Sturz in die Sonne
Charles Ferdinand Ramuz

Sturz in die Sonne

Roman

Übersetzt von Steven Wyss / Mit einem Nachwort von Steven Wyss

192 Seiten, Leinen bedruckt, Titel der Originalausgabe: «Présence de la mort», Éditions Georg, Genève 1922. Romans – II, Gallimard, Bibliothèque de la Pléiade, Paris 2005.
2. Aufl., Mai 2023
SFr. 30.–, 26.– € / eBook sFr. 25.–
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978-3-03926-055-3

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Literatur übersetzung
     
«Der Klimaroman der Stunde.» SRF

Am Anfang steht eine wissenschaftliche Entdeckung: Wegen eines Unfalls im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Son­ne zurück. «Es wird immer heisser werden, und schnell wird alles sterben», schreibt C. F. Ramuz lakonisch dazu.

Die Men­schen am Ufer des Genfersees wollen das erst nicht glauben und erfreuen sich am schönen Wetter. Aber dann wird klar, dass es vor der Hitze kein Entkommen gibt, die Freude schlägt um in Angst, als die Bäume verdorren, die Gletscher schmelzen und die soziale Ordnung zu zerfallen beginnt.

1922, als der Roman erstmals erschien, wusste C. F. Ramuz noch nichts von der Bedrohung der globalen Erwärmung, der wir heute gegenüberstehen. Doch das düstere Bild, das er in diesem visionären Text in seiner einzigartig verdichteten Sprache zeichnet, liest sich wie eine Prophezeiung.

«Eine echte Trouvaille, das beste Beispiel für die Kraft der Literatur: Mit Sprache und Imagination schafft Ramuz eine eigene Welt und leuchtet ins Wesen der Menschen hinein.» Claudia Mäder, Neue Zürcher Zeitung

Charles Ferdinand  Ramuz
© KEYSTONE/ROGER VIOLLET/Gaston Paris

Charles Ferdinand Ramuz

«Ich bin 1878 zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Ich bin als Schweizer zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Sagen Sie, dass ich im Pays-de-Vaud zur Welt gekommen bin, einem alten savoyischen Land – das heisst dem Languedoc, dem französischen Sprachraum zugehörig –, und an den Ufern der Rhone, unweit ihrer Quelle. Ich habe Altphilologie studiert; sagen sie es nicht. Sagen Sie, dass ich bestrebt war, kein Altphilologe zu sein, was ich im Grunde nicht bin, sondern ein Enkel von Winzern und Bauern, und es war mein Wunsch, ihnen Ausdruck zu geben. Doch ausdrücken heisst erweitern. Mein tiefstes Bedürfnis ist es, zu erweitern ... Ich bin ganz jung nach Paris gekommen; in Paris und wegen Paris habe ich mich kennen gelernt. Während zwölf Jahren habe ich jedes Jahr wenigstens einige Monate in Paris verbracht; und die Reisen von Paris heim und von daheim nach Paris sind meine einzigen Reisen geblieben! (Ausser jener, die ich aus Religion unternommen habe, der Rhone nach bis ans Meer, mein Meer.)»

Ramuz war mit Mitteilungen über seine Person äusserst sparsam. In seinem Tagebuch, das er vor der Veröffentlichung überarbeitete, findet man nur wenige Hinweise auf sein Privatleben. Sein umfangreicher Briefwechsel gibt nur Aufschluss über seine literarischen Projekte und über das kulturelle Leben der damaligen Westschweiz.

Ramuz wurde am 24. September 1878 in Lausanne geboren; sein Vater hatte ein Kolonialwarengeschäft und war später Weinhändler. Nach dem Collège classique besuchte Ramuz das Gymnasium und liess sich 1896 in der philosophischen Fakultät einschreiben. Ein Aufenthalt in Karlsruhe hinterliess wenig Erinnerungen, dafür den Entschluss, Dichter zu werden. Nicht ohne Schwierigkeiten erhielt er vom Vater die Erlaubnis, seine Studien in Paris fortzusetzen, um eine Doktorarbeit über den Dichter Maurice de Guérin zu schreiben. Daraus wurde nichts, dafür fand er sich in Paris als Dichter. Mehr als zehn Jahre verbrachte er – mit längeren Unterbrüchen – in Paris. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die Malerin Cécile Cellier. Im Krieg lernte er Igor Strawinsky kennen; aus ihrer Zusammenarbeit entstand die «Histoire du Soldat».

Von 1926 an veröffentlichte der Pariser Verlag Grasset seine Werke. 1936 erhielt er den Grossen Preis der Schweizer Schillerstiftung. Ramuz starb am 23. Mai 1947 in Pully bei Lausanne.

