Nicht Anfang und nicht Ende
Plinio Martini

Nicht Anfang und nicht Ende

Roman

Übersetzt von Trude Fein

240 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
7. Aufl., Juli 2023
SFr. 32.–, 28.– € / eBook sFr. 20.–
sofort lieferbar
Titel der Originalausgabe: «Il fondo del sacco», Edizioni Casagrande, Bellinzona 1970
978-3-85791-495-9

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«Dieses Buch vergesse ich nie.» Elke Heidenreich

Hunger, Armut und Allgegenwärtigkeit des Todes ­treiben Gori um 1927 aus dem kargen Alltag im Maggiatal ins ferne Kalifornien. Zurück lässt er seine erste ­Liebe, Maddalena, seine Familie und Freunde. Zwanzig Jahre später kehrt Gori, geplagt von nicht endendem Heimweh, in seine Heimat zurück und findet nichts mehr, wie es war. Maddalena ist tot, die Mutter behindert und der Vater alt und gebrechlich. Die in der Ferne ersehnte Heimat ist selbst fremd geworden. Plinio Martini, der 1979 verstorbene Tessiner Autor, schildert wirklichkeitsnah und mit von unterdrücktem Zorn vibrierender Sprache das Leben der armen Bauern aus dem Maggiatal.


«Einer der erstaunlichsten Romane, die in der Schweiz je geschrieben wurden. Schliesslich gibt es in der neueren Literatur nur wenige Liebesgeschichten von der Behutsamkeit und Verhaltenheit der Geschichte von Gori und Maddalena.» Neue Zürcher Zeitung

Plinio Martini
© Alberto Flammer

Plinio Martini

Plinio Martini (1923–1979) wurde in Cavergno als Sohn eines Bäckers in ärmliche Verhältnisse geboren. Er wuchs mit sieben Brüdern im Dorf und im Val Bavona auf. 1942 schloss er das Lehrerseminar in Locarno ab und unterrichtete zeitlebens im Maggiatal, erst in Cavergno und später in Cevio.

Anfang der 1950er-Jahre erschienen im «Giornale del popolo» erste Erzählungen sowie die Gedichtbände «Paese così» und «Diario forse d’amore». 1970 folgte sein erster Roman «Il fondo del sacco», der vier Jahre später in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Nicht Anfang und nicht Ende» erschien. Der Roman erzählt von einem Tessin jenseits der verbreiteten Tessinklischees und gehört längst zu den Klassikern der Tessiner Literatur. Martini starb 1979 im Alter von nur 56 Jahren.

 

Chronologie des Lebens von Plinio Martini

1923. Martini wird am 4. August in Cavergno als zweites von acht Kindern des Bäckers Adeodato und der Lehrerstochter Maria geboren.

1936. Er verlässt Cavergno, um am Collegio Papio in Ascona zu studieren. Im Jahr 1938 wechselt er an das kantonale Gymnasium in Locarno und schreibt sich im folgenden Jahr nach dem Abschluss an der Scuola Normale ein.

1942. Im Juli erwirbt er das Grundschullehramt und wird nach einem Jahr als Aushilfslehrer 1943 in Cavergno als Lehrer angestellt.

1945. Im Oktober heiratet er Maria Del Ponte aus Bignasco. Im Januar 1947 wird ihr ältester Sohn Alessandro geboren; ihnen folgen Luca 195o und Lorenzo 1958. Zwei Kinder sterben im Säuglingsalter.

1951. Sein Debüt als Dichter ist der Gedichtband «Paese così», die bei Arti Grafiche Carminati in Locarno erscheint und mit dem Preis der Schiller-Stiftung und dem Premio Francesco Chiesa ausgezeichnet wird.

1953. Im September veröffentlicht Carminati seinen zweiten Gedichtband, «Diario forse d'amore». Das Werk wird eher zurückhaltend aufgenommen.

1956. Im Herbst wird das Wasserkraftwerk Sambuco in Lavizzara, das erste im Maggiatal, in Betrieb genommen. Am 3. Oktober veröffentlicht Martini im Giornale del Popolo das «Lamento per la mia valle», ein langes, dem Schriftsteller Giuseppe Zoppi gewidmetes Gedicht, das die durch die Wasserkraftnutzung verursachten Veränderungen thematisiert. Im selben Jahr erscheint die Kindergeschichte «Storia di un camoscio», die von der ESG in Zürich im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt wurde.

