Usama Al Shahmani
Im Fallen lernt die Feder fliegen
Roman
5. Aufl., August 2020
978-3-03926-002-7
«Ein feinsinniges, weises, poetisches Buch.» NZZaS
Die irakischstämmige Aida verleugnet ihre Herkunft, was immer wieder zu Streit mit ihrem Freund führt. In ihrer Not setzt sie sich hin und beginnt aufzuschreiben, was sie nicht sagen kann. Geboren in einem iranischen Flüchtlingslager, kam sie mit ihren Eltern und der älteren Schwester in die Schweiz. Die Mädchen gehen zur Schule, aber ihre Eltern kommen mit dem westlichen Alltag nicht zurecht und verklären mehr und mehr ihre Heimat. Der Vater, ein konservativer Theologe, beschliesst schliesslich, mit der ganzen Familie in den Irak zurückzukehren. Aber was für die Eltern die Heimat ist, die sie einst verlassen haben, ist für die beiden Schwestern ein fremdes Land. Als die Ältere verheiratet werden soll, fliehen sie nun ihrerseits und gelangen als unbegleitete Minderjährige in die Schweiz. Aber auch sie lässt die Vergangenheit nicht los.
Wieder gelingt es Usama Al Shahmani, vielschichtig von der grossen inneren Anstrengung von Flüchtlingen bei ihren Integrationsbemühungen zu erzählen und dabei immer ein Fenster zur Hoffnung offenzulassen. Und nicht zuletzt überwindet er selbst die Mühsal des Exils durch das Verschmelzen der arabischen mit der westlichen Kultur im Erzählen.
Usama Al Shahmani
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasirija), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. Er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks fliehen musste und in die Schweiz kam. Er übersetzt ins Arabische, u. a. «Fräulein Stark» von Thomas Hürlimann, «Der Islam» von Peter Heine und «Über die Religion» von Friedrich Schleiermacher. Seit 2021 ist er Literaturkritiker beim «Literaturclub» des Schweizer Fernsehens SRF. Sein erster Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» wurde mehrfach ausgezeichnet und war u. a. für das «Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels» nominiert. Seither sind die Romane «Im Fallen lernt die Feder fliegen» und «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» erschienen. 2022 nahm er mit seinem Text «Porträt des Verschwindens» an den 46. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Usama Al Shahmani lebt in Zürich.
Auszug aus «Bruchholz»
Ich liebe es mehr, auf Arabisch zu schreiben als zu lesen. Wenn ich den Kugelschreiber von rechts nach links gleiten lasse, versuche ich, den Buchstaben viel Raum anzubieten auf dem weiten Papier. Mein Vater hatte uns viel von der Kunst der arabischen Kalligrafie beigebracht. Er hatte kleine Texte und Gedichte gezeichnet. «Jedes Mal, wenn ich einen Text mit dem Wort watan, Heimat, schreibe, habe ich das Gefühl, dass der Euphrat mitten durch das Papier fließt. Der Euphrat bewässert die Buchstaben, reißt die traurigen Worte in seinem Strom mit und lässt die Verben leuchten wie das Spiegelbild der Sterne auf dem Fluss, wenn er zur Ruhe gekommen ist», schrieb er. Ich beobachtete ihn und las wie er. Einmal betrat mein Vater den Raum, als ich gerade einem imaginären Publikum eine seiner Handschriften vorlas. Ich fühlte mich ertappt, und es war mir peinlich. Aber er lachte nur herzlich, weil er bemerkt hatte, dass ich meine Kuscheltiere als Publikum versammelt hatte und ihnen das arabische Gedicht vortrug.
Heute noch tue ich das manchmal. Ich sage laut Gedichte auf und stelle mir das Publikum dazu vor. Oder ich trage sie Bäumen vor oder Spielzeugen, welche die Kinder in einem Sandkasten vergessen haben, oder leeren Stühlen im Gruppenraum der Bibliothek oder Tieren auf einem Spaziergang. Hauptsache ein Publikum, das mich nie fragt, seit wann ich in der Schweiz bin oder wo meine Familie ist. Ein Publikum, das versteht, dass das Wort watan für mich trocken bleibt, egal wie viele Flüsse hindurchfließen. Beim Vortragen sehe ich das Gesicht meines Vaters vor meinen Augen.
