Unruhige Verhältnisse
Susi Lindig

Unruhige Verhältnisse

Frauen und Männer im Zeitalter der Gleichberechtigung. 15 Porträts aus dem Kanton Zürich. Ein Buch der Fachstelle für Gleichberechtigungsfragen des Kantons Zürich

Herausgegeben von Heidi Witzig, Felix Müller, Kathrin Arioli

256 Seiten, gebunden, etwa 20 Fotografien
November 2002
SFr. 34.–, 38.– €
vergriffen
978-3-85791-413-3

Schlagworte

Gender
     
Frauen und Männer im Zeitalter der Gleichberechtigung

Wie erfahren Frauen und Männer ihr Verhältnis heute – im Alltag, bei der Arbeit, in der Freizeit? Hat sich in den letzten Jahrzehnten etwas verändert? Ist «Gleichberechtigung» gelebte Wirklichkeit?

Konkret: Wie hat sich das Frauen- und Männerbild im Lauf des eigenen Lebens verändert, zeigen sich Unterschiede zwischen den Generationen? Welche Themen werden im Berufsalltag offen diskutiert, und welche Konflikte bleiben versteckt? Wie verändern sich die Perspektiven im Spannungsfeld Beruf-Familie für beide Geschlechter, und wie gehen Frauen und Männer mit Machtproblemen um? Was heisst heute weibliche und männliche Attraktivität, und wie verhalten sich alte und junge Menschen zu diesen Normen? Gibt es bei den Jungen überhaupt noch Probleme zwischen den Geschlechtern?

15 Porträts von Frauen und Männern – quer durch die Bevölkerung des Kantons Zürich – gehen diesen Fragen nach. Eine Serie von Fotoporträts dokumentiert eine Vielfalt weiblicher und männlicher Lebensrealitäten.

Heidi Witzig

Heidi Witzig

Heidi Witzig, geboren 1944 in Frauenfeld, studierte in Zürich und Florenz Geschichte und Kunstgeschichte und dissertierte zum Thema der italienischen Frührenaissance. Sie arbeitete als Dokumentalistin beim Fernsehen DRS, war lange Jahre Mitglied des Gemeindeparlaments Uster und lebt heute als freischaffende Historikerin in Uster. Heidi Witzig ist Spezialistin für Alltags- und Geschlechtergeschichte und publizierte dazu zahlreiche und sehr vielseitige Beiträge, unter anderem das Pionierwerk «Polenta und Paradeplatz, Regionales Alltagsleben auf dem Weg zur modernen Schweiz 1880-1914», Zürich 2000. Zudem Lehrtätigkeit an der Universität und vielfältige Vortrags- und Kurstätigkeit.

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Kathrin Arioli

Kathrin Arioli

Kathrin Arioli, Zürich. Dr. iur., Gleichstellungsexpertin, geboren 1963. Von 1990 bis 2011 an der Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich tätig, ab 1999 als deren Leiterin. 2013 bis 2017 Generalsekretärin am Obergericht des Kantons Bern. Ab 2018 Staatsschreiberin des Kantons Zürich. Diverse wissenschaftliche Publikationen zu Gleichstellungsthemen.

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Frauen und Männer im Bild
von Susi Lindig

Vorwort

«Zusammenleben ist Schwerarbeit»
Lisbeth und Andreas Ulrich-Eichholzer, 42 und 43, Bäuerin und Bauer
von Paula Lanfranconi

«Als Aerobic-Presenter ist man Objekt der Begierde»
Cyrill Lüthi, 27, Ausbilder für Aerobic und Fitness
von Paula Lanfranconi

«Abstumpfung kann keine Alternative sein»
Brigitte Schülke, 51, Krankenschwester
von Rea Brändle

«Wir haben beide einfach immer gearbeitet»
Aldo Roldo, 79, pensionierter Fabrikarbeiter
von Beat Grossrieder

«Unter Männern»
Anna Loser, 80, pensionierte Fabrikarbeiterin
von Marc Zollinger

«Wer sich geschätzt fühlt, ist auch gleichberechtigt»
Fritz und Rosmarie Feldmann, 54 und 49, Garagisten-Ehepaar
von Beat Grossrieder

«Natürlich wäre es cool, einmal eine Familie zu haben»
Oliver Fries, 19, KV-Lehrling
von Christine Lötscher

«Mich fasziniert, wenn Frau und Mann ihre Geschlechterrollen sprengen»
Anja Suter, 22, studiert Geschichte
von Barbara Bürer

«Ich finde die Zweifler die Interessantesten. Und die Zweiflerinnen genauso»
Berthold Rothschild, 65, Psychoanalytiker
von Rea Brändle

«Heiraten und Kinderkriegen lag einfach nicht drin»
Caterina Nägeli, 45, Anwältin
von Christine Lötscher

«Wir arbeiten darauf hin, dass die Kinder die Religion weitergeben»
Esther, 36, Claude, 34, Awi, 9 und Dina, 6, Leuchter, eine jüdische Familie
von Christine Lötscher