1957. Am 15. Oktober erscheint von Martini im Giornale del Popolo ein erster Zeitungsartikel, betitelt mit «Valmaggia sfortunata».

1962. Er veröffentlicht eine zweite Kindergeschichte, «Acchiappamosche e il maiale», mit der er 1961 den ESG-Wettbewerb gewann.

1963. Im April beendet Martini eine dritte Gedichtsammlung mit einem biblischen Thema, «Ed eri in mezzo a noi», die unveröffentlicht bleibt.

1964. Während eines einjährigen Sabbaticals arbeitet er zusammen mit dem Kunsthistoriker Virgilio Gilardoni als Archivar bei der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstdenkmäler. Eine Gruppe innerhalb der Vereinigung Pro Valle Maggia, deren Präsident Martini zwischen 1960 und ist, bricht mit der alten Garde, die der Untätigkeit beschuldigt wird, und organisiert am 6. Juni in Cevio eine Veranstaltung, um die Probleme des Tals zu diskutieren. Die Gruppe fördert die Herausgabe eines eigenen Bulletins, des Almanachs Pro Valle Maggia (1965–1976), an dem Martini regelmässig mitarbeitet. Zu Weihnachten hält er auf Einladung von Pater Alfredo Leber einen Vortrag vor den Priestern der Diözese; die Rede, die erst 1986 unter dem Titel «Plinio Martini disse ai preti» veröffentlicht wird, fasst Martinis Engagement als Katholik zusammen .

1965. Im Februar endet Martinis Zusammenarbeit mit dem Giornale del Popolo. Der Schriftsteller wendet sich von der Poesie ab und intensiviert seine Prosaarbeit, die er vor allem in der Wochenzeitung Cooperazione veröffentlicht. Im November wird er in Zürich wegen eines Magengeschwürs operiert. Im Spital beginnt er mit dem Schreiben von «Il fondo del sacco». Von 1966 bis 1973 amtet er als Friedensrichter im Bezirk Rova.

1970. Im Herbst erscheint die erste Ausgabe von «Il fondo del sacco» bei Casagrande in Bellinzona. Das Buch wird 1971 von der Schiller-Stiftung  ausgezeichnet.

1972. Im April kandidiert Martini bei den Gemeindewahlen in Cavergno für die Autonome Sozialistische Partei, an deren Gründung er 1969 beteiligt war, ohne gewählt zu werden. Für dieselbe Partei kandidiert er 1971, 1975 und 1979 für den Tessiner Grossrat. Nach einer Reihe von Rücktritten wird er im Mai 1972 gewählt, verzichtet jedoch, um seine Tätigkeit als Lehrer nicht aufgeben zu müssen. Er nimmt die Überarbeitung von «Il fondo del sacco» in Angriff und widmet sich wieder dem Verfassen von Gedichten.

1973. Im Frühjahr erscheint die zweite überarbeitete Auflage von «Il fondo del sacco» bei Casagrande.

1974. «Il fondo del sacco» erscheint auf Deutsch, übersetzt von Trude Fein («Nicht Anfang und nicht Ende. Geschichte einer Rückkehr»), zunächst als Fortsetzungsroman in der NZZ und dann in Buchform beim Zürcher Verlag Werner Classen.

1975. Die Erzählung «I funerali di zia Domenica» wird im Sammelband «Pane e coltello» veröffentlicht. In der Zwischenzeit hatte Martini den Text bereits umgeschrieben, erweitert und ihm den Titel «Requiem per zia Domenica» gegeben. Noch vor Ende des Jahres erscheint die neue Fassung bei Werner Classen in der deutschen Übersetzung von Trude Fein («Requiem für Tante Domenica»).

1976. «Requem per zia Domenica» wird auf Italienisch von Il Formichiere in Mailand veröffentlicht.

1977. In den ersten Monaten des Jahres widmet Martini sich dank einer Beurlaubung dem Drehbuch der Fernsehtrilogie «E noi al posto loro?», die vom Schweizer Fernsehen im Herbst 1978 ausgestrahlt wird. Erkrankt, wird er Ende August erneut in Zürich hospitalisiert und kann seine Lehrtätigkeit nicht wieder aufnehmen. «Il fondo del sacco» wird von Jeannine Gehring ins Französische übersetzt («Le fond du sac») und von Bertil Galland in Vevey verlegt. Am 27. Oktober veröffentlicht der Schriftsteller in der Zeitung Cooperazione sein letztes Werk, das Fragment von «In memoria di Ambrogio». Die Entwürfe zu einem neuen Roman werden 1993 von seinem Sohn Alessandro veröffentlicht, der für die unveröffentlichten Texte den Titel «Corona dei Cristiani» wählt.