aus-erlesen.de, 20. August 2020
NZZ am Sonntag, 30. August 2020
Schweizer Buchhandel, August 2020
ch Medien, 3. September 2020
srf.ch, 6. September 2020
Radio SRF 1 Buchzeichen, 8. September 2020
Radio SRF 2 Kultur kompakt, 9. September 2020
Schweizer Buchjahr 2020
NZZ am Sonntag, 1. November 2020 (Beitrag des Autors)
literaturundkunst.net, November 2020
WDR5, 7. November 2020
wortmax.de, 9. November 2020
Magazin SozialAktuell, November 2020
Akzente PHZH, Heft 4/2020
Der Evangelische Buchberater, Heft 4/2020
Literaturblog Sabine Ibing, 31. Dezember 2020
literaturblatt.ch, 10. Januar 2021
freundin, 27. Januar 2021
literaturkritik Rezensionsforum, Februar 2021
lieslos Blog, 19. Februar 2021
Qantara.de, 01. April 2021
kontinente Buchtipps, Mai 2021
Deutschlandfunk Kultur, 21. Mai 2021
synnecta.com
Pfarreiblatt Luzern, Juli 2021
Am Erker 81, Oktober 2021
iz3w, November 2021
Radio Voralberg, 24. März 2022
Tages-Anzeiger, 24. Juni 2022
W_orten & Meer
Sören Heim, 22. August 2022
p.s. Buchbeilage, 15. September 2023
W24, 17. November 2023
Literaturpodcast "Flausen" mit Caroline Callies und Usama al Shahmani / Literaturhaus Stuttgart
«Ein Feuerwerk der leisen Gefühle. Ein wunderbar poetischer Roman, der jegliche Klischees einer Flucht außen vor lässt. Was Flucht mit Menschen macht, wird mit sensiblen Worten und nie gekannter Sprachgewalt dargestellt.» aus-erlesen.de
«Usama Al Shahmani hat ein feinsinniges, weises, poetisches Buch geschaffen, dem das Hin und Her zwischen Arabisch und Deutsch eingeschrieben ist.» NZZ am Sonntag
«Dieses Buch ist keine Geschichte aus 'Tausendundeiner Nacht', es ist eine Geschichte der Liebe zum eigenen Leben, wo immer es auch gelebt werden kann oder muss.» Dieter Langhart, Tagblatt
«Der Roman rückt die Sprache ganz ins Zentrum, oder vielmehr den schmerzhaften Verlust der Sprache, wie er Menschen in der Fremde bisweilen widerfährt. Er ist eine Hommage an die heilende Kraft des Erzählens.» Felix Münger, srf.ch
«'Im Fallen lernt die Feder fliegen' ist ein passender Roman zur Debatte um Begriffe wie Heimat, Kultur, Integration sowie dem politischen Umgang mit Migration.» Michael Lünstroth, thurgaukultur.ch
«Seine Erzählungen sind mitreissend, tiefgründig und voller Humor.» Barbara Hettich, St.Galler Tagblatt
«Al Shahmani erzählt in einem ruhigen Ton und oft schnörkellos, doch bedient er sich andererseits vielen, meist bildreichen Vergleichen.» letteratura
«Ein berührender Roman über die Folgen von Flucht und Exil, einmal aus weiblicher Sicht.» Daniel Neuenfeld-Zvolsky, ekz.bibliotheksservice
«Mein aktuelles Lieblingsbuch.» Janka Wüest, Schweizer Buchhandel
«Das geht unter die Haut, so präzise und hautnah über die Migration und Entfremdung zu lesen, voller Spannung eine uns fremde Kultur kennenzulernen, nicht zuletzt durch die erzählerische Kunst der poetischen Verbindung der arabischen mit der westlichen Kultur. Usama Al Shahmani gelingt es, feinfühlig von den schwierigen Erfahrungen von Flüchtlingen bei ihren Integrationsbemühungen zu erzählen und ein Fenster zur Hoffnung offen zu lassen.» Ingrid Isermann, literaturundkunst.net
«Usama Al Shahmani rückt Fragen nach der Rolle von Heimat, Herkunft und Identität in den Mittelpunkt.» Renate Bojanowski, wortmax.de
«Ein Erinnerungsbuch mit verblüffenden Beschreibungen innerer Vorgänge und nüchternen Analysen von Alltagsrassismen und struktureller Demütigung in der Schweiz, unterlegt mit dem starken Plot einer Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Exil-Irakerin.» Erik Altorfer, Akzente PHZH
«Eine inhaltlich und literarisch ansprechende Geschichte über die Härten der Migration, die Unterschiede der Kulturen und die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen» Rüdiger Sareika, Der Evangelische Buchberater
«Usama Al Shahmani verknüpft Themen, die untrennbar mit einer Migration verbunden sind, zu einem Netz ganz unterschiedlicher Gefühle und Erfahrungen. Er tut es in einer Sprache, die beeinflusst ist von der arabischen Muttersprache, Wörter und ihre Bedeutungen in die neue Sprache hineinträgt und sich poetisch mit ihr verbindet – nicht nur im wunderbaren Titel. Ein kluges und einfühlsames Buch, das Gründe für eine Flucht auch dann verstehbar macht, wenn sie nicht nur in Krieg, Gewalt und Elend liegen.» Christiane Schwalbe, neue-buchtipps.de
«In zarter Sprache erzählt uns der Schweizer-Autor irakischer Herkunft poetisch und bilderreich die Geschichte von der jungen Frau Aida, die im Spannungsfeld zwischen Heimat und Familie und dem Schweizer Exil ihren Weg finden muss.» 15. Cave littéraire, Buchhandlung zur Rose St. Gallen
«Die Sprache von Al Shahmani ist eindringlich, teils von arabischer Blumigkeit durchsetzt. Es ist ein empathisches Buch voller Menschlichkeit und Schmerz. Ein Buch, das hilft zu verstehen, mit wie viel Schwierigkeit Integration verbunden ist.» Sabine Ibing, Literaturblog
«Wie viel Poesie, Tiefe und Hoffnung auch im zweiten Roman von Usama Al Shahmani stecken, verrät schon dieser wunderschöne Titel.» Cécile Cohen, freundin
«Usama Al Shahmani hat einen fesselnden Roman über das Schweigen und die Kraft der Erinnerung geschrieben, die manchmal selbst Heimatverlust und Entwurzelung zu überwinden vermag.» Volker Kaminski, qantara.de
«‹Im Fallen lernt die Feder fliegen› hat mich tief beeindruckt, vor allem auch sprachlich.» Barbara Sohm, Radio Voralberg
«Einer der wichtigsten Exilautoren der Schweiz» Nora Zukker, Tages-Anzeiger
«Der Roman ist eine unglaublich ergiebige Quelle für die Möglichkeiten von poetischer Ausdrucksweise im Deutschen – einfach grandios, wichtig und wunderschön! Es ist schon rein stilistisch eine unglaubliche Lesefreude. Literatur, die nicht wichtiger sein könnte!» Lann Hornscheidt, W_orten & Meer
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