Stadt in Flammen
Walter Hauser

Stadt in Flammen

Der Brand von Glarus im Jahre 1861

152 Seiten, gebunden, 32 Abbildungen, eine Stadtübersicht, Fotos und Dokumente
April 2011
SFr. 34.50, 38.– €
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978-3-85791-630-4

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Nach einer bewegten Landsgemeinde brach in der Nacht vom 10./11. Mai 1861 im Stall neben Ratsherr Tschudis Haus ein Feuer aus. Starker Föhn blies, und das Feuer führte zur grössten Katastrophe des noch jungen Bundesstaats. Der Brand löste in der ganzen Schweiz und im Ausland eine unvorstellbare Solidaritätswelle aus. Mit der Bahn wurden Tonnen von Lebensmitteln, Decken und Kleidern angeliefert, die Geldspenden erreichten eine Rekordsumme. Es war die erste 'Glückskette' der noch jungen Nation. Sogar der Papst und Kaiser Napoleon iii. reihten sich unter die Spender ein. Zum ersten Mal wird der Brand von Glarus umfassend in einem Buch dargestellt: die Brandursache, der genaue Hergang, das Medienereignis – die 'Times' in London war gleichzeitig mit den Bürgern von Elm informiert–, die Hilfsaktion und der Wiederaufbau. Und wie bereits bei 'Der Justizmord an Anna Göldi' hat Walter Hauser viele neue Dokumente gefunden, welche die Vorgänge in der Brandnacht in neuem Licht erscheinen lassen.

Walter Hauser
© Ursi Schnyder-Mahr

Walter Hauser

Walter Hauser (1957–2022), aufgewachsen im Kanton Glarus. Dr. iur., Ex-Kantonsrichter, langjähriger Redaktor u. a. bei der «Sonntagszeitung» und beim «Sonntagsblick». Gründer und Stiftungsratspräsident der Anna-Göldi-Stiftung, die sich gegen Justiz- und Behördenwillkür engagiert und 2017 das Anna Göldi Museum in Glarus eröffnete.

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Glarus 1861

Das «Donner-Jahr»

Die Brandnacht

Die Opfer und weitere Schicksale

Die mutmasslichen Brandstifter

Vom Natur- zum Medienereignis

Grenzenlose Solidarität

Vielfältige Wohltätigkeit

Die Verteilung der Spenden

Aufräumen und neues Leben

Wie Phönix aus der Asche

Feuerpolizeiliche Vorreiterrolle

Geburtsstunde des modernen Versicherungswesens

Sturmgeläut zum Gedenken

Quellen & LIteratur

Glarus 1861

Das Leben in den verwinkelten Gassen pulsierte, die Fabriken und das Gewerbe hatten Hochbetrieb. Und sonntags spielten Musikkapellen zum Tanz auf. So präsentierte sich der Kantonshauptort am Fuss des Glärnisch vor dem grossen Brand.

Heute zählt Glarus rund sechstausend Einwohner, ist also streng genommen ein Dorf. Doch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte der Ort eine erstaunliche Wandlung. Aus dem verträumten Flecken wurde ein selbstbewusster Kantonshauptort. Neue Gebäude entstanden: das Gemeindehaus, das Regierungsgebäude und das Schützen- und Gesellschaftshaus. 1859 nahm die Bahnlinie ihren Betrieb nach Glarus auf und wurde zum Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung.

Die Stadt wuchs wie noch nie. Innert dreissig Jahren nahm die Bevölkerungzahl von 3765 auf 4797 Einwohnerinnen und Einwohner zu, die Zahl der Wohnungen verdoppelte sich. Neue Quartiere entstanden rund um den Ortskern.

Auch mit der Textilwirtschaft ging es nach vorübergehender Krise wieder bergauf. Sie machte viele wohlhabend. Das steuerbare Vermögen der Gemeinde Glarus vervierfachte sich in sechzig Jahren von fünf auf zwanzig Millionen Franken. In den letzten dreissig Jahren sei mehr geschaffen worden als in den Jahrhunderten zuvor, sagte Gemeindepräsident Niklaus Tschudi (1814–1892).

