Wendel von Euw. Erlenbüel
Meinrad Inglin

Wendel von Euw. Erlenbüel

Meinrad Inglin – Gesammelte Werke in Einzelausgaben [8]

376 Seiten, Leinen
Januar 1991
SFr. 24.–, 26.– €
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978-3-85791-662-5

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Schlagworte

Literatur
     

Vierzig Jahre liegen zwischen den beiden Heimkehrromanen, die ein Grundthema Inglins variieren: Wendel von Euw und Silvester Vonbüel kehren aus freiem Entschluss und materiell unabhängig an den Ort zurück, den sie in sehr jungen Jahren als Versager verlassen haben; der Versuch, sich unter Bewahrung der inneren Freiheit in die bürgerliche Umwelt zu integrieren, misslingt in beiden Fällen.

Meinrad Inglin
© Keystone / Photopress Archiv

Meinrad Inglin

Meinrad Inglin (1893–1971) aus Schwyz zählt zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern. Nach Abbruch einer Uhrmacher- und Kellnerausbildung sowie des Gymnasiums studiert er Literaturgeschichte und Psychologie in Genf und Neuenburg. Arbeit als Zeitungsredaktor und ab 1923 als freier Schriftsteller. Für sein Werk (vor allem Romane und Erzählungen, einzelne Aufsätze, Notizen und eine Komödie) wurde Inglin vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grossen Schillerpreis und dem Gottfried Keller-Preis.

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«Legen Sie Ihre Sachen hier auf den Tisch!»

I.

«Legen Sie Ihre Sachen hier auf den Tisch!»

«Verzeihung», gab ich zurück, «ich habe nicht die Absicht, ich länger aufzuhalten, ich werde Sie im Gegenteil jetzt sogleich wieder verlassen, und somit ist kein Grund vorhanden, meine Sachen abzulegen.»

«Ob Sie sich hier aufhalten werden oder nicht, kommt vorläufig noch ganz auf mich an. Aber wenn Sie mit Ihrem Plunder dastehen wollen ... meinetwegen. Ihre Personalien!» «Personalien? Personalien! Hm! Wenn das heißt, Sie möchten alles wissen, was mit meiner Person zusammenhängt, so, erlauben Sie, finde ich das etwas weitgehend...» «Schwatzen Sie keinen Unsinn! Wie heißen Sie?» «Ach so!» sagte ich und blickte mit einer Miene, als ob ich erst jetzt begriffen hätte, den Polizeimann an, der da in der dürftig erhellten Wachtstube des Gemeindehauses an einem rohen Tische saß und mich mit unverschämten Augen musterte. Wie ich heiße, das ist ganz nebensächlich», gab ich zur Antwort. «Und selbst wenn es wichtig wäre, könnte ich durchaus keinen Grund finden, mich Ihnen vorzustellen.» «Was fällt Ihnen eigentlich ein?» rief er entrüstet, fuhr vom Tische auf und sah mich streng an. Es war ein kleiner, ziemlich fester Mensch mit einem vollen, ganz gewöhnlichen Gesicht, das der Intelligenz noch Güte verriet, sondern eher einen gewissen dünkelhaften Hochmut. Solche Menschen waren mir von je- sehr zuwider, besonders wenn sich ihr überhebliches Benehmen auf ein Amt stützte, das sie mir gegenüber in Vorteil setzte 3 ihnen einen Schein von Recht verlieh. «Wenn Sie frech werden, lasse ich Sie augenblicklich abführen», fügte er hinzu, indem er mich unausgesetzt auf seine lächerlich überlegene Art anglotzte. Darauf setzte er sich und befahl barsch: «Ihr Name!»

Neue Zürcher Zeitung


«Gäbe es von Meinrad Inglin nicht den ‹Schweizerspiegel›, so wäre man versucht zu sagen, ‹Erlenbüel› sei sein reifster, besinnlichster Roman. Sein heiterster jedenfalls ist es. Er hat den Verlauf des Märchens und meistert mit Eleganz den vorgelebten Stoff einer Schildbürgeriade. Das Reizende an Autor und Geschichte ist, dass nicht polemisiert, sympathisiert, Partei genommen wird. Nirgends überbordet der Fluss der Erzählung, nie versandet er, gemächlich treibt er dahin, dem Leben Erlenbüels entsprechend, das einzig durch Silvesters Auftauchen, Handeln und Verschwinden wie durch eine Stromschnelle in Unruhe versetzt wird. Dass der Märchenschlaf nicht erneut zum Sieger wird, dafür wird die Klatschbase Henriette Aberlen mit ihrer bösen Zunge sorgen. Die Moral von der Geschichte ist diese selber, gleich von Anfang an, bis zu dem bravourösen Ende. Es ist eine Geschichte unmittelbar aus unsrer Zeit, voll fruchtbarer Anspielungen und Parabeln, die kalaidoskopisch den Handel auflockern.
...
Der Autor hat alles mit Augen gesehen, und dass er sich daran erlabt hat, spürt der beglückte Leser, dem dauernd kristallklare ‹Schweizerspiegelehen› vorgehalten werden, von denen ein jeder ein messerscharf gestochenes, bedenkenswertes Bildchen liefert.» Neue Zürcher Zeitung

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