Elefanten im Garten
Meral Kureyshi

Elefanten im Garten

Roman

144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag,

Literaturpreis Kanton Bern
Literarische Auszeichnung der Stadt Bern
«Weiterschreiben» Stadt Bern
Nomination Schweizer Buchpreis
Frauenfeld liest ein Buch


5. Auflage, August 2015
SFr. 26.–, 26.– € / eBook sFr. 22.–
vergriffen
978-3-85791-784-4

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«Aushängeschild der jungen Schweizer Literatur» SZ

Als ihr Vater unerwartet stirbt, gerät die junge Erzählerin ins Schlingern. Ein Jahr lang lebt sie im Ungefähren, besucht wahllos Vorlesungen an der Universität, fährt Zug, sucht unvermittelt Orte ihres bisherigen Lebens auf, reist nach Prizren. Erinnerungen an ihre idyllische Kindheit in der osmanisch geprägten Stadt, die sie im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie verlassen musste, drängen machtvoll in ihre Schweizer Gegenwart.

Aber die Welt ihrer Kindheit findet sie nicht wieder in Prizren, und auch sie selbst hat sich verändert. Sie sucht einen Platz in ihrem neuen Land, der neuen Sprache. Die Unselbständigkeit ihrer einsamen Mutter erträgt sie nur schlecht, und mit jedem neuen deutschen Wort wächst die Entfernung zu ihr. Während die Mutter sich zunehmend isoliert, versucht die Erzählerin dem Stillstand zu entkommen.

'Elefanten im Garten' ist ein wunderbarer Roman über ein von der Migration geprägtes Leben, über Herkunft und Entfremdung, Verlust und Beharren, aber auch über Neubeginn und Rettung – im Erzählen.

Meral Kureyshi

Meral Kureyshi, geboren 1983 in Prizren im ehemaligen Jugoslawien, kam 1992 mit ihrer Familie in die Schweiz und lebt in Bern. Sie studierte Literatur und Germanistik, gründete das Lyrikatelier und arbeitet als freie Autorin. Ihr erster Roman «Elefanten im Garten» war nominiert für den Schweizer Buchpreis, wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Ihr zweiter Roman «Fünf Jahrezeiten» wurde im Manuskript ausgezeichnet mit dem Literaturpreis Das zweite Buch der Marianne und Curt Dienemann Stiftung. 2020 wurde sie zu den Tagen der Deutschsprachigen Literatur nach Klagenfurt eingeladen (Bachmannpreis).

Porträt der Autorin von Alexander Sury im «Bund»: «Gedichte hat sie wie Luft eingeatmet»

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Baba wollte einen roten Mercedes ...

 

Baba wollte einen roten Mercedes, Zugfahren sei zu teuer, meinte er.

Fünf Jahre sind wir mit einem grauen Nichtmercedes in der Schweiz herumgefahren, bis ihm der jugoslawische Führerschein von einem Polizisten entzogen wurde, da er in der Schweiz nicht gültig war. Baba schimpfte laut, Autofahren sei überall gleich. Baba ging mit Achtzehnjährigen in den Nothelferkurs, zur Theorieprüfung und zu den Verkehrskundelektionen. Dann musste er mit dem Fahrlehrer Einparken lernen, nachdem er zwanzig Jahre Auto gefahren war. Unterdessen rostete der graue Nichtmercedes, da er zu lange draußen gestanden hatte. Baba brachte ihn zum Rotor beim Schrottplatz in Thörishaus, ließ ihn einstampfen und kaufte, ohne Geld zu haben, einen roten Mercedes für zehntausend Franken, den er monatlich in fünf Jahren abzahlen wollte.

Wenn wir weit wegfuhren, durften wir nicht alle mit dem Auto mit. Anne reiste mit meinem Bruder, mit mir oder meiner Schwester mit dem Zug.

Baba meinte, im Falle eines Unfalles sollten wir nicht alle draufgehen. Nie sind wir alle zusammen nach Prizren ge?ogen, nacheinander trudelten wir im Abstand von ein paar Tagen ein.

Niemand stellte das in Frage, alle kannten irgendwelche Geschichten, wo die ganze Familie umkam, weil sie zusammen gereist waren. Keine Nachkommen, keine Hinterbliebenen.

Ich fragte Sarah einmal nach der Schule, wie ihre Familie reiste.
Immer alle zusammen mit dem Auto nach Italien. Immer in dasselbe Haus. Immer in der zweiten Woche der Sommerferien. Sarah erzählte, dass sie einmal wandern waren mit der ganzen Familie. Ein Weg war so schmal gewesen, sie hätten jeden Moment abstürzen können. Der Vater band ein Seil um alle Bäuche, und sie liefen vorsichtig hintereinander. Er meinte, wenn jemand abstürzen würde, so würden ihm alle folgen.

