Tatort Schweiz

Tatort Schweiz

18 kriminelle Geschichten

Mit Texten von Monika Dettwiler, Mitra Devi, Peter Höner, Sam Jaun, Charles L Joris, Ulrich Knellwolf, Ulrich Knellwolf, Paul Lascaux, Milena Moser, Jutta Motz, Silvio Pacozzi, Urs Richle, Susy Schmid, Christa Weber, Jürg Weibel, Verena Wyss, Peter Zeindler, Emil Zopfi, Stephan Pörtner / Herausgegeben von Paul Ott

304 Seiten, gebunden
1. Aufl., März 2005
SFr. 34.–, 22.– €
vergriffen
978-3-85791-477-5

Schlagworte

Krimi
     

Ein ungeklärter Tod in Muri-Gümligen, ein Störfahnder auf Abwegen in Ostermundigen, ein mörderischer Frauenlauf in Rheinfelden, Liebestäuschung in Riehen, Wirtschaftskriminalität in Thalwil, rasches Ableben alter Leute in Arosa, gut brennendes Fasnachtsfeuer in Baden, Grenzverletzungen in Buchs, gefälschte Zeit in Grenchen, ein Arzt im Spannungsfeld von Berufsethos und Vaterliebe in Brig, ein verschütteter Bundesrat in Visp, kulturelle Geldbeschaffung in Einsiedeln, krumme Machenschaften in Glarus, späte Rache in Frauenfeld, seltsame Politspielchen in Uster, Jugendliche auf Abwegen in Küsnacht, unheimliche Ahnenforschung in Walenstadt und Heiratsschwindel in Weinfelden: Die kriminelle Energie ist breit gestreut in einer kleinstädtischen Schweiz, das Verbrechen lauert hinter Geranien und Verkehrskreiseln.

Achtzehn namhafte Autorinnnen und Autoren präsentieren allerlei Mörder und Detektive, Schuldige und Unschuldige mit so viel Ortsgenauigkeit und Aktualität wie nie zuvor in der Deutschschweizer Krimiszene.

Peter Höner
© Anne Buergisser

Peter Höner

Peter Höner, geboren 1947 in Eupen, ­aufgewachsen in Belgien und der Schweiz, Schauspielstudium in Hamburg und Schauspieler u. a. in Basel, Bremen und ­Berlin. Seit 1981 freischaffender Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur, 1986–1990 ­Afrikaaufenthalt. Autor von Theaterstücken, Hörspielen und Büchern.

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Urs Richle

Urs Richle

Urs Richle, geboren 1965 im Toggenburg, lebt mit seiner Familie in Genf. Er ist diplomierter Medieningenieur und veröffentlichte in den Neunzigerjahren eine Reihe von Romanen (u. a. «Das Loch in der Decke der Stube», «Mall oder das Verschwinden der Berge», «Fado Fantastico»), die in mehrere Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. Neben dem Schreiben arbeitet Urs Richle in Forschungsprojekten an der Universität Genf und als Dozent am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.

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Emil Zopfi
© Marco Volken

Emil Zopfi

Emil Zopfi, geboren 1943, studierte nach einer Berufslehre Elektrotechnik und arbeitete als Computerfachmann und Erwachsenenbildner für Informatik und Sprache. Autor von Romanen, Hörspielen, Kinder- und Jugendbüchern. Er lebt heute als Schriftsteller in Zürich. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Schweizer Jugendbuchpreis, dem Kulturpreis des Kantons Glarus und dem Albert Mountain Award.

 

Peter K. Wehrli

«...das Eine und das Andere...»

und beides bei Emil Zopfi

 

Als Emil Zopfi mit dem King Albert Mountain Award ausgezeichnet wurde, stand in der Preisbegründung: «Emil Zopfi sei DER deutschsprachige Bergschriftsteller der Gegenwart». Und tatsächlich gibt es von ihm nicht nur zahlreiche Bücher, in denen die Bergwelt ein oder das Thema ist und ebenso tatsächlich kann man diesen Autor als Begründer einer eigenen literarischen Gattung betrachten, des «Bergkrimi». In ihrem Zentrum steht die junge Bergführerin Andrea Stamm, die sich angesichts von fürchterlichen Unfällen am Berg unfreiwilligerweise zu einer Art Kommissarin entwickelt, weil sie nicht so voreilig wie andere an Unfälle zu glauben bereit ist. «Spurlos», «Steinschlag» und «Finale» sind Andreas abenteuerliche Felsszenerien.

