Niklaus Meienberg
Reportagen 1
Herausgegeben von Marianne Fehr, Erwin Künzli, Jürg Zimmerli
Januar 2000
978-3-85791-344-0
© Roland Gretler
Niklaus Meienberg
Niklaus Meienberg (1940–1993), Historiker, Schriftsteller und Journalist. Er erfand die Reportage neu und dichtete ungeniert mit dem überlieferten Material europäischer Lyrik. Mit seinen Texten zur Zeitgeschichte war er ein grosser Streiter, dessen «Sprachgewalt» auch seine Feinde bewunderten. Wie kein zweiter hat sich Niklaus Meienberg der Öffentlichkeit ausgesetzt, seine ganze Person hat er in seine Texte eingebracht, und mit seiner ganzen Person ist er für sie eingestanden.© Limmat Verlag
Marianne Fehr
Marianne Fehr, geboren 1954, Journalistin, 1981 bis 1997 Redaktorin bei der «WochenZeitung», ab 1998 bei der «Weltwoche», heute bei der «Schweizer Familie».Erwin Künzli
Inhalt Band 1 |
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Schreiben
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Editorische Notiz
Diese Neuausgabe der Reportagen legt etwas über die Hälfte der Meienberg-Texte vor. Sie hat mehrere Gründe: Zum einen wäre Niklaus Meienberg am 11. Mai 2000 sechzig Jahre alt geworden. Zum zweiten soll der jüngeren Generation, die ihn nur noch dem Namen nach kennt, ein leichterer Zugang zu seinem Werk geschaffen werden. Wer schon viel von Meienberg gelesen hat, konnte in den letzten Jahren verfolgen, wie die Schweiz nach und nach Tatsachen zur Kenntnis nehmen musste, auf die er immer wieder und mit Nachdruck hingewiesen hat. Viele haben seine Stimme vermisst in den Debatten, denn er polemisierte gerne und provozierte Reaktionen, die manchmal an Hysterie grenzten, und löste heftige Diskussionen aus. Aber Meienberg war vor allem ein leidenschaftlicher Schreiber, der immer wieder von Menschen, Orten und Ereignissen fasziniert wurde und über diese mit einem hohen Anspruch an Sprache und Form berichtete. Als homme de lettre hat er nicht zwischen Literatur und Journalismus unterschieden, sondern Texte hervorgebracht, deren literarische Qualitäten über das Entschwinden der konkreten Anlässe hinaus bleibenden Lesegenuss bieten. Er reiht sich damit in die Tradition eines Heine oder Tucholsky ein.Ein weiterer Grund für diese Ausgabe liegt in der bisherigen Erscheinungsform der Texte. Sie sind zwischen 1975 und 1993 jeweils mehr oder weniger chronologisch in Buchform herausgegeben worden, wurden dabei aber immer wieder mit weiter zurückliegenden Artikel ergänzt. Das hat zu einer gewissen Unzugänglichkeit des Werks geführt, weil kaum jemand weiss, was wo zu finden ist. Auch geben die schönen Buchtitel wie «Der wissenschaftliche Spazierstock» oder «Weh unser guter Kaspar ist tot.» und so weiter keinerlei Aufschluss über den Inhalt: Nach wie vor erreichen den Verlag Anfragen, wo bloss der «Heidi»-Artikel oder die Geschichte mit der Bloodhound-Rakete nachzulesen sei. Die thematische Zusammenstellung erleichtert den Zugang zu ihnen.
Der vierte Grund ist ein pragmatischer: Gewisse Texte sind nicht mehr erhältlich. Das betrifft die Beiträge aus dem Band «Vielleicht sind wir morgen schon bleich u. tot», der vergriffen ist, und die beiden Geschichten «Jagdgespräch unter Tieren» sowie «Die Kapellbrücke: Ein rentabler Brand in Luzern», Meienbergs letzter Text, die nie in eine Buchausgabe aufgenommen wurden.
Der vielleicht wichtigste Grund aber liegt darin, Meienbergs Werk im öffentlichen Bewusstsein präsent zu halten. Durch die thematische Gliederung seiner Texte kommen überraschende Bezüge zum Vorschein und es entstehen Zusammenhänge über die aktuellen Anlässe hinaus. Der Schriftsteller und Mensch Meienberg gewinnt auf eine Weise Konturen, seine Themen werden sichtbar, wie es in den bisherigen Ausgaben nicht der Fall sein konnte. Nach der Biografie von Marianne Fehr ist es jetzt möglich, sich dem Schriftsteller und Journalisten auch anhand seiner Werke neu zu nähern.
Natürlich ist die Auswahl subjektiv. Weggelassen haben wir vor allem Texte, die sich zu sehr am tagesaktuellen Geschehen orientierten oder die wir nicht als seine besten betrachten. Wir versuchten auch zu vermeiden, einen säuberlich verpackten und etikettierten Meienberg zu präsentieren. Deshalb haben wir nur wenige Zwischentitel gesetzt und die «Kategorisierung» so offen wie möglich gehalten. Wichtig ist uns einzig, dass Meienberg gelesen wird.
SonntagsZeitung, 07. Mai 2000
Tages-Anzeiger, 10. Mai 2000
Basler Zeitung, 11. Mai 2000
Berner Zeitung, 11. Mai 2000
St. Galler Tagblatt, 11. Mai 2000
Die Südostschweiz, 20. Mai 2000
forum, 14./21. Mai 2000
Neue Zürcher Zeitung, 30. Mai 2000
Die Zeit, 31. Mai 2000
Badische Zeitung, 18. Juli 2000
APA, 29. August 2000
Literaturfelder, 04. Juli 2017
«Natürlich müssen wir sparen, alle ganz viel sparen. Auch bei der Bildung, bei der Ausbildung? Auch, auch. Sparen, schlicht einsparen könnte man zum Beispiel Deutschlands so genannte Journalistenschulen. Stattdessen drücke man den jungen Menschen, die den brisanten Beruf des Journalisten ergreifen wollen, ganz einfach diese beiden Bände die Hand, für zusammen 68 Mark. Wer hieraus, wer aus dem Werk des Niklaus Meienberg nicht lernt, was es zu lernen gibt über die schöne Kunst der Reportage, des Feuilletons, der Glosse, der Polemik ..., der wird gar nichts lernen und es niemals können (und natürlich trotzdem eine schöne Karriere machen, denn solche Leute werden gebraucht).» Die Zeit
«‹Moral› war für Meienberg kein Plastikwort, sondern etwas, das es zu verteidigen galt. Nicht nur deshalb verdienen seine Gesellschaftsbilder eine neue Lektüre.» Metropol
«So zeitlos sind diese Zeilen.» Literaturfelder
«Die Texte sind teilweise viele Jahre alt (die ältesten mehr als ein Vierteljahrhundert), und haben doch nichts verloren. Literarische Produkte müssen, wenn sie gut sind, auch über die Zeit und Stimmung hinaus bestehen, in der sie verfasst wurden. Aber journalistische?
Bei Niklaus Meienberg, schrieb sein Freund Christoph Kuhn, mache die Unterscheidung zwischen Journalismus und Literatur keinen Sinn. Meienberg habe sich als Journalist verstanden, sich aber gleichzeitig – gerade bei journalistischen Auftragsarbeiten – seine eigenen Gesetze geschaffen, die wenig bis nichts mit denen des Auftraggebers zu tun hatten.» Süddeutsche Zeitung
«Meienberg lesen!» Literatur im Netz