Dieser Gedanke gefiel mir besser, ich musste es nur Baba beibringen. Als ich ihm nach der Schule den Vorschlag machte, alle oder keiner, sagte er, jeder Mensch habe seine Zeit zum Sterben. Das könnten wir nicht beeinflussen, nur mit Selbstmord, und Selbstmord sei im Islam verboten. Also hätten wir keine Macht darüber und überhaupt keine Ahnung, wann diese Zeit kommen würde. Ich sollte mir nicht solche Gedanken machen, denn das würde nichts bringen.

Warum er dann nicht mit uns allen reisen würde, wollte ich wissen, wenn doch jeder seine Zeit zum Sterben hatte.

Ich und mein Bruder seien unausstehlich zusammen über eine längere Zeit, sagte er. Sie würden uns manchmal am liebsten aus dem Fester werfen und dann rückwärts über uns fahren, bis wir still wären, und weil sie nicht gezwungen sein wollten, uns zu töten, das nämlich sei im Islam auch verboten, würden wir getrennt reisen.

Der Bund, 29. August 2015
Berner Zeitung, 1. September 2015
lesefieber.ch, 8. September 2015
Radio SRF 1 (Regionaljournal Bern Freiburg Wallis), 13. September
Berner Oberländer, 15. September 2015
Tages-Anzeiger, 23. September 2015
Aargauer Zeitung, 24. September 2015
Bücher am Sonntag (NZZaS), 27. September 2015
Landbote, 28. September 2015
ekz.bibliotheksservice, 28. September 2015
P.S. Zeitung, 35/2015, 2. Oktober 2015
Kulturplatz, 7. Oktober 2015
srf.ch, 10. Oktober 2015
Neue Zürcher Zeitung, 15. Oktober 2015
Literarischer Monat, Oktober 2015
Kulturtipp, 29. Oktober 2015
Heinrich Boxler, 9. Oktober 2015
Emma, November/Dezember 2015
Die Zeit, 29. Oktober 2015
Freies Radio Wiesental, 14. Oktober 2015

Basler Zeitung, 3. November 2015
WOZ, 5. November 2015
Tageswoche, 6. November 2015
Der Sonntag, 8. November 2015
St. Galler Tagblatt, 24. November 2015
www.migazin.de, 27. November 2015
Der Evangelische Buchberater, 4/2015
Lokalinfo, 10. Dezember 2015
Radio SRF 3 – Lesezunder, 7. April 2016
charlisabethsnivispluma.blogspot.ch, 24. April 2016
New Books in German, Nr. 39
tell-review.de, 19. Mai 2016
Coucou, Juni 2016
Eine Welt – Deza, Nr.2 / Juni 2016
Süddeutsche Zeitung, 21. Juli 2016
Jungfrau Zeitung, 16. September 2016
Reformiert, 1. Oktober 2016
Schaffhauser AZ, 27. Oktober 2016
Aargauer Zeitung, 9. November 2016
francisrichard.net, 23. Februar 2017
Le Temps, August 2017
Frankfurter Rundschau, 16. November 2017
kulturbazaar.blogspot.ch, 17. Dezember 2017
Radio Oe 1, 23. Mai 2019
Ansichten SRF
Das Magazin, 09.April 2022
NZZ, 18. Juni 2022
Die Zeit, 28. Juli 2022


«Seit ihrem Romandebüt ein Aushängeschild der jungen Schweizer Literatur: Meral Kureyshi» Süddeutsche Zeitung

«Mit wachen Sinnen und einer bemerkenswert poetischen Sprache, die sie sich ja erst erobern musste, beschreibt sie ein Leben, das von Migration und Entfremdung geprägt ist.» NZZ am Sonntag

«Es ist der 32-jährigen Autorin gelungen, mit autobiografischen Versatzstücken einen zugänglichen, hochaktuellen Roman zu schreiben, der zwischen einer zurückhaltenden Sprache und üppig-poetischer Erzählkunst die Balance findet.» Neue Zürcher Zeitung

«‹Elefanten im Garten›, das ist ein 140 Seiten kurzer Roman, dicht komponiert und schnörkellos geschrieben.» Die Zeit

«Die Schweiz, die sich seit Jahrzehnten an ihren Migranten abarbeitet, hat eine solche Stimme, wie die von Meral Kureyshi, gebraucht: unerschrocken, mit scharfem Blick für Absurditäten einer Mentalität, die vor dem Hintergrund einer türkischen Grossfamilie besonders kühl und perfektionistisch wirkt.»  Süddeutsche Zeitung

«Und obwohl im Buch ein grosser Verlust verarbeitet wird: der Tod des Vaters. Sie erzählt frei von Gejammer und emotionalen Ausbrüchen aus der Kindheit und der Gegenwart, in einer nüchternen und zugleich detaillierten, manchmal poetischen Sprache. Die Träume, die Enttäuschungen der Ich-Erzählerin äussern sich in Fantasiegeschichten.» Wochenzeitung