Aber Emil Zopfi ist nicht einfach nur Bergbuchautor, er ist selber ein begeisterter oder begnadeter Kletterer, der die Herausforderung durch den Berg mit Leidenschaft annimmt. Und wenn man ihn in Interviews (und gar im Fernsehen) von seinen kühnen Klettererfahrungen berichten hört (und sieht), dann drängt sich uns unweigerlich die Frage auf, was und wieviel wohl das Bergsteigen mit dem Schreiben zu tun habe (und beileibe nicht nur mit dem Schreiben über das Bergsteigen). Und Zopfi lässt dabei bald erkennen, dass beide Bedürfnisse gewissermassen einen Ursprung haben. Er erlebt den Kopf, den man zum Schreiben braucht, und den Körper, den man zum Klettern braucht als eine harmonisch funktionierende Art von Mechanismus. So wie in der Geschichte – oder im Krimi – der Kopf einen Weg zum Ziel ersinnt, so gelangt am Berg der Körper selbst zum angestrebten Ziel. Nicht ohne, dass der Geist dabei Machbarkeit und Risikofaktoren fortlaufend zueinander in Beziehung bringt. Und mit Überzeugtheit bringt Zopfi so auch die Tätigkeit des Schriftstellers und jene des Bergsteigers in so enge Beziehung zueinander, dass wir vermuten dürfen, die beiden ergänzten sich gegenseitig, vereinen sich zu einem Dritten, für das man – wäre man Germanist – eine Bezeichnung wie «Sprachwerdung des Empfundenen» erfinden müsste.

Und heute führt uns der Schriftsteller Zopfi vor Augen und vor Ohren, dass er eben nicht nur ein Bergschriftsteller ist. Er lese diesmal nicht über Berge, sagte er in der Ankündigung, er lese über Zürich. Und Zürich ist bekanntlich eine Stadt, – also ziemlich genau das Gegenteil vom Hochgebirge.

Mir will scheinen, das sei Emil Zopfis listige Methode, dieses Spiel mit den Gegensätzen: Der Kopf und der Körper, das Gefühl und die Vernunft, die Elektronik und die Handschrift, die Schiefertafel und der Computer, die Stadt und die aufgewühlte Natur. Mir sagte einmal mein Lehrer: «Die Gesundheit musst Du dir von einem Kranken erklären lassen und die Krankheit von einem Gesunden»: Das Andere vor Augen haben wenn man vom Einen spricht, das Eine sehen, wenn man das Andere anschaut: Beides gehört zusammen: Eines allein wäre stets nur die Hälfte». Und Emil Zopfi ist wahrhaftig kein Schriftsteller, der es mit der Hälfte bewenden lässt: Das Eine und das Andere – die Stadt und das Land. Und das würde heissen: Wer seine Stadt neu und frisch sehen will, der muss sie sich von einem Bergkletterer zeigen lassen. Ich glaube, so Unrecht hatte mein Lehrer da nicht!

Also: Abgesehen vom Gegensatz Stadt – Land, den Emil Zopfi nicht nur lebt, sondern den er andauernd auch in Sprache hereinkippt, lebt und schreibt, verfügt Zopfi auch über ein erstaunliches Inventar von Arten, sich der Stadt anzunähern. Als gebürtiger Gibswiler lebte er 24 Jahre lang im Glarnerland und «eignete sich» Zürich so an, wie es ein Pendler eben tun kann. Er bewohnt die Stadt nicht, «noch nicht», sie hat ihn «noch nicht durchdrungen». Auch wenn es mir schwer fällt, Arbeit und Leben als ein Gegensatzpaar zu bezeichnen, Wohnort und Arbeitsort, auch das sind «zwei Arten von Zürich». Und eine weitere «Annäherungsart» hat er praktiziert: Er hat Zürich zu seiner Heimat gemacht. Ein Ort, eine Stadt kann nicht «einfach so» und beiläufig zur Heimat werden, man muss sie wollen, und Emil Zopfi will sie. Also ist es «sein Zürich» von dem er berichtet, «sein Zürich», das er in Sprache hereinbricht» und es solcherart zu «unserem Zürich» macht.

