Die sechste Posaune
Niklaus Stöckli

Die sechste Posaune

Roman

240 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
März 2001
SFr. 36.–, 20.– €
vergriffen
978-3-85791-357-0

Schlagworte

Literatur
     
In Teufels Küche: Ein Laie recherchiert in der rechten Szene

Der bekannte Wissenschaftsjournalist Agostini erschrickt, als sein Sohn von Skinheads verprügelt bei ihm auftaucht. Der geschiedene Vater verstrickt sich in Selbstvorwürfe, und er will etwas tun. Bei der Polizei Anzeige erstatten. Herausfinden, wer das war.

Er beginnt, auf einem für ihn völlig neuen Gebiet zu recherchieren. In der Maskerade eines arbeitslosen Magaziners gerät er bald in die rechte Szene seiner Agglomerationsgemeinde. Aber genauso schnell ist er überfordert. Statt der kleinen Grüppchen findet er ein Netz, das bis in respektable Kreise reicht. Und dann überstürzen sich die Ereignisse, der Journalist wird in mörderische Aktivitäten verwickelt und landet im Gefängnis. Aber wenigstens hat Agostini eine gescheite Staatsanwältin und eine erotische Nachbarin auf seiner Seite.

Niklaus Stöckli
© Limmat Verlag

Niklaus Stöckli

Niklaus Stöckli, geboren 1951, aufgewachsen und wohnhaft im Kanton Aargau, Studium an der Universität Zürich, Lehrtätigkeit, Publikationen von Geschichten und Geschichtlichem und Theaterstücken.

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Ich treff einen Punk und tret ihn zu Boden ...

Ich treff einen Punk und tret ihn zu Boden.
Dreckige Scheiss-Punks, die mag ich nicht.
Punks sind der Abschaum der Stadt.
Ihr rotes Scheisspack, ich hab euch satt.
Wir sind eine geballte Macht, kampferprobt.
Wir sind die Macht - Deutschland.
Wir treten alle Türen ein, die Schlacht beginnt.

«Das ist gut, Auguscht, was?!», wandte sich Bast nach dem Lied wieder an Agostini. Agostini spürte eine wachsende Mühe, gelassen seine Rolle durchzuhalten.

«Habt ihr das selber erfunden?», fragte er.

«Nein», lachte Bast, «das ist von den ‹Kraftschlag›, einer saustarken Band. Wir hören uns ihre Lieder an, bis wir sie auswendig können.»

«Aber uns geht es doch um die Schweiz und nicht um Deutschland! Was soll das: ‹Wir sind die Macht - Deutschland›?»

«Das siehst du zu eng, Auguscht, die «Kraftschlag» sind halt aus Deutschland. Aber sie verbreiten die richtige Gesinnung, nämlich den Kampf gegen unsere Feinde. Die machen uns ungeheuer Dampf, kann ich dir sagen. Wenn ich diese Musik höre, dann wünsch ich mir gleich zwei, drei Asylanten in die Finger, damit ich denen den Arsch blutig schlagen kann.

«Blitzschnell zückte er erneut sein Messer und stiess es haarscharf neben Agostini vorbei in dessen Sitz, so dass der zusammenzuckte. Bast begann grölend zu lachen. Auch Jonny grinste verächtlich.

Jemand goss ihm einen Schluck Bier über den Kopf und brüllte: «Dummer Auguscht, musst die ganze Zeit auf dem Trockenen hocken, während wir saufen.»

«Leute!», rief er und bemühte sich um einen fröhlich-lässigen Ton, «wenn ihr mich nicht in Ruhe fahren lasst, dann feiern wir morgen nicht zu Ehren von Gerald Hess, sondern zusammen mit Gerald Hess, nämlich auf Wolke 7.»

Es setzte eine allgemeine August-Begeisterung ein. Er wurde zum neuen Mitglied der RFL erklärt, egal, ob er nun schon offiziell aufgenommen worden sei oder nicht, egal, ob er nun schon saualt sei oder nicht.

«Sag doch etwas, Jonny!», brüllte Bast, «der Auguscht wird doch gleich Vollmitglied der RFL! Ohne Wartezeit und all den Kram!»

Jonny knurrte etwas und befahl ein neues Lied, sofort setzte grölender Gesang ein.

«Fazit: Ein beunruhigendes und wichtiges Buch, das zeigt: Wir leben in spannenden Zeiten. Die sechste Posaune der Apokalypse ertönt und das Verderben zieht übers Land.» Aargauer Zeitung

«Niklaus Stöckli legt mit der Chronik Die sechste Posaune eine schneidende Analyse des Rechtsextremismus in der Schweiz vor. Eine der Stärken dieses Buchs: Stöckli betreibt en passant Ursachenforschung und zeigt, wie eine latente Lebensangst, die Furcht vor der Komplexität des Künftigen, Erfolgsdruck und dumpfer Kulturpessimismus junge und alte Menschen gleichermassen ideologisch vergiften.» Jury bei der Verleihung der Ehrengabe der Stadt Zürich

«Nirgends in diesem Buch kommt Niklaus Stöckli, der Lehrer, pädagogisch moralisierend daher; dennoch aber drängt sich auf und zwischen den Zeilen die Frage auf, wo die Wurzeln der Gewalt bei den Jugendlichen unserer Zeit denn eigentlich liegen. Sage keiner, die Schule dürfe an dieser Frage vorbeisehen! Stöcklis Roman hilft darüber nachzudenken. Zutiefst politisch – und dazu von brennender Aktualität – eine in vielfacher Beziehung eindrückliche Arbeit!» Schulblatt

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