«Zwischen zwei Welten»
Thomas Baumann, 35, EDV-Projektleiter
von Marc Zollinger

«Als Frau und Migrantin habe ich ein doppeltes Problem»
Josefina Lorayes, 45, Ergotherapeutin
von Paula Lanfranconi

«Eine gesunde Familie vermittelt Heimat»
Jürg Buchegger, 46, reformierter Pfarrer
von Beat Grossrieder

«Das Patriarchat ist mächtiger, als wir alle gemeint haben»
Monika und Franz Stocker, 54 und 59, Stadträtin und Asylkoordinator
von Barbara Bürer

Ein Blick ins Kaleidoskop
von Lisa Schmuckli

Statistische Informationen zur Gleichstellung von Frau und Mann im Kanton Zürich
von Monique Dupuis

Vorwort

Die Gleichstellung von Frau und Mann in Politik und Wirtschaft ist seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971, der Einfügung des Gleichberechtigungsartikels in die Bundesverfassung 1981 und dem Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes 1996 festgeschrieben. Frauen haben auf allen Ebenen der Politik Einzug gehalten und die Themen der politischen Agenda beeinflusst. Indessen bleiben im Erwerbsleben geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich Karrieremöglichkeiten und Lohnniveau bestehen. Und die ausserfamiliäre Kinderbetreuung ist erst seit kurzem ein öffentlich diskutiertes Thema.

Aus den gesellschaftspolitischen Debatten ist die Geschlechterfrage kaum mehr wegzudenken. Dazu haben die globalen Uno-Frauenkonferenzen mit Schweizer Beteiligung ebenso beigetragen wie die innerschweizerischen Bemühungen, den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Gleichstellung von Mann und Frau voranzubringen. So wurden frauenpolitisch relevante Themen im Auftrag der Eidgenössischen Frauenkommission wissenschaftlich erschlossen und öffentlich diskutiert. An einigen Fachhochschulen und Universitäten sind heute gender studies etabliert. Und die seit Beginn der neunziger Jahre eingerichteten Gleichstellungsbüros machten bisher tabuisierte Bereiche wie die häusliche Gewalt zum öffentlichen Thema.

Doch obwohl heute die gesetzlich verankerte Gleichstellung von Frauen und Männern mehrheitlich als Selbstverständlichkeit akzeptiert wird, bleiben die unbezahlte Familien- und die bezahlte Erwerbsarbeit nach wie vor sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt, und es zeigt sich immer wieder, wie tief geschlechtstypische Rollenbilder verwurzelt sind. Das Bewusstsein über Erreichtes und Unerreichtes scheint auf der individuellen Ebene sehr unterschiedlich zu sein. Während sich viele jüngere Frauen heute kaum mehr unterdrückt fühlen, ärgern sich manche gleichstellungspolitisch engagierten Frauen und Männer der mittleren Generation über den mühsamen Lauf der Dinge.

Wie aber nehmen einzelne Menschen diese widersprüchliche gesellschaftliche Realität wahr? Und wie gehen sie in ihrem Alltag damit um? Haben die unbestrittenen Erfolge auf der gesetzlichen Ebene das Leben von Frauen und Männern tatsächlich beeinflusst? Wie entwickeln sich ihre Vorstellungen, Wahrnehmungen und Wünsche in Partnerschaft und Familie, in der Berufswelt und im öffentlichen Leben?

Die Fachstelle für Gleichberechtigungsfragen des Kantons Zürich, zu deren Auftrag es gehört, über den Stand der Gleichstellung im Kanton Zürich zu berichten, hat zur Beantwortung dieser Fragen eine Methode gewählt, die der grossen Vielfalt von Lebensentwürfen und Erfahrungen der einzelnen Menschen Rechnung trägt. Die 15 in diesem Band versammelten Porträts gewähren Einblick in den Alltag von Frauen und Männern aus verschiedenen sozialen Schichten, aus Stadt und Land, vom Jugend- bis zum Pensioniertenalter.

Die Journalistinnen und Journalisten Rea Brändle, Barbara Bürer, Beat Grossrieder, Paula Lanfranconi, Christine Lötscher und Marc Zollinger haben die Personen für die hier vorliegenden Porträts ausgewählt. Die Philosophin Lisa Schmuckli schrieb dazu einen Kommentar mit ihren Eindrücken und Reflexionen. Die Fotografin Susi Lindig gestaltete einen Bildteil mit Blicken auf Frauen und Männer, die absichtlich nicht mit den porträtierten Personen identisch sind. Monique Dupuis, eine mit den statistischen Daten des Kantons Zürich vertraute Soziologin, trug aussagekräftige Zahlen über Entwicklungen der letzten dreissig Jahre zusammen; diese ergänzen die von den Porträtierten geäusserten Wahrnehmungen und setzen Bezüge zu den individuellen Lebensentwürfen. Bei allen, die an diesem Buch mitgearbeitet haben, bedanken wir uns herzlich. Ohne die bereitwillige Mitwirkung der Porträtierten wäre unser Projekt gar nicht denkbar gewesen, auch ihnen gebührt unser herzlicher Dank.

Kathrin Arioli, Felix Müller, Heidi Witzig
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