Da sind Abschnitte aus Zopfs Erstling, der 1977 erstaunliches Furore gemacht hat: «Jede Minute kostet 33 Franken». Vor fast vier Jahrzehnten schon führte uns Emil Zopfi da in ein Rechenzentrum, in eine Vorstufe zur heutigen vollelektronisierten Arbeitswelt. Das Rattern der Lochkarten macht die Romanfigur auf Widersprüche im sozialen Gefüge aufmerksam, auf die Abgründe im Machtgefüge, die auch heute, wo keine Lochkarten mehr rattern, noch immer nicht gelöst sind. Vergrössert eher, obschon doch – wie Zopfi tröstend fast schreibt – obwohl die Technologie doch «das Potential zur weltweiten Kommunikation und zur Verständigung trägt».

Vom Zürich-Bild des elektronischen Zeitalters dann anderthalb Jahrhunderte zurück ins Zürich des historischen «Züriputsch» von 1839. Im Roman «Schrot und Eis».

Doch Zopfi wäre nicht Zopfi, wenn er nicht Gegensätze zusammenführte: Das 21. Jahrhundert drängt beunruhigend ins 19. Jahrhundert hinein. Was Zeit gehabt hätte für Entwicklung, zeigt Anzeichen von Rückbildung: Das Damals und das Heute, der Fundamentalismus und die Aufklärung. Auf dem Umschlag steht zwar «Historischer Roman», das würde stimmen, wenn der Autor sein Thema nicht so eindeutig aus dem Geist von heute aus angehen würde, dass man die Jahre um 1839 als unsere aktuelle Zeit erleben muss.

«Spitzeltango», vollgesogen von hiesigem Lokalkolorit, praktiziert ein ähnliches Hin und Her zwischen Gegensätzen, die gar nicht so gegensätzlich sind, wie sie erscheinen: Das Jetzt und das Damals, als Aufbruch die Herzen und Hirne bewegte um 1968. Zopfis gelenkige Sprachkraft erzählt da nicht einfach von einem Aufbruch, der vor einem halben Jahrhundert war, sie weckt ihn, diesen Aufbruch, im Leser auch jetzt wieder, stösst ihn an, der eigenen Vorstellungskraft immer wieder neu zu vertrauen.

Nein, diesmal will ich nichts über den Leisten der Gegensätze schlagen – oder höchstens den: Je mehr ich Zopfi lese, umso mehr wächst die Ahnung, Zürich liege am Fusse des Matterhorns oder in der Flanke der Denti della Vecchia. Kopf und Körper kommen auf gleiche Weise zum Zug!

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Stephan Pörtner

Stephan Pörtner

Stephan Pörtner wurde 1965 in Zürich geboren. Er lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Zürich, wo seine fünf Krimis mit Köbi Robert, dem Detektiv wider Willen, spielen. Für den letzten Band, «Stirb, schöner Engel» erhielt er den Zürcher Krimipreis. Die Kurzgeschichten «Schwachkopf» und «Blaue Liebe» wurden 2002 bzw. 2012 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte Kurzkrimi nominiert. 2011 veröffentlichte er als Herausgeber das Buch: «Hosenlupf – eine freche Kulturgeschichte des Schwingens». Er schreibt zudem eine Kolumne für das Strassenmagazin Surprise und für die Wochenzeitung Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Mit Beat Schlatter zusammen hat er die Erfolgskomödie Polizeiruf 117 verfasst.

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Paul Ott
© Limmat Verlag

Paul Ott

Der Herausgeber Paul Ott (Pseudonym Paul Lascaux), geboren 1955, aufgewachsen in Goldach und St.Gallen, lebt seit 1974 in Bern. Zahlreiche Veröffentlichungen, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Tätigkeit als Herausgeber von Anthologien, u.a. «Im Morgenrot», «Mords-Lüste». Verfasser der Geschichte des Schweizer Kriminalromans «Mord im Alpenglühen». Initiant der «Mordstage».