Stolz präsentierte sich Glarus noch 1860 der schweizerischen Öffentlichkeit bei zwei Anlässen von nationaler Bedeutung: dem eidgenössischen Festschiessen und dem fünzigjährigen Jubiläum der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (sgg). Im Juni 1860 kamen Hunderte von Schützen aus der ganzen Schweiz mit der Eisenbahn nach Glarus. Sie wurden im fahnengeschmückten Kan8 tonshauptort mit Begeisterung empfangen. Gemeindepräsident Tschudi eröffnete das Zeremoniell und feuerte den symbolischen ersten Schuss ab. Abends hielt er im Saal des Schützenhauses vor tausend Gästen eine patriotische Rede, die an die Gründung des schweizerischen Bundesstaates im Jahr 1848 erinnerte und die Bedeutung des Gewehrs als Nationalwaffe hervorhob. Die Volksbewaffnung sei die Grundlage für die die Verteidigung des Vaterlandes, sagte Tschudi im Brustton der Überzeugung.

Im September 1860 war Glarus erneut in Festlaune. Die 1810 gegründete Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft feierte ihr fünfzigjähriges Bestehen. Nach dem Jubiläumsakt im Regierungsgebäude begaben sich die Gäste bei herrlichem Sonnenschein in den südlichen Kantonsteil zum Bad Stachelberg, eines der berühmtesten Hotels des Landes, wo der europäische Adel ein und aus ging. Die Teilnehmer waren beeindruckt von der Industrialisierung des Glarner Grosstales und der Vielzahl von Textilfabriken, die sich entlang der Linth aneinanderreihten. Vor ihrer Rückkehr in die Heimatkantone machten die Gäste erneut halt im Hauptort, wo die freundschaftliche Zusammenkunft mit einem Abschiedskonzert zu Ende ging. Festmusik und vaterländische Lieder hätten dazu beigetragen, dass «jedermann freudig angesprochen» worden sei, schrieb die Glarner Zeitung. Es sei ein Fest mit Geist, Witz und Gemütlichkeit gewesen.

Es waren für lange Zeit die letzten grossen Feiern in Glarus. Ein knappes Jahr später war mit einem Schlag zunichte, was die Menschen in Jahrhunderten erschaffen hatten. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1861 legte ein Brand die Stadt fast vollständig in Schutt und Asche. Russgeschwärzt standen die Bewohnerinnen und Bewohner vor ihren zerstörten Häusern oder suchten verzweifelt in den Trümmern nach übriggebliebenen Habseligkeiten. Sie hatten nichts mehr ausser ihrem nackten Leben.


hauser.glarus.brand

Sonntagsblick, 10. April 2011
Südostschweiz am Sonntag, , 10. April 2011
Tele Südostschweiz, 10. April 2011
Tagesschau SF, 10. April 2011, 22:00 Uhr Ausgabe
SDA, 11. April 2011
DRS 4 News, 11. April 2011
Blick am Abend, 12. April 2011
Tages-Anzeiger, 14. April 2011, Interview online
Schweizer Radio DRS 1, WortOrt, 5. Mai 2011


«Walter Hauser hat die politisch brisanten Kriminalakten zur Affäre Engler/Göldi im Bundesarchiv in Bern entdeckt und stellt sie jetzt in seinem neuen Buch erstmals vor. Das umfangreiche Dossier wurde von der Zürcher Historikerin Nicole Billeter wissenschaftlich bearbeitet. ‹Das ist ein historisch bedeutsamer Fund.›» Sonntags Blick

«Die Geschichte des Brandes von Glarus ist - wenn sie nicht ganz neu geschrieben werden muss - mindestens um ein aufschlussreiches Kapitel reicher.» Südostschweiz

«Hausers Buch, in der leicht verständlichen Art des routinierten Journalisten geschrieben, befasst sich auch mit dem grossen Echo und der Solidaritätswelle, die der Brand auslöste.» SDA