Michel Beretti (Hg.), Armin Heusser (Hg.)
Der letzte Kontinent
Bericht einer Reise zwischen Kunst und Wahn. Ein Bilder- und Lesebuch mit Materialien aus dem Waldau-Archiv
Übersetzt von Rätus Luck, Lucienne Peiry, Rolf Röthlisberger, Elka Spoerri, Michel Thévoz / Mit einem Nachwort von Wolfgang Böker
April 1997
vergriffen
978-3-85791-281-8
Das Berner Psychiatriespital Waldau war Hort zahlreicher Künstler. Robert Walser, Adolphe Appia, Hans Morgenthaler, Friedrich Glauser, Vaslav Nijinski und andere aussergewöhnliche Persönlichkeiten verbrachten hier einen Teil ihres Lebens. Viele bleiben weiterhin kreativ. So ist der Ort des Zwangs trotz allem ein Asyl der Freiheit, der Platz des Leidens ein Raum der Schöpfung.
Die hier vorgestellte Auswahl bildnerischer Arbeiten, die der Öffentlichkeit bis heute kaum zugänglich waren, – reich, fremdartig und doch seltsam vertraut – zeigt, dass die Künstler der Waldau vor ähnliche formale und inhaltliche Fragen gestellt waren wie die künstlerische Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Die Gegenüberstellung mit Paul Klee, Andy Warhol, Jean Tinguely, Jean Dubuffet, Marcel Duchamp oder Daniel Spörri eröffnet eine neue, erstaunliche Sicht auf Verknüpfungen, Inspirationsquellen und Parallelitäten.
«Der letzte Kontinent» führt durch eine Landschaft, in der Kunst, Literatur und Wahn sich zu faszinierenden Konstellationen verbinden; dieses Buch ist eine Kartographie des schöpferischen menschlichen Geistes in seinen ungewöhnlichsten Erscheinungsformen.
Das Projekt einer Ausstellung über die Kunst von Patienten
Friedrich Walthard (1818–1870)
«Alphonse G.» (1864–?)
Constance Schwartzlin-Berberat (1845–1911)
Die Psychiatrische Klinik Waldau um 1920
Adolf Wölfli (1864–1930)
Andy Warhol (1928–1987)
«Friedrich K.» (1866–1921)
René Magritte (1898–1967)
«Adrian L.» (1864–1927)
Blaise Cendrars (1887–1961)
«Hilde P.» (1891–?)
Heinrich Anton Müller (1869–1930)
Jean Tinguely (1925–1991)
Walter Morgenthaler (1882–1965)
Geschichte der Sammlung des Psychiatrie-Museums Bern
Wölfli, Rilke und ein paar andere
«Louise N.» (1870–1949)
«Carlo M.» (1880–1948)
Hans Fahrni (1874–1939)
Rosa Marbach (1881–1926)
«Peter L.» (1860–1925)
«Rudolf I.» (1894–1973)
Ein Arsenal der Waffen und Schlüssel …
«Sebastian G.» (1898–1987)
Paul Klee (1879–1940)
«Bernhard E.»
Adolphe Appia (1862–1928)
«Ernst R.» (1870–1933?)
«Julius B.» (1875–1960)
Hans Morgenthaler (1890–1928)
Robert Walser (1878–1956)
Jan Peter Tripp, geboren 1945
Vaslav Nijinski (1889–1950)
Friedrich Glauser (1896–1938)
«Rosina L.» (1895–1976)
Jean Dubuffet (1901–1985)
Hinter den Gittern: die Ursprünge der Art Brut
Das Abenteuer der Art Brut: eine Geschichte von Diamanten, ungeschliffen …
André Breton (1896–1966)
Fritz Jenzer (1907–1985)
Die Kreativität Geisteskranker – ein «letzter Kontinent»?
Bibliothek
Textnachweis
Bildnachweis
Die Herausgeber, die Autorinnen und Autoren
Neue Zürcher Zeitung, 16./17. August 1997
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. September 1997
Der Landbote, 12. Januar 1998
«Den verantwortlichen Kommissaren, Michel Beretti und Armin Heusser, war es gelungen, auf anschauliche Weise deutlich zu machen, wieviel die europäischen Avantgarden auf ihrer Suche nach Inspirationsquellen jenseits der abendländischen Ratio der Kunst des ‹letzten Kontinents›, der Kunst der Schizophrenen, verdanken. Anfang des Jahres war die Sammlung der Waldau-Klinik, dieses Schweizer Narrenschiffs, auch in der Landesbibliothek Bern zu besichtigen. Nun endlich liegt auch ein Katalog vor, der in Qualität, Ausstattung und Umfang nichts zu wünschen übriglässt.» Neue Zürcher Zeitung
«Was bleibt, ist ein Denkmal für den Psychiater Walter Morgenthaler und die auf ihn zurückgehende Sammlung des Psychiatrie-Museums Bern. Sie dokumentiert zahlreiche unvermutete Begegnungen unter den Bewohnern des «letzten Kontinents», deren Status in den meisten Fällen aber fiktiv bleibt.» Martin Stingelin, Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Ein vielsagender Titel: Nachdem die systematische Kolonialisierung der ganzen Welt durch Europa in unserem Jahrhundert die letzten weissen Flecken auf den Landkarten verschwinden liess, bleibt der menschliche Geist der letzte noch zu erforschende Kontinent. Zugleich aber haben neue medikamentöse Therapien jene elementare Sprache des Wahns unterdrückt, deren Zeugnisse nun von einer ‹Archäologie des Wahnsinns› wiederentdeckt werden müssen.» Der Landbote