François Bondy über das literarische Werk des Schriftstellers Charles-Ferdinand Ramuz im «Monatsmagazin» des Schweizer Fernsehens am 21.12.1977:

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Steven Wyss
© Raffael Thielmann

Steven Wyss

Steven Wyss, geboren 1992 in Thun, studierte Ange­wandte Sprachen und Übersetzen in Winterthur und Genf sowie Literarisches Schreiben und Übersetzen an der HKB in Bern. 2021 nahm er am Goldschmidt­ Programm für junge Literaturübersetzer:innen teil. Er lebt und arbeitet als freier Übersetzer in Zürich.

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Vorabdruck WOZ, 17. November 2022
ProgrammZeitung, Mai 2023
ZS, Mai 2023
CH Media, 05. Mai 202
SRF BuchZeichen, 09. Mai 2023
SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 10. Mai 2023
SRF Tagesschau, 10. Mai 2023
NZZ am Sonntag, 14. Mai 2023
Die Zeit Schweiz, 17. Mai 2023
SRF Literaturclub, 23. Mai 2023
Blattgold. Der Schweizer Buchpodcast, 24. Mai 2023
Musenblätter, 24. Mai 2023
Deutschlandfunk Kultur, 30. Mai 2023
Tages-Anzeiger, 30 Mai 2023
Stadtmagazin In München, Juni 2023


 SRF Literaturclub

 

«Die literarische Sensation dieses Frühlings: ‹Sturz in die Sonne› ist ein genialer Roman, weil Ramuz den vielstimmigen Untergang einfacher Leute von einem nüchternen, fatalistischen Erzähler aus höherer Warte wie ein Gemälde einer Katastrophenlandschaft präsentiert.» Hansruedi Kugler, CH Media

«Eine echte Trouvaille, das beste Beispiel für die Kraft der Literatur: Mit Sprache und Imagination schafft Ramuz eine eigene Welt und leuchtet ins Wesen der Menschen hinein.» Claudia Mäder, Neue Zürcher Zeitung

«Steven Wyss hat sich souverän geschlagen. Gut, wie er diesen Schatz vom Genfersee für die deutschsprachige Leserschaft geborgen hat. Es ist eine kleine Sensation ­– diese Wiederentdeckung ist etwas ganz Besonderes und brandaktuell.» Katja Schönherr, SRF 2 Kultur

«Ein beklemmender und formal innovativer Roman. Die wuchtige Dystopie erscheint in tadelloser deutscher Erstübersetzung.» NZZ am Sonntag

«Mit poetischer Sensibilität übersetzt.» Caspar Battegay, Die Zeit Schweiz

«Eine wortmächtige Hommage an die heimatliche Landschaft und ihre Menschen, die im Moment des Untergangs noch einmal mächtig aufglühen. Ramuz’ Prosa ist lyrisch und deklamatorisch, oratorisch und gesanglich. Sie lebt von Rhythmus- und Klangeffekten, von kurzen Sätzen, die manchmal stehen bleiben, manchmal schlicht sind wie hingesprochen, dann wieder kunstvoll gestaltet.» Martin Ebel, Tages-Anzeiger

«Es gibt wohl nichts Vergleichbares, das derart eindrücklich menschliches Verhalten exemplarisch vorführt. Sicherlich stellt sich sofort die Verbindung zum Klimawandel ein. Aber das Überzeugende des Romans ist, dass er poetisch den universalen Abwehrmechanismus auf jedwede unglaubliche Bedrohung analysiert.» Gerwig Epkes, vormals SWR

«Ramuz ist einer der ersten Autoren, die eine Prosa schrieben, wie sie erst durch die Erfahrung des Filmes möglich wurde. So erscheint Ramuz als ein ‹Konstrukteur› der modernen Prosa und damit als eine Gestalt von weltliterarischem Format.» Süddeutsche Zeitung

«Ramuz schildert auf stilistisch und sprachlich eigenwillig-poetische Weise, wie Menschen angesichts einer extremen Situation und des Todes reagieren. Es sind beklemmende fragmentarische Szenen einer angekündigten Katastrophe.» Dagmar Brunner, ProgrammZeitung

«Die kompakte Sprache, gespickt mit kargen, aber eindrücklichen Bildern, zwingt von Seite zu Seite, ein Sturz in den Text, der unaufhaltsam weiter rast.» ZS

«Im Grunde unfaßbar macht Ramuz die apokalyptischen Vorgänge in etlichen ganz kleinen Dingen greifbar und erzählt in leisen, kargen, beinahe lakonischen Tönen, Szenen und Einzelbildern das Unvorstellbare. Es ist eine hautnahe, aufrüttelnde Endzeit-Vision von erschreckender Aktualität.» Frank Becker, Musenblätter

«Szenen, filmisch, mal fragmentarisch, mal Panavision. Tableaux. Rhythmische Prosa. Eine tolle Wiederentdeckung. Ein Sprachkunstwerk. Von Steven Wyss bewundernswert ins Deutsche übertragen.» Hermann Barth, in München

Wann Was Wo
07. Juni 23
19:00 Uhr
Sturz in die Sonne
mit Steven Wyss, Christoph Keller und Thomas Sarbacher
Literaturhaus Basel
4051 Basel
 
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