Requiem für Tante Domenica
Plinio Martini

Requiem für Tante Domenica

Roman

Übersetzt von Trude Fein

168 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
2. Auflage , November 2023
SFr. 30.–, 26.– € / eBook sFr. 19.90
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Titel der Originalausgabe: «Requiem per zia Domenica», Il formichiere, Milano 1976
978-3-85791-386-0

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Schlagworte

Tessin Literatur
     
Neuauflage zum 100. Geburtstag

Tante Domenica ist gestorben. Die bigotte alte Jungfer hatte mit dem Pfarrer zusammen über die Moral im Dorf gewacht.

An ihrem Totenbett sitzt der angereiste Neffe. Jugenderinnerungen steigen hoch, und im Leichenzug begegnet er Giovanna, seiner ersten Liebe wieder. Aus den Erinnerungen zwischen Zorn und Zärtlichkeit ersteht ein eindrückliches, realistisches Bild des alten Val Bavona, entwickelt sich die Geschichte einer glücklich-unglücklichen Kindheit und Jugend im engen Tal, geprägt von Katholizismus und Tradition.

Dann erhält Tante Domenica eine feierliche Totenmesse, wird zu Grabe getragen, ein jeder wirft eine Handvoll Erde ins Grab und geht seiner Wege. Libera me, Domine!

Plinio Martini
© Alberto Flammer

Plinio Martini

Plinio Martini (1923–1979) wurde in Cavergno als Sohn eines Bäckers in ärmliche Verhältnisse geboren. Er wuchs mit sieben Brüdern im Dorf und im Val Bavona auf. 1942 schloss er das Lehrerseminar in Locarno ab und unterrichtete zeitlebens im Maggiatal, erst in Cavergno und später in Cevio.

Anfang der 1950er-Jahre erschienen im «Giornale del popolo» erste Erzählungen sowie die Gedichtbände «Paese così» und «Diario forse d’amore». 1970 folgte sein erster Roman «Il fondo del sacco», der vier Jahre später in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Nicht Anfang und nicht Ende» erschien. Der Roman erzählt von einem Tessin jenseits der verbreiteten Tessinklischees und gehört längst zu den Klassikern der Tessiner Literatur. Martini starb 1979 im Alter von nur 56 Jahren.

 

Chronologie des Lebens von Plinio Martini

1923. Martini wird am 4. August in Cavergno als zweites von acht Kindern des Bäckers Adeodato und der Lehrerstochter Maria geboren.

1936. Er verlässt Cavergno, um am Collegio Papio in Ascona zu studieren. Im Jahr 1938 wechselt er an das kantonale Gymnasium in Locarno und schreibt sich im folgenden Jahr nach dem Abschluss an der Scuola Normale ein.

1942. Im Juli erwirbt er das Grundschullehramt und wird nach einem Jahr als Aushilfslehrer 1943 in Cavergno als Lehrer angestellt.

1945. Im Oktober heiratet er Maria Del Ponte aus Bignasco. Im Januar 1947 wird ihr ältester Sohn Alessandro geboren; ihnen folgen Luca 195o und Lorenzo 1958. Zwei Kinder sterben im Säuglingsalter.

1951. Sein Debüt als Dichter ist der Gedichtband «Paese così», die bei Arti Grafiche Carminati in Locarno erscheint und mit dem Preis der Schiller-Stiftung und dem Premio Francesco Chiesa ausgezeichnet wird.

1953. Im September veröffentlicht Carminati seinen zweiten Gedichtband, «Diario forse d'amore». Das Werk wird eher zurückhaltend aufgenommen.

1956. Im Herbst wird das Wasserkraftwerk Sambuco in Lavizzara, das erste im Maggiatal, in Betrieb genommen. Am 3. Oktober veröffentlicht Martini im Giornale del Popolo das «Lamento per la mia valle», ein langes, dem Schriftsteller Giuseppe Zoppi gewidmetes Gedicht, das die durch die Wasserkraftnutzung verursachten Veränderungen thematisiert. Im selben Jahr erscheint die Kindergeschichte «Storia di un camoscio», die von der ESG in Zürich im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt wurde.

1957. Am 15. Oktober erscheint von Martini im Giornale del Popolo ein erster Zeitungsartikel, betitelt mit «Valmaggia sfortunata».

1962. Er veröffentlicht eine zweite Kindergeschichte, «Acchiappamosche e il maiale», mit der er 1961 den ESG-Wettbewerb gewann.

1963. Im April beendet Martini eine dritte Gedichtsammlung mit einem biblischen Thema, «Ed eri in mezzo a noi», die unveröffentlicht bleibt.

1964. Während eines einjährigen Sabbaticals arbeitet er zusammen mit dem Kunsthistoriker Virgilio Gilardoni als Archivar bei der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstdenkmäler. Eine Gruppe innerhalb der Vereinigung Pro Valle Maggia, deren Präsident Martini zwischen 1960 und ist, bricht mit der alten Garde, die der Untätigkeit beschuldigt wird, und organisiert am 6. Juni in Cevio eine Veranstaltung, um die Probleme des Tals zu diskutieren. Die Gruppe fördert die Herausgabe eines eigenen Bulletins, des Almanachs Pro Valle Maggia (1965–1976), an dem Martini regelmässig mitarbeitet. Zu Weihnachten hält er auf Einladung von Pater Alfredo Leber einen Vortrag vor den Priestern der Diözese; die Rede, die erst 1986 unter dem Titel «Plinio Martini disse ai preti» veröffentlicht wird, fasst Martinis Engagement als Katholik zusammen .