«Kureyshis literarische Verarbeitung ihrer Migrationsgeschichte geht indes weit über die Schilderung eines Einzelschicksals hinaus. In einer dichten, bildstarken Prosa, die auf anklagende oder larmoyante Töne gänzlich verzichtet, reflektiert sie auch klug die Vertreibung aus der Kindersprache und die Aneignung ihrer neuen ‹Muttersprache›. In dieser neuen Sprache ist ihr ein überaus beachtlicher Wurf gelungen.» Der Bund

«In ihrem Debüt ‹Elefanten im Garten› schildert die Bernerin Meral Kureyshi, wie sie mit ihrer Familie aus Kosovo in die Schweiz geflüchtet ist. In einfacher Sprache, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Und gerade deshalb grossartig.» Berner Zeitung

«Meral Kureyshi ist immer dann am besten, wenn sie die Unterschiede zwischen den Kulturen in den Blick nimmt.»  Süddeutsche Zeitung

«Knapp und doch so dicht, klar und präzise stellt sie uns Erinnerungsfetzen vor und wir merken,  die treffen uns mitten ins Herz.» lesefieber.ch

«Fremder erschien uns der eigene Alltag kaum je – und schöner beschrieben ebenso selten.» Aargauer Zeitung

«Was das Buch eigentlich ausmacht, ist nicht der Stoff, sondern der Stil: die Art und Weise, wie es vom Ende der Kindheit erzählt, den Abschied vom toten Vater zelebriert, die Ankunft in der fremden Welt erkundet. ‹Elefanten im Garten› ist kein Roman, sondern ein Requiem, ein eigenes Genre zwischen Erlebtem und Erfundenem, Abschied und Aufbruch. ‹Elefanten im Garten› ist ein schmaler Band, doch schwer wie Gold und in einer Sprache geschrieben, die gut in der Hand liegen würde, wenn man Worte anfassen könnte.»  Sieglinde Geisel, tell-review

«‹Elefanten im Garten› schält das emotionale Dazwischen unaufgeregt, sachlich heraus. Umso überzeugender sind die Blicke, die Meral Kureyshi auf den Schweizer Alltag wirft. Sie schärft die Optik für ein Leben zwischen zwei Heimaten, das an den Nerven zerrt.» Landbote

«Ein schönes Buch über Emigration, Anpassung und Entfremdung, Verlust der Wurzeln und Neubeginn mit allen Schwierigkeiten.» P.S. Zeitung

«Sprachlich dicht mit eindrucksvollen Momentaufnahmen, dabei thematisch hochaktuell und gut lesbar.» ekz.bibliotheksservice

«Wieder ist eine Generation mit ihren Migranten erwachsen geworden. Aber diesmal ist es anders. Denn diesmal ist es meine Generation, deine Generation; diesmal werden Geschichten unseres Erwachsenwerdens erzählt.» Literarischer Monat

«‹Elefanten im Garten› ist das feinfühlige Porträt einer jungen Frau zwischen zwei Welten und Sprachen.» Kulturtipp

«Die ausserordentlich bildhafte Sprache der Autorin, die mit ihren leicht hingeworfenen, für uns ungewohnten Bildern und Vergleichen an Texte von Aglaja Veteranyi erinnert. Nebenbei erfahren die Leserinnen und Leser manches über die Denkweise und über das Brauchtum der Muslime. Mag die eine und andere Geschichte gut erfunden sein: Gönnen Sie sich die Wärme dieses bezaubernden Textes.» Heinrich Boxler

«Mit scharfem Blick für Absurditäten des Alltags spürt die in Kosovo geborene Schweizer Autorin Meral Kureyshi den Unterschieden zwischen den Kulturen nach.»  Süddeutsche Zeitung

«Im Kern ist das Buch der Versuch einer Selbstvergewisserung nach dem Tod des Vaters, der alles zusammenhielt.» Der Sonntag

«Präzis und erhellend sind Kureyshis Blicke auf den Schweizer Alltag.» St. Galler Tagblatt

«Meral Kureyshi steht für mich für die Kraft und die Lust am Schreiben schlechthin.»  Manuela Hofstätter, Lesefieber.ch Blog

«Es ist ein Roman über Tod und Verlust, aber auch über Neubeginn und Heimat.» www.migazin.de

«In Episoden erzählt Kureyshi mit feinfühliger Sprache und einer bemerkenswerten Liebe zum besonderen Alltäglichen.»  Coucou

«Aus der Perspektive einer heranwachsenden Frau beschreibt Meral Kureyshi das Fremdsein im Bunker, das langsame Heimischwerden eines kosovarischen Teenagers.»  Reformiert

«'Elefanten im Garten' erzählt davon, was man verliert, wenn man die Heimat verlassen muss.»  Lisa Gnirss, Ansichten SRF 

 

Radio SRF 1 – Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 13. September 2015:

 

SRF - Kulturplatz, 7. Oktober 2015:

 

SRF 3 – Lesezunder, 7. April 2016:

 

«Kureyshis Geschichte zeigt die diskrete Grässlichkeit der Schweiz, exemplarisch vorgeführt an unserem Asylwesen.» Philipp Loser, Das Magazin

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