensee, 1911
«Das Buch ist, finden wir, Anwärter auf die Auszeichnung ‹schönstes Cover des Jahres›.» Schweizer Buchhandel
«Sensationelle Fotos.» DRS 1
«Unter dem Motto ‹Grabe-wo-du-stehst› empfiehlt Sven Lindqvist, den Fokus ganz gezielt auf die Lokalgeschichte zu richten, um im gegenwärtigen Alltag die grossen Linien der Zeitgeschichte zu entdecken. Genau dies leistet das unter dem Titel ‹Frauen schwimmen... und schlagen Wellen› erschienene Buch, das auf 50 Text- und 60 Fotoseiten dem Bild des 20. Jahrhunderts neue Facetten abgewinnt. Zudem ist es ein Beispiel, wie man Vereinsgeschichte neu begreifen kann, wenn man ‹gräbt, wo man steht›.» St. Galler Tagblatt
Bilder aus diesem Buch sind auch als Postkarten erschienen.