Enzo Pelli
Plötzlicher Schatten / Ombra improvvisa
Gedichte Italienisch und Deutsch
Übersetzt und mit einem Nachwort von Christoph Ferber
Juni 2022
Originalgedichte in «Momenti irripetuti, Solo una nuba che passa» und «Il tempo breve», Alla chiara fonte, Lugano, sowie in «Una musica lieve», Book Editore, Ro Ferrarese
978-3-03926-033-1
Gedichte Italienisch und Deutsch
In der Lyrik von Enzo Pelli, der erst spät mit dem Schreiben von Gedichten begonnen hat, ist mehrfach vom «Einklang der Gefühle» oder der «Übereinstimmung der Empfindungen» die Rede. Es handelt sich um einen Zustand, in dem sich alles wie «in der Schwebe» befindet, ja selbst ein Gebirgstal «schwebt» bei Pelli «zwischen scharfkantigen Bergen»; es sind dies jene seltenen Momente, wo die Welt quasi stille steht, wo Mensch und Natur eins sind.
Diese Augenblicke des Glücks und der Harmonie werden zu Pellis bevorzugtem poetischem Terrain, das er ohne Emphase, doch mit Eindringlichkeit und Luzidität erforscht, wobei er vor rein linguistischen oder mentalen Experimenten zurückschreckt. Er will den «Atem» des Schreibenden, seinen «Schritt» wiedergeben, sein Staunen, seine Verwunderung, seine Teilnahme. Beobachtung und Annotation, Gedanke und schreibende Hand sollen eins werden auf dem weißen Blatt, jedes Ding soll darauf «seinen Platz finden», wie es in einem der Gedichte heißt.
Christoph Ferber hat aus den bisher vier Lyrikbänden von Enzo Pelli eine Auswahl zusammengestellt, die nicht zuletzt auch eine Reihe von Gedichten zum Altwerden und zum Tod umfasst, im wahrsten Sinne des Worts «Miniaturen des Abschieds».
Enzo Pelli
Enzo Pelli, 1948 in Lugano geboren, war lange Zeit Kulturredakteur beim Tessiner Fernsehen. 2014 veröffentlicht er seinen ersten Lyrikband, dem drei weitere folgen. Der letzte: «Il tempo breve» (2020). Er ist auch als Maler, Grafiker und Kalligraf tätig.
© Yvonne Böhler
Christoph Ferber
Geboren 1954. Aufgewachsen in Sachseln, Obwalden. Studium der Slawistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Lausanne, Zürich und Venedig. Dort Promotion mit einer Arbeit zum russischen Symbolismus. Tätigkeit als freier Übersetzer. Wohnt auf Sizilien. 2014 Auszeichnung mit dem Spezialpreis Übersetzung des Schweizerischen Bundesamts für Kultur, 2016 dem Paul Scheerbart-Preis.Übersetzungen, fast ausschliesslich lyrischer Texte, aus dem Italienischen (Gaspara Stampa, Vincenzo Cardarelli, Eugenio Montale, Salvatore Quasimodo, Attilio Lolini, Giorgio Orelli, Giovanni Orelli, Pietro de Marchi, Remo Fasani, Aurelio Buletti, Francesco Chiesa, aus dem Russischen (Michail Lermontow, Fjodor Tjutschew, Sinaida Hippius, Fjodor Sologub, Wjatscheslaw Iwanow, David Samojlow), dem Französischen (Stéphane Mallarmé, Werner Renfer), dem Polnischen (Juliusz Slowacki) und Bulgarischen (Dimtscho Debeljanow).
1 Gedicht
Ombra improvvisa
Ombra improvvisa
sul fiume sui sassi.
Esito, sospendo il passo,
levo lo sguardo: solo
una nube che passa.
Plötzlicher Schatten
Plötzlicher Schatten
über Fluss und Stein.
Ich zögere, bleibe
kurz stehen, erhebe den
Blick: nur eine vorüberziehende Wolke
nau.ch, 24.Mai 2022
Das Gedicht, 23. Juni 2022
Aargauer Zeitung, 18. Juli 2022
Osservatore, 23. Juli 2022
literaturblatt.ch, 03. Oktober 2022
P.S. Buchbeilage, 14. Oktober 2022
Seniorweb, 23. Februar 2023
TZ Magazin, 21. Juli 2023
«Pellis literarische Stimme mag leise sein. Ohne Gewicht ist sie keineswegs. Sie ist gewichtig, indem sie das Schwere leicht macht. Seine ruhige Gedankenlyrik tritt in unprätentiösen und doch eleganten Formen auf» Florian Bissig, Aargauer Zeitung
«Ein Dichter wie Enzo Pelli ist sich der Einmaligkeit eines Moments bewusst, dem Fingerzeig, dem Hinweis, den man in der Eile übersehen würde. Er wandelt das Banale in lichte Poesie. Nichts an seinen Gedichten ist Effekt, nichts übersteigert, alles durchdrungen von Ehrlichkeit, nicht nur den Menschen auch den Dingen gegenüber. Enzo Pelli zeichnet klar, licht, auch dann, wenn seine Themen schwer sind, wenn man den Schmerz spürt.» Gallus Frei, literaturblatt.ch
«Die Gedichte von Enzo Pelli sind wohltuend. Die Sprache ist präzis und einfach. Schweigendes Erleben ist Grundlage dieser Arbeit.» Brigit Keller, P.S. Buchbeilage
«Die Augenblicke des Glücks und der Harmonie werden zu Pellis bevorzugtem poetischem Terrain, das er ohne Emphase, doch mit Eindringlichkeit und Luzidität erforscht.» Angelika Tauscher, TZ Magazin