Moritz Leuenberger
Lüge, List und Leidenschaft. Ein Plädoyer für die Politik
Unterlegt mit vierzehn Reden
1., Aufl., Oktober 2007
978-3-85791-544-4
Gehören die Lüge und die Intrige zur
Politik? Viele sind davon überzeugt – an
Stammtischen und an Universitäten.
Moritz Leuenberger zeigt mit konkreten
Beispielen aus der politischen Praxis,
dass in der Politik getrickst und betrogen
wird wie im beruflichen und privaten
Leben auch. Er weist aber nach, dass in
der Politik keine andere Moral gelten
muss als im privaten Leben.
Moritz Leuenberger hinterfragt das
Verhältnis von Ethik und Politik und
sucht nach Antworten. Er erklärt nicht,
wie Institutionen funktionieren, sondern
beschreibt, wie er Politik erlebt,
schildert die Gewissenskonflikte, in welche
ihn die Tagespolitik führt.
Entstanden sind ein Lehrstück über
das Funktionieren der Demokratie und
ein persönliches Dokument des politischen
Engagements. Ein glaubwürdiges
Plädoyer für die Politik.
© Urs Bucher (EQ Images)
Moritz Leuenberger
Moritz Leuenberger, geboren 1946. Bundesrat, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (uvek). 2001 und 2006 Bundespräsident. Rücktritt aus dem Bundesrat am 31. Oktober 2010.EIN PLÄDOYER FÜR DIE POLITIK
1. Der schlechte Ruf der Politik
2. Das Öffentliche und das Private
3. Politik als Kunst der Macht
4. Überzeugung und Kompromiss
5. Die öffentliche Meinung bewegen
6. Gefühl und Verstand
7. Religion, Kultur und Kunst
8. Ethik und Moral
9. Eine besondere Ethik für die Politik?
10. List und Lüge
11. Die Ethik in der Demokratie: Den Staat gestalten
REDEN
Dank an Cicero
Die Eröffnung eines Regenwaldes
Die Macht des Wortes
Rede über die List in der Politik
Die Wiederkehr des Religiösen in die Politik
Eine Dreifaltigkeit für die Wirtschaft! – Welche?
Mit Wiener Walzer und Kuckucksuhren gegen den Krieg?
Die Prättigauer Harfe
Vom Wert der Schuld
Eine Münze in die Mütze des Bettlers? Oder besser nicht?
Eine Rede über die Sprache
Soll der Staat das Glück der Menschen fördern?
Wozu brauchen wir Parteien?
Ein Gott, ein Schalk und die heilige Quote
PROVOZIERT VON BLOGGERN UND PROFESSOREN
Zu diesem Buch animierten mich eine Gymnasiastin, ein junger Gemeindeparlamentarier und zwei Professoren.Die Gymnasiastin fragte in einem Brief, wie ich es psychisch aushalte, ständig Kompromisse eingehen zu müssen. Der Gemeindeparlamentarier verzweifelte in meinem Blog an seiner mangelnden Durchsetzungskraft gegenüber verkrustetem Denken. Der Literaturprofessor bezieht sich auf den Soziologieprofessor und behauptet, in der Politik sei man gezwungen zu lügen.
Sie haben mich dazu veranlasst, über die politische Welt, in der ich lebe, nachzudenken und mich zu erklären.
Ja, in der Politik wird gelogen. Ich weiss, wie im politischen Alltag um Macht und Einfluss gekämpft wird. Trotzdem bin ich gerne Politiker und will auch andere davon überzeugen, sich politisch einzubringen. Warum mache ich das? Ich will nicht einfach mit dem uneigennützigen Einsatz für die öffentliche Sache argumentieren, mit dem edlen Kampf für eine bessere Welt. Das wäre wohl schon eine kleine Lüge, denn Politiker drängen doch auch für ihre eigenen Interessen in das öffentliche Rampenlicht, und sei es auch nur, weil sie gefallen wollen oder Freude an der Macht haben.
Ja, in der Politik kann man die eigene Gesinnung oft nicht durchsetzen und muss Zugeständnisse machen. Trotzdem bin ich zutiefst überzeugt von der Notwendigkeit des Kompromisses und halte nichts vom Kult der Kompromisslosigkeit. Ohne Kompromiss gäbe es die Eidgenossenschaft nicht, ohne Kompromiss könnte es gar keinen Frieden geben.
Ja, in der Politik kann einer allein kaum etwas bewirken, und sein sachliches Argument allein bewegt selten etwas. Politik lebt von Stimmungen und Gefühlen. Wer gehört werden will, muss den Weg in die Medien finden und sich inszenieren.