1965. Im Februar endet Martinis Zusammenarbeit mit dem Giornale del Popolo. Der Schriftsteller wendet sich von der Poesie ab und intensiviert seine Prosaarbeit, die er vor allem in der Wochenzeitung Cooperazione veröffentlicht. Im November wird er in Zürich wegen eines Magengeschwürs operiert. Im Spital beginnt er mit dem Schreiben von «Il fondo del sacco». Von 1966 bis 1973 amtet er als Friedensrichter im Bezirk Rova.

1970. Im Herbst erscheint die erste Ausgabe von «Il fondo del sacco» bei Casagrande in Bellinzona. Das Buch wird 1971 von der Schiller-Stiftung  ausgezeichnet.

1972. Im April kandidiert Martini bei den Gemeindewahlen in Cavergno für die Autonome Sozialistische Partei, an deren Gründung er 1969 beteiligt war, ohne gewählt zu werden. Für dieselbe Partei kandidiert er 1971, 1975 und 1979 für den Tessiner Grossrat. Nach einer Reihe von Rücktritten wird er im Mai 1972 gewählt, verzichtet jedoch, um seine Tätigkeit als Lehrer nicht aufgeben zu müssen. Er nimmt die Überarbeitung von «Il fondo del sacco» in Angriff und widmet sich wieder dem Verfassen von Gedichten.

1973. Im Frühjahr erscheint die zweite überarbeitete Auflage von «Il fondo del sacco» bei Casagrande.

1974. «Il fondo del sacco» erscheint auf Deutsch, übersetzt von Trude Fein («Nicht Anfang und nicht Ende. Geschichte einer Rückkehr»), zunächst als Fortsetzungsroman in der NZZ und dann in Buchform beim Zürcher Verlag Werner Classen.

1975. Die Erzählung «I funerali di zia Domenica» wird im Sammelband «Pane e coltello» veröffentlicht. In der Zwischenzeit hatte Martini den Text bereits umgeschrieben, erweitert und ihm den Titel «Requiem per zia Domenica» gegeben. Noch vor Ende des Jahres erscheint die neue Fassung bei Werner Classen in der deutschen Übersetzung von Trude Fein («Requiem für Tante Domenica»).

1976. «Requem per zia Domenica» wird auf Italienisch von Il Formichiere in Mailand veröffentlicht.

1977. In den ersten Monaten des Jahres widmet Martini sich dank einer Beurlaubung dem Drehbuch der Fernsehtrilogie «E noi al posto loro?», die vom Schweizer Fernsehen im Herbst 1978 ausgestrahlt wird. Erkrankt, wird er Ende August erneut in Zürich hospitalisiert und kann seine Lehrtätigkeit nicht wieder aufnehmen. «Il fondo del sacco» wird von Jeannine Gehring ins Französische übersetzt («Le fond du sac») und von Bertil Galland in Vevey verlegt. Am 27. Oktober veröffentlicht der Schriftsteller in der Zeitung Cooperazione sein letztes Werk, das Fragment von «In memoria di Ambrogio». Die Entwürfe zu einem neuen Roman werden 1993 von seinem Sohn Alessandro veröffentlicht, der für die unveröffentlichten Texte den Titel «Corona dei Cristiani» wählt.

1979. Martini stirbt am 6. August in Cavergno. Einen Monat nach seinem Tod veröffentlicht Dadò die Sammlung «Delle streghe e d'altro», welche Prosatexte des Autors aus den 1960er und 1970er Jahren versammelt. Die Auswahl und Anordnung des Materials hatte der Autor 1977 noch selbst vorgenommen. Im selben Jahr erscheint das Buch bei Werner Classen, ins Deutsche übersetzt von Susanne Hurni («Fest in Rima. Geschichten und Geschichtliches aus den Tessiner Tälern»).

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Trude Fein

Trude Fein

Trude Fein (1905–1982), geboren in Franzensbad, emigrierte mit ihrem Ehemann Franz Fein, der ebenfalls Übersetzer war, in die Schweiz und wohnte zuletzt in Kilchberg bei Zürich. Sie hat für verschiedene Verlage und für das Radio literarische Werke aus dem Englischen, Französischen und Italienischen übertragen; in der Manesse Bibliothek der Weltliteratur sind in Trude Feins ungemein präzis und stilsicher geprägtem Deutsch Romane und Erzählungen u. a. von Charles Dickens, Walter de la Mare, Jane Austen, Honoré de Balzac, Alphonse Daudet, Emile Zola, Elio Vittorini und Arthur Conan Doyle erschienen. Für diese in ihrem Umfang und ihrer Qualität hochbeachtliche Leistung erhielt sie 1976 vom Regierungsrat des Kantons Zürich eine Ehrengabe.

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LeseprobeS.1-14

Neue Luzerner Zeitung, 04. Juni 2002
Tessiner Zeitung, 04. / 05. Juli 2002
20 minuten, 09. Juli 2002
Prättigauer und Herrschäftler, 31. Juli 2002
P.S., 08. März 2024


«Bilder, konzentriert und einprägsam, Bilder, die einen nicht mehr loslassen ...» Tessiner Zeitung

«Die Schilderungen sind voller Farben und trotz kritischer Härte des Blicks des Autors voll menschlicher Wärme. Der schmale Band ist ein Klassiker der Tessiner Literatur.» Neue Luzerner Zeitung

«Keine Reise ins Tessin, ohne dieses dünne Bändchen mit seiner ganzen Vielfalt im Gepäck!» Susi Oser, P.S.

«Seine Romane sind Denkmäler einer Lebensweise und eines Lebensgefühls, das wohl bald niemand mehr verkörpern wird.» Vaterland