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Paul Ott Vorwort

Monika Dettwiler Aroser Urne für Trinidad

Susy Schmid Fübü

Silvio Pacozzi Hausbesuch

Urs Richle Die Taser

Jutta Motz Der Banküberfall

Peter Zeindler Frauenfeind in Frauenfeld

Emil Zopfi Krumme Würmer

Ulrich Knellwolf Gefälschte Zeit

Stephan Pörtner Rumensee

Sam Jaun Sommer in Muri

Paul Lascaux Schachmatt in Ostermundigen

Verena Wyss Rheinfelder Frühlingspastete

Jürg Weibel Eine Sauna in Riehen

Christa Weber Von Berg und Tal

Peter Höner Uschteröpfel

Charles-Louis Joris Göttibub

Milena Moser Die Hände

Mitra Devi Der Graf von Weinfelden

Seldwyla: Ausfahrt Mord

Paul Ott

Vor zwei Jahren habe ich mit den ersten Vorbereitungen für die «Mordstage 2005» begonnen. Hätte ich die Dimensionen erahnt, die dieses Projekt inzwischen angenommen hat, ich hätte wohl die Finger davon gelassen. Mit umso grösserer Zufriedenheit blicke ich nun auf das Erreichte.

Achtzehn Krimiautorinnen und -autoren haben sich auf das Wagnis eingelassen, einen Kurzkrimi zu schreiben, der in einer bestimmten Ortschaft spielt. Mit ihren Texten zeigen sie die erstaunliche Vielfalt der Schweizer Literatur auf. Sechzehn Gemeinden tragen mit ihrem Mut, ihrer Arbeit in Kulturkommissionen und -vereinen sowie ihrem finanziellen Engagement zum flächendeckend grössten literarischen Anlass bei, den die Schweiz je gesehen hat. Dem internationalen Interesse am Kriminalroman in unserem Land ist der Anstoss zum gleichzeitig erscheinenden Buch «Mord im Alpenglühen ÿ Die Geschichte des Schweizer Kriminalromans» zu verdanken, auch dies ein zu Beginn unüberschaubares Projekt.

Mit zunehmendem Fortgang dieser Arbeit wurde die Genugtuung darüber immer grösser, der Schweiz gleichzeitig einen umfassenden geschichtlichen Überblick sowie eine Leistungsschau des aktuellen Schaffens präsentieren zu können. Allen, die dazu beigetragen haben, an dieser Stelle ein herzlicher Dank: den Gemeinden und ihren Mitarbeiter/innen, die mit ihrem Einsatz die «Mordstage 2005» möglich machen; den Autor/innen, die sich auf ungewohnte Wege begeben haben; den beiden Verlagen, welche die mit dem Projekt verbundenen Publikationen ermöglichen; und nicht zuletzt meinen Freundinnen und Freunden.
Buchmarkt.de, Februar 2005
WochenZeitung WoZ, 10. März 2005
Mittelland Zeitung, 19. März 2005
Programm Zeitung Basel, März 2005
P.S., 24. März 2005
Die Südostschweiz, 30. März 2005
20 minuten, 5. April 2005
Literatur Report, 4.–11. April 2005
Schweizerischer Bibliotheksdienst, 11. April 2005
Neue Schwyzer Zeitung, 12. April 2005
ensuite, Mai 2005
Taxi 27, Mai 2005
Tages-Anzeiger, 24. Mai 2005
www.rubikon.ch
Der Standard, Wien, 14. Mai 2005
Buchjournal 2/2005
Seesicht. Das Zürichseemagazin 3/2005
St. Galler Tagblatt, 27. Juni 2005

«Die vorliegende all diese Morde, deren Reiz auch die Bekanntheit der ansonsten oft verschnarchten Örtlichkeiten ausmachen» Taxi

«Tückisches Gift, Wut, Rache, Kalkül. Angst, Heiratsschwindel und Eifersucht - die kriminelle Energie ist hier zu Lande beträchtlich» Tages-Anzeiger

«Auch hierzulande wird gemordet und geraubt auf Teufel komm raus, und wenn es nicht wahr ist, ist es gut erfunden.» WochenZeitung WoZ

«Ein originelles Unterfangen mit naturgemäss viel Lokalkolorit, das – gerade weil die grossen Thrillerfaktoren fehlen – manch biederem Schweizer Schaudern und schlaflose Nächte bescheren dürfte. Eine Anthologie, die das ganze Jahr hindurch und darüber hinaus gefragt sein wird.» Schweizer Bibliotheksdienst

«Eventuell könnte man für diesen charmanten Sammelband eine neue Subkategorie einrichten: Ethno-Surrealismus.» Der Standard, Wien
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