Alamor drei Tage
Christoph B. Keller

Alamor drei Tage

Roman

320 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
1., Aufl., März 2007
SFr. 38.–, 38.– €
vergriffen
978-3-85791-518-5

Schlagworte

Literatur
     

Vielleicht ist sie tatsächlich nach Alamor gelangt?
Für drei Tage habe sich Barbara Kaltbrunner, Hausfrau, Freizeitgrabräuberin und Direktorengattin, aus der peruanischen Hauptstadt Lima auf und davon gemacht. Das behaupten zumindest einige. Nicht alleine sei sie geflüchtet, sondern in Begleitung von General Francisco Gagliano de Mendoza, der eben von einem Putschkommando aus dem Amt gefegt wurde und nun einen geheimen Auftrag im Namen der Wahrheit zu erledigen hat.
Drei Tage, sie sind vielleicht nur eine Lücke im Ablauf der tumultuösen peruanischen Revolution. Oder sie waren möglicherweise die einzig glücklichen Tage im Leben der 'Señora' Kaltbrunner. Hat sie es tatsächlich geschafft, sich einmal abzusetzen aus ihrem zermürbenden Dasein zwischen aufmüpfigen Hausangestellten und immer gleichen Cocktailpartys?
Jahre nach ihrem Tod erhält der Chronist Andrade einen mysteriösen Auftrag, diese Frage zu klären und das Leben der Barbara Kaltbrunner zu schreiben.

Christoph B. Keller
© Thomas Dinner

Christoph B. Keller

Christoph Keller, geboren 1959, Redaktor bei Schweizer Radio DRS2, Reporter, regelmässiger Autor beim «Magazin» des Tages-Anzeigers, wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Im Limmat Verlag erschienen bisher «Building Bodies. Der Mensch im biotechnischen Zeitalter. Reportagen und Essays» sowie «Der Schädelvermesser. Otto Schlaginhaufen – Anthropologe und Rassenhygieniker. Eine biographische Reportage». Christoph Keller lebt in Basel.

mehr...

Besser hättest du zuerst gefragt ...

Besser hättest du zuerst gefragt, Andrade, weshalb sie diesen Ausflug an den Strand unternahm am ersten schulfreien Nachmittag in jenem Frühling – nun denn, weil sie möglichst früh an die Sonne wollte, um sich zu bräunen. Sie wusste, dass das Meer gefährlich war zu dieser Jahreszeit, dass es riskant war mit den Kindern am Strand, aber das war ihr gleichgültig, wie so vieles, schließlich war ich da, Conchita mit der weißen Schürze, Conchita, an der man gegebenenfalls den ganzen Zorn auslassen konnte, Conchita, die man postwendend schuldig sprechen konnte, wenn etwas schief ging, ohne weiteres.

Ich sah da draußen drei Männer, die kämpften um ihr Leben, und während andere irgendetwas versuchten, herumrannten, sich anschickten, mit einem Seil und mit Rettungsringen etwas zu improvisieren, um denen da in den Wellen zu helfen, während ein großer Teil der Leute verzweifelt aufs Meer hinausschaute, zu den drei Männern, stand die Señora auf, nahm die Filmkamera aus der Tasche, stolperte damit über die Löcher der Krebse, ging hinunter zum Strand und begann zu filmen, stand da mit der Kamera vor dem Auge, filmte und filmte unerbittlich das langsame, qualvolle Ertrinken der drei Männer da draußen. Es machte mich fassungslos, Andrade, dass sie sich da hinstellen konnte mit ihrer Kamera im Anschlag, aber noch mehr erschrak ich über ihren Ausdruck, als sie endlich zu uns stieß, als sie unter den Sonnenschirm trat, unter dem ich gewartet hatte, die Kinder mit einem Spiel abgelenkt hatte vom Geschehen da draußen – ein maliziöses Lächeln stand ihr im Gesicht, und in den Augen ein Glimmen wie von Kohlen. Unweigerlich wich ich zurück, und sie herrschte mich an, herrschte mich an, wie sie es immer tat «Que quieres, cara fea – was willst du, du hässliche Fratze», worauf ich nur sagte «Señora, die Kinder ...», und sie gab barsch zurück «Zieh sie an, wir gehen».