1979. Martini stirbt am 6. August in Cavergno. Einen Monat nach seinem Tod veröffentlicht Dadò die Sammlung «Delle streghe e d'altro», welche Prosatexte des Autors aus den 1960er und 1970er Jahren versammelt. Die Auswahl und Anordnung des Materials hatte der Autor 1977 noch selbst vorgenommen. Im selben Jahr erscheint das Buch bei Werner Classen, ins Deutsche übersetzt von Susanne Hurni («Fest in Rima. Geschichten und Geschichtliches aus den Tessiner Tälern»).

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Trude Fein

Trude Fein

Trude Fein (1905–1982), geboren in Franzensbad, emigrierte mit ihrem Ehemann Franz Fein, der ebenfalls Übersetzer war, in die Schweiz und wohnte zuletzt in Kilchberg bei Zürich. Sie hat für verschiedene Verlage und für das Radio literarische Werke aus dem Englischen, Französischen und Italienischen übertragen; in der Manesse Bibliothek der Weltliteratur sind in Trude Feins ungemein präzis und stilsicher geprägtem Deutsch Romane und Erzählungen u. a. von Charles Dickens, Walter de la Mare, Jane Austen, Honoré de Balzac, Alphonse Daudet, Emile Zola, Elio Vittorini und Arthur Conan Doyle erschienen. Für diese in ihrem Umfang und ihrer Qualität hochbeachtliche Leistung erhielt sie 1976 vom Regierungsrat des Kantons Zürich eine Ehrengabe.

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LeseprobeS.7-25

P.S., 16. März 2006
altravita.de, 29. März 2006
netzmagazin.ch, 143, Mai 2006
Blick, 17. Juni 2006
Magazin Schweiz, Juli 2006
Tessiner Zeitung, 14. Juli 2006
Die Grüne 15/2006
Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, 28. November 2008
www.bookreporter.de, 27. August 2009
WochenZeitung WOZ, 21. Januar 2010
Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern, 31. Juli 2016
Luzerner Zeitung, 04. September 2017
NZZ am Sonntag, 14. April 2019
Saale-Zeitung, 21. August 2019
Freie Pädagogische Vereinigung des Kantons Bern FPV, Dezember 2021
Sören Heim, 02. September 2022
Pfarrblatt, 29. Juli 2023
Die Zeit, 02. August 2023
SRF, 04. August 2023
NZZ, 04. August 2023
p.s. Buchbeilage, 15. September 2023
SRF Literaturclub, 10. Oktober 2023


 SRF Literaturclub

 

«Wer die Seele des Tessins verstehen will, muss Plinio Martini gelesen haben.» Alexander Grass, Die Zeit

«Plinio Martini hat mit seinem Werk etwas vom Schönsten geschaffen, was die Literatur der italienischen Schweiz hervorgebracht hat.» Roman Bucheli, NZZ

«Der Schriftsteller hilft den Tessinern und Tessinerinnen, nicht zu vergessen, woher sie kommen. Sein Werk ist aber nicht nur lehrreich, sondern auch spielerisch, und es schafft Nähe zum Leser und zur Leserin.» Karoline Thürkauf, SRF

«Das Buch von Plinio Martini ist einer der erstaunlichsten Romane, die in der Schweiz je geschrieben wurden (...) zweifellos ein bedeutender Roman, einer der bedeutendsten, die im Tessin überhaupt schon geschrieben wurden, vielleicht der bedeutendste. Es ist aber auch ein Roman, der im Rahmen der großen gegenwärtigen Erzählliteratur Italiens sich ohne weiteres zeigen darf, etwa neben Carlo Cassola, Elio Vittorini oder Italo Calvino. Der Roman ‹II fondo del sacco› ist glänzend geschrieben, mit einem unfehlbaren sprachlichen Instinkt für das richtige Wort. Mehr noch überrascht er durch die Technik des Erzählens, des‹telescopage du temps› wie es Georges Poulet nennt. Es ist ein vollständiges Ineinanderfließen von zeitlichen und räumlichen Vorgängen. Dieses subtile Spiel der Erinnerungen, Reflexionen und Erinnerungen an Reflexionen steht in einem streng geordneten Aufbau mit den beiden räumlichen Polen Cavergno und Kalifornien. Schließlich gibt es in der neueren Literatur wenige Liebesgeschichten von der Behutsamkeit und Verhaltenheit der Geschichte von Gori und Maddalena. Zart, filigranhaft und unwirklich hebt sie sich ab von dem mit breitem Pinsel hingemalten dunklen Hintergrund von Not, Hunger und Katastrophen.» Konrad Huber, Neue Zürcher Zeitung, 13. August 1972

