Aisha, Mussa, Zawadi ...
Elisabeth Kaestli

Aisha, Mussa, Zawadi ...

Lebensgeschichten aus Tansania

220 Seiten, gebunden, 25 Fotografien, 1 Landkarte, vierfarbig
März 2011
SFr. 34.50, 34.50 €
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978-3-85791-634-2

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Zuhura ruft laut: 'Habari za hapa? – Wie geht’s?', wenn sie mit einem Plastikbehälter voller Reismehlküchlein auf dem Kopf am Gartentor der fremden Weissen vorbeispaziert. 'Wie geht’s?' und 'Willkommen!' begleiten die Autorin durch ihren vierjährigen Aufenthalt in Tansania. Neugierig beobachtet sie das farbenprächtige Leben, das im Freien stattfindet. Und nach und nach fragt sie nach den Lebensgeschichten der Frauen und Männer, denen sie begegnet. Es entstehen dreizehn Porträts ganz unterschiedlicher Menschen: der Wächter, der als Kind Kühe hüten musste und erst mit sechzehn zur Schule gehen durfte, oder die faule Schülerin, die heute mit Begeisterung junge Leute an der Universität unterrichtet. Es sind Geschichten vom harten Überlebenskampf, von der Lebenskunst, mit widrigen Umständen und Mangel umzugehen, von Zuversicht, Zeit-Haben und Herzlichkeit. Ergänzt werden sie durch kurze Texte, in denen die Autorin über ihre Erlebnisse als Weisse im ostafrikanischen Land schreibt.

Elisabeth Kaestli
© Lisa Schäublin

Elisabeth Kaestli

Elisabeth Kaestli, geboren 1945 in Frutigen BE, aufgewachsen in Biel / Bienne. Dolmetscherstudium in Genf und Triest. Ab 1973 als Journalistin für verschiedene Medien tätig. Seit 2000 freischaffende Journalistin und Autorin.

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Einleitung

Aisha Mohamed Ali, 1956
Das Wasser mussten wir gut drei Kilometer weit weg holen

Von Dar es Salaam nach Dodoma

Zawadi Richard, 1972
Es ist schwer zu glauben, aber fur mich gibt es Angriffe von Damonen

Benedict Mohamed Sokoi, 1941
Zum ersten Mal sah ich unsere Fahne im Wind flattern

Unsere Wächter

Yoram Lusinde, 1942
So hutete ich das Vieh, anstatt in die Schule zu gehen

Tansanische Patchworkfamilie

Susan Lyaro, 1959
Wer Schuhe trug, wurde von den anderen Kindern schief angeschaut

Als Weisse in Dodoma

Zuhura Eliasa Ugali, 1958
Mir gefiele es, Geschaftsfrau zu sein

Fatehally Karim Bhaloo, 1933
Die ganze Verwandtschaft hielt zusammen

Auf der Suche nach einem Spulkasten

Paulina Mbabala, 1959
Sie boten siebenundzwanzig Kuhe als Brautpreis

Von Religion und Hexerei

Mussa Motto, 1966
Ich bin noch nicht zufrieden mit dem, was ich erreicht habe

Der Wert von Wasser

Einleitung

Wollen wir nach Tansania gehen? In Dodoma wird im Herbst eine Stelle frei , verkundete mein Ehemann an einem Fruhlingstag im Jahr 2006. Naturlich wollte ich. Ich erinnerte mich noch gut an unsere Reise von 1983, als wir die Produktionsstatte des Ujamaa- Kaffees in Bukoba am Victoriasee besuchten. Das Land war damals okonomisch am Boden, die Ladenregale waren leer, Autos verkehrten mangels Kraftstoff kaum, das sozialistische Experiment unter Staatsprasident Julius Nyerere war gescheitert. Nun erhielt ich dreiundzwanzig Jahre spater die Moglichkeit, zu erleben, wie sich Tansania gewandelt hatte. Was ist aus dem Land geworden, das 2011 funfzig Jahre Unabhangigkeit feiert? Diesmal war es nicht nur eine Arbeitsreise, die ich begleiten konnte, diesmal kamen wir als Bewohner auf Zeit ins Zentrum des Landes, in die politische Hauptstadt Dodoma: Mein Mann arbeitete ab Herbst 2006 fur die Rural Livelihood Development Company , eine von der Direktion fur Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanzierte Organisation.