Aber in ihrem Gesicht machte sich ein Ausdruck von seltsamer Befriedigung fest, als ob sie sich irgendeiner Sache plötzlich sicher geworden wäre, Andrade, wie ein kleiner Triumph über irgendetwas, aber was denn genau, frag mich nicht.
Buchjournal, 13. März 2007
Der kluge Panther, 14. Mai 2007
Riehener Zeitung, 25. Mai 2007
Basler Zeitung, 8. Juni 2007
Aargauer Zeitung, 3. Juli 2007
Berner Zeitung, 12. Juli 2007
Lateinamerika Nachrichten, Juli/August 2007
ekz-Informationsdienst, 18. Juni 2007

«‹Alamor drei Tage› ist filmreif. Christoph Keller formt aus Historie und Fantasie einen unterhaltsamen Auswandererroman von südamerikanischer Verve.» Buchjournal

«Der Autor Christoph Keller (ver)führt den Leser in flüssig geschriebenem Stil nach Peru. In gestochen scharfen Bildern porträtiert er das Land. Die politischen Wirren in den 60er-Jahren, die Zerrüttung der Gesellschaft. Davor gelagert Barbara Kaltbrunners Geschichte, ihre rastlose Art, ihre Tagträumereien, das Dramatisieren harmloser Situationen, das Sich-Hineinsteigern in Tätigkeiten, die ihrem Leben einen Sinn geben sollen, das Sammeln von Tischglöcklein etwa.» Basler Zeitung

«Niemand entgeht im Oktober 1968 der tumultuösen peruanischen Revolution. Aber möglicherweise erlebte Barbara Kaltbrunner die einzigen glücklichen drei Tage in ihrem Leben, als sie mit dem General Gagliano de Mendoza nach Alamor durchbrennt. Was sich genau in diesen Tagen abgespielt hat, möchte Alex Kaltbrunner nach ihrem Tod genau wissen und erteilt dem Chronisten Andrade den Auftrag, mittels Dokumenten aus Europa die Geschichte der Barbara Kaltbrunner zu rekonstruieren. Was folgt, ist die melodramatische Lebensgeschichte einer Frau, die als Schuhverkäuferin Barbara Meili in der Schweiz beginnt und als aufmüpfige, zermürbte Direktorengattin Kaltbrunner in Lima endet. Ohne Erbarmen piesackt die Señora jeden und alle. Selbst ihre beiden verstörten und emotional vernachlässigten Kinder sind Leidtragende. Sehr lesenswerter, unterhaltsamer Roman und eine wertvolle Ergänzung des Schweizer Literaturbestandes.» Schweizer Bibiotheksdienst

«Anschaulich und präzise werden Atmosphäre, gesellschaftliche und politische Probleme im Peru der 60er Jahre erfasst. Fesselnde Lektüre.» Der kluge Panther

«Christoph Keller bedient sich in seinem Roman einer raffiniert konstruierten Erzähltechnik. Er versteht es, die lokalen und gesellschaftlichen Milieus des von schwersten sozialen Spannungen zerrissenen Landes mit journalistischer Präzision anschaulich zu machen. Diese Schilderungen machen das Buch zu einer anregenden Lektüre.» Riehener Zeitung

«Peru 1968: Als die Revolution durch das Land fegt, bricht Barbara Kaltbrunner aus ihrem drögen Alltag in Lima aus. Begleitet von General Gagliano de Mendoza, den die Putschisten soeben aus dem Amt gehievt haben, brennt die frustrierte Direktorengattin und Hobbygrabräuberin nach Alamor durch, wo sie ihre einzigen glücklichen Tage erlebt. So zumindest lauten die Gerüchte. Was wirklich geschah, bleibt im Dunkeln – bis ihr Sohn Jahre später den Chronisten Angel Andrade mit einer biografischen Recherche beauftragt. Kellers Roman präsentiert den Bericht des Chronisten. In bestechender Prosa malt der Publizist ein packendes Porträt dieser Frau und wirft damit zugleich ein Licht auf die gesellschaftliche Situation Perus Ende der Sechzigerjahre.» Berner Zeitung

«Die Lektüre lädt zum Einlassen auf abstruse Ereignisse und ungewöhnliche Begebenheiten aus dem bezeichnenden Leben einer europäischen Frau in Lateinamerika – ohne deren farbenfrohe und streckenweise sehr poetische Einbettung in die peruanische Lebenswelt zu Zeiten der Machtübernahme durch die Militärjunta zu vernachlässigen.» Lateinamerika Nachrichten, Juli/August 2007

«Der Schweizer Radioredakteur und Autor, selbst in Lima aufgewachsen, bettet das Porträt einer Frau in die politischen Verhältnisse des Landes zu jener Zeit. Etliche Zeitsprünge verlangen beim Lesen Aufmerksamkeit, die jedoch mit einer fesselnden Geschichte belohnt wird.» ekz-informationsdienst
Captcha

Ihre Meinung ist uns wichtig. Bitte nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und teilen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Buch mit. Alle Rückmeldungen werden auch an den Autoren oder die Autorin weitergeleitet. Herzlichen Dank.