«Ein eindrücklicher Roman.» NZZ am Sonntag

«‹Nicht Anfang und nicht Ende› ist mit Sicherheit einer der schönsten Romane, die sich jemals dem Tessin widmeten. Plinio Martinis Roman ist eine Pflichtlektüre für den wirklich interessierten Lago-Maggiore-Urlauber mit dem Wunsch, etwas über die tatsächlichen Lebensbedingungen in den ach-so-romantischen Bergdörfchen zu erfahren.» Kai Tippmann, altravita.de

«Der Roman eines Auszugs, ein wichtiges Buch der Schweizer Literatur, wurde zum Glück vom Limmat Verlag wieder neu herausgegeben. Sehr empfehlenswert!» Münstergass Buchhandlung

«Ein Muss für jeden Leser, der vom Tessin mehr als nur die Sonnenseiten kennen lernen möchte.» Magazin Schweiz

«Pflichtlektüre für Tessin-Liebhaber.» Blick

«Ein schöner Roman, den ich allen Beständen wärmstens empfehlen kann.» ekz Informationsdienst

«Der Roman gibt einen authentischen Einblick in die Welt der Bergbauern vor 100 Jahren. Und er vermittelt die innere Kraft, mit der die Menschen ihr Leben gemeistert haben.» Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt

«‹Nicht Anfang und nicht Ende› ist ein trauriges und leidenschaftliches Buch. Ein Buch eines Autors, der völlig zu Unrecht über Jahrzehnte unbeachtet geblieben ist und somit ein ähnliches Schicksal erlitt wie die Menschen, über die er schrieb und wie das Land, das er liebte und an dem er litt. ... Ein eindrucksvolles Buch von einem Autor, der viel zu lange unbeachtet geblieben ist. Dem Limmat Verlag ist zu danken, dass er dem mit der Veröffentlichung der Werke Martinis ein Ende bereitet hat.» www.bookreporter.de

«Martinis ‹Nicht Anfang und nicht Ende› ist ein Literatur gewordenes Stück Sozialgeschichte.» WochenZeitung WoZ

«Die meisterhaften Schilderungen gehen unter die Haut.» Susi Oser, P.S

«Ohne Sentimentalität und Rührseligkeit erzählt der Autor Plinio Martini. Er schreibt in klarer und schlichter Sprache und dennoch voller Poesie und schafft es, ungeheure Anteilnahme für die Menschen zu wecken. Ein zutiefst beeindruckendes Buch.»  Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern

«Die Texte Martinis sind derart von tiefer Melancholie, von verhaltenem Zorn und Trauer geprägt, dass dieser strahlende Sommertag, an dem ein gutes Dutzend Menschen auf den Spuren des Dichters das Tal erkundet, kaum zu ihnen passen will. Doch wer das Valle Bavona nicht kennt, kann die Tiefe, die Schönheit und die Präzision des Werkes von Martini kaum erkennen.»
Luzerner Zeitung

«Eine ergreifende Geschichte von sehnsüchtigem Fernweh und krankhaftem Heimweh.»  Saale-Zeitung

«‹Nicht Anfang und nicht Ende› und ‹Der lange Winter› können an kalten Winterabenden, vielleicht am warmen Kaminfeuer, zum Erlebnis werden.» FPV

«Martinis Bücher zeichnen sich durch ihren dokumentarischen Wert aus, lassen sie doch eine Welt von gestern aufleben.» Beatrice Eichmann-Leutenegger, Pfarrblatt

«Der Schriftsteller hilft den Tessinern und Tessinerinnen, nicht zu vergessen, woher sie kommen. Sein Werk ist aber nicht nur lehrreich, sondern auch spielerisch, und es schafft Nähe zum Leser und zur Leserin.» Karoline Thürkauf, SRF

 

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