Tansania faszinierte und verwirrte mich als Neuankommling aus dem Norden. Die afrikanische Farbenpracht und all das Leben, das im Freien, in der Offentlichkeit, stattfindet, ergossen sich wie eine Wundertute uber mich. Auf Schritt und Tritt begegnete ich neuen, fremden Bildern und Szenen. Ich war staunende Beobachterin in einer fur mich fremden Welt, ich verstand weder die Sprache, noch waren mir die Alltagsgewohnheiten der Einheimischen vertraut. Vier Regenzeiten und drei Trockenzeiten lebte ich in Dodoma und lernte in kleinen Schritten etwas uber dieses Land und die Menschen. Mit der Zeit verstand und sprach ich auch etwas Kiswahili, genug, um einzukaufen und kleine Alltagsgesprache zu fuhren. Dank der englischsprachigen tansanischen Presse konnte ich mich zudem uber Politik, Wirtschaft, Kultur, Unfalle und Verbrechen im Land informieren. Ich las uber AIDS-Kampagnen, den Kampf gegen Malaria, die Viehseuchen, die Morde an Albinos und an alten Frauen, die als Hexen denunziert wurden, uber politische Skandale und Korruption, uber Strom- und Wasserprobleme, Verkehrsunfalle, verzogerte Strassenbauprojekte, uber die katastrophale Hafenbewirtschaftung und vieles mehr.

Ebenso sehr interessierte mich, wie meine Nachbarinnen und Nachbarn ihren Alltag bewaltigen, wie sie mit einem Lohn von umgerechnet rund hundert Schweizer Franken leben konnen und wie das soziale Gefuge in den Grossfamilien funktioniert. Ich wollte erfahren, wie sich das sozialistische Experiment von Nyerere, dem ersten Prasidenten des unabhangigen Staates, konkret im Leben der Menschen ausgewirkt hatte.

Oft fragte ich mich, wie die Menschen in Tansania und uberhaupt in Afrika den Spagat zwischen moderner Technologie und einfachstem Leben ohne Strom und Wasser aushalten. Das Plakat einer lokalen Telefongesellschaft zeigte monatelang einen Massai-Hirten im traditionellen, rot karierten Tuch, mit einem Handy am Ohr. Diese Werbung ist fur mich ein Sinnbild fur die enormen Gegensatze, denen die Leute in diesem Land ausgesetzt sind.

Mit Hilfe einer Ubersetzerin begann ich, Leute aus meinem wachsenden Bekanntenkreis uber ihr Leben zu befragen. Die Italienerin Giovanna Moretti lebt seit 1998 in Tansania. Sie hat fur mich nicht nur sprachliche, sondern oft auch kulturelle Ubersetzungshilfe geleistet. Die Geschichten, die uns erzahlt wurden, offneten mir Turen zu einem besseren Verstandnis der Lebensweise in Tansania. Gewiss, mein europaischer Hintergrund setzte dem Verstehen Grenzen, und manchmal gebot mir der Respekt vor der anderen Kultur, nicht weiter nachzuhaken. So sind die wiedergegebenen Geschichten als Mosaiksteine zu verstehen, die ein farbiges und lebendiges, wenn auch nicht abgeschlossenes Bild eines Landes und seiner Menschen zeichnen.

Der Abschied von Tansania im Fruhjahr 2010 fiel mir schwer, die Herzlichkeit der Menschen, ihr ansteckendes Lachen, ihre Fahigkeit, mit widrigen Umstanden und mit Mangel umzugehen, ihre Zuversicht und ihr Zeit-Haben sind Lebenskunste, die ich vermisse.

Elisabeth Kaestli, Herbst 2010
NZZ am Sonntag, 26.Juni 2011
Afrika-Bulletin, 1. November 2011
Eine Welt (DEZA-Magazin), Dezember 2011
Freundeskreis Bagamoyo, Januar 2012

«Die Menschen erzöhlen von ihrer Herkunft, vom Alltag von der Kunst, auch unter widrigen Umständen ein fröhliches Leben zu führen. Ein riech bebildertes farbiges Buch voller Zuversicht, mit viel lachenden (und ein paar ernsten) Menschen.» NZZ am Sonntag

«Kaestli bringt uns das Leben der Menschen und die Probleme des Landes näher und schafft damit, was viele Statistiken nicht vermögen: Verständnis.» Afrika-Bulletin

«Es sind mit Fotos angereicherte Geschichten vom harten Überlebenskampf, von der Lebenskunst, mit widrigen Umständen und Mangel umzugehen, von Zuversicht, Zeithaben und Herzlichkeit.» Eine Welt

«Fazit: Das Buch ist ein ‹Muss› für alle, die in Tansania nicht nur ‹Urlaub› machen wollen.» bagamoyo.com

Bilder aus diesem Buch sind auch als Postkarten erschienen.

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