Das alles war Politik schon immer, und das darf sie auch sein, aber nicht nur, denn Politik ist mehr. Was ist Politik? Was rechtfertigt die grosse Leidenschaft, die viele für sie aufbringen?
Ich erkläre nicht, wie Institutionen funktionieren, sondern beschreibe mit Beispielen, wie ich Politik erlebe, schildere Gewissenskonflikte, in welche die Tagespolitik führt. Ich trete der These entgegen, wonach die Ethik in der Politik eine andere sei als diejenige im privaten und beruflichen Alltag, und ich folgere daraus, dass der politische Einsatz sowohl eine Tugend der Demokratie als auch eine persönliche Bereicherung ist, auch wenn er mit der Gefahr verbunden ist, sich die Hände schmutzig zu machen.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, die sich gegenseitig ergänzen: Im ersten Teil, im «Plädoyer», stelle ich Gedanken, zu welchen ich in Diskussionen an Schulen und an öffentlichen Veranstaltungen gelangt bin oder die ich in Reden entwickelt habe, in einen systematischen Zusammenhang.
An solchen Anlässen kann auf ein einzelnes Thema anschaulicher und auch unterhaltender eingegangen werden. Deswegen werden einige Überlegungen des Plädoyers in einem zweiten Teil mit vierzehn Reden unterlegt. Auf sie wird jeweils verwiesen. Wer also einen skizzierten Bereich gründlicher und aus anderen Blickwinkeln ausgeleuchtet haben will, kann sich der entsprechenden Rede zuwenden – während oder nach der Lektüre des Plädoyers. Einige Verweise beziehen sich auf Reden in meinen anderen beiden Büchern.
«Leuenbergers Texte sind keine linken Pamphlete – vielmehr feinsinnige Elaborate eines politisierenden Philosophen, der sich der demokratischen Konsensfindung zutiefst verpflichtet fühlt.» Neue Zürcher Zeitung
«Leuenbergers ‹Plädoyer› ist eine durchaus lesenswerte und sehr versöhnliche Reise durch die Irrungen und Wirrungen eines Politikers, dem offenkundig das Ansehen seiner Profession am Herzen liegt. Das Traktat ist gespickt mit zahlreichen Zitaten namhafter Dichter und Denker, mit Verweisen auf die im Anschluss abgedruckten vierzehn Reden (von ‹Cicero› bis ‹Gottschalk›) sowie mit Fragen und Antworten aus Leuenbergers Internet-Blog.» Neue Zürcher Zeitung
«Dass das Buch just in der Endphase des Wahlkampfes erscheint, bezeichnete Leuenberger als Zufall. Mit dem Wahlkampf zu tun habe es zudem höchstens dadurch, dass sein ‹Plädoyer für die Politik› ein Plädoyer für eine ganz bestimmte Politik sei, für eine Politik des Dialogs.
Wenn sein Text aber den Glauben an die Politik stärke und Menschen zu öffentlichem Engagement motiviere, dann spiele das Buch durchaus auch seine Rolle im laufenden Wahlkampf und darüber hinaus, so Leuenberger.
Seine Ausführungen im Buch bleiben aber dennoch keineswegs auf einer philosophischen Ebene: Mit gut nachvollziehbaren Beispielen aus der Schweizer Politik schafft es Leuenberger, seine Gedanken allgemein verständlich zu formulieren.
Leuenbergers drittes Buch ist auch eine Art Lexikon, wie der derzeit amtsälteste Bundesrat zur Politik und zur Macht steht. So ist sein ‹Plädoyer für die Politik› gespickt mit Verweisen auf die vierzehn Reden, die im zweiten Teil des Buches abgedruckt sind.» SF Tagesschau
«Das neue Buch von Moritz Leuenberger ist klug und angenehm altmodisch. Das Buch wird den Wahlherbst überdauern, denn es enthält nur ganz wenige tagespolitische Seitenhiebe. Wer eine Abrechnung mit anderen Bundesräten erwartet, wird enttäuscht sein. Moritz Leuenberger macht die Probleme in Bern nicht grösser als sie sind. Sondern kleiner. Indem er sie einordnet in die Geistesgeschichte der letzten zweitausend Jahre. Die feinen Zwischentöne des Buches heben sich wohltuend ab von den plakativen Sprüchen des übrigen Wahlkampfs.» Blick
«In der Hektik des Wahlkampfs ein ruhiges Buch. Ein Linker verteidigt ohne Wenn und Aber die Konkordanz, während Politiker der Mitte lavieren.» SonntagsZeitung
«Mit seinem engagierten Buch setzt sich Moritz Leuenberger für die ‹Politik als Tugend der Demokratie› ein, für eine Arbeit, die oft anstrengend, aber auch bereichernd ist. Lesenswert!» Kommunal Magazin