Am 19. März 1975 wurde die «Limmat Verlag Genossenschaft» ins Handelsregister eingetragen. Erstes Buch war der heute noch als Standardwerk verwendete Dokumentenband «Schweizerische Arbeiterbewegung».

 

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Aufgenommen von Jürg Zimmerli Ende der siebziger Jahre im Limmat-Verlag-Büro in der Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung an der Wildbachstrasse 48, Zürich-Seefeld. Die Personen sind: hinten v.l.n.r. Hansjürg Fehr, Pierre Bachofner (unser langjähriger Schweizer Buchhandelsvertreter), Heidi Witzig (später Co-Autorin des Standardwerkes «Frauengeschichte(n)»), Heiner Spiess (1948–2006), Jacques von Moos (1946–2021), vorne v.l.n.r. Jean-Pierre Kuster und Peter Aeberli.

Es folgte eine Reihe von Sachbüchern zu historischen und politischen Themen, die das Verlagsprogramm und das Bild des Verlags in der Öffentlichkeit wesentlich bestimmten, mit Titeln wie «Frauengeschichte(n)», «Die unterbrochene Spur», «Dreizehn Gründe warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde», «Die unheimlichen Patrioten», «Schnüffelstaat Schweiz», «GENZEIT», «Wenn Frauen wollen, kommt alles ins Rollen», «Es kocht in den Alpen», «Der Brunner-Effekt», «Die Schweiz und ihre Skandale»,«Meier 19», «Im Zweifel gegen die Frau».

Wichtig sind insbesondere Bücher zu Frauenleben, Frauengeschichte und Geschlechterfragen, etwa die Porträtbände «Der Rede wert», «Rosenkranz und Fasnachtstanz» und «Frauen in Kosova», die Bücher zur modernen Familie «Gute böse Stiefmutter», «Familienbande» und «Müde Mütter –fitte Väter» oder die Frauenstadtrundgänge durch Zürich und Basel, die Geschichte des Frauenhauses in Zürich «Wann, wenn nicht jetzt», das Buch zum 50 jährigen Jubiläum des Schweizer Frauenstimmrechts oder «Schluss mit gratis!»und viele mehr.

1989 ist im Limmat Verlag auch das letzte Werk von Max Frisch: «Schweiz ohne Armee? Ein Palaver», und zwar auf deutsch und rätoromanisch erschienen.

Im literarischen Programm des Limmat Verlags erscheinen die Bücher von Julia Weber, Meral Kureyshi, Usama Al Shahmani, Christoph Keller, Adelheid Duvanel, Mariella Mehr, Erika Burkart, Laure Wyss, Isolde Schaad, Niklaus Meienberg, Simona Ryser, Katharina Tanner, Anna Ospelt und anderen.

Lyrik ist vertreten in einer inzwischen auf vierzig Bücher angewachsenen, ‹undeklarierten› Reihe zweisprachiger Ausgaben mit Lyriker:innen italienischer, rätoromanischer, französischer, spanischer und anderer Sprachen, wie beispielsweise Enzo Pelli, Yari Bernasconi oder Luisa Famos. Dazu kommen einige Gedichtbände von Hausautoren. Ein unbestrittener Höhepunkt dieses Engagements für die Lyrik bleibt die Anthologie «Moderne Poesie in der Schweiz», herausgegeben von Roger Perret, erschienen 2013.

Mit Hugo Ball und Maurice Sandoz ist Friedrich Glauser in guter Nachbarschaft: Von ihm erschien 1992 und 1993 die Gesamtausgabe seines erzählerischen Werks in vier Bänden. Mit «Gourrama» wurde Ende 1997 die Neuedition aller sieben Romane abgeschlossen. In einem Erinnerungsband über Friedrich Glauser schreiben Menschen wie Emmy Ball-Hennings oder J.R. von Salis über ihre persönlichen Begegnungen. 1998 folgten die Gesammelten Werke von Alexander Xaver Gwerder, 2005 jene von Walter Gross, zwei der grössten Schweizer Lyriker des 20. Jahrhunderts. Einige weitere Schweizer ‹Klassiker› haben im Limmat Verlag eine Heimat gefunden, Charles Ferdinand Ramuz in den deutschen Übersetzungen, Meinrad Inglin, Plinio Martini oder Aline Valangin.

Regelmässig veröffentlicht der Limmat Verlag Übersetzungen von Autorinnen und Autoren aus der Romandie und aus dem Tessin, wie Anne Cuneo, S. Corinna Bille, Maurice Chappaz, Giorgio Orelli, Giovanni Orelli, Alberto Nessi, Gisèle Ansorge, Sandro Beretta, Anna Felder, Daniel de Roulet, Anna Ruchat und Fanny Wobmann. Prominent vertreten ist auch die rätoromanische Literatur mit Leo Tuor, Oscar Peer, Luisa Famos, Cla Biert und Jon Semadeni. Für diese Bemühungen der Verständigung zwischen den Sprachregionen wurde der Limmat Verlag 1994 mit dem Preis der «Oertli Stiftung» ausgezeichnet. Inzwischen sind auch Übersetzungen aus Sprachen der so genannten fünften Schweiz erschienen, so zwei Bücher des russischen Autors Michail Schischkin, Gedichtbände in Albanisch, Ungarisch, Friaulisch, Spanisch und Italienisch, immer in zweisprachigen Ausgaben. Auf Deutsch schreiben der kurdische Autor Yusuf Yeşilöz und der irakisch-schweizerische Autor Usama Al Shahmani.

Ein weiterer Schwerpunkt des Programms bilden Biografien und Autobiografien, Lebensgeschichten von bekannten und vor allem unbekannten Schweizerinnen und Schweizern, zum Beispiel Gertrud Mosimann, Paula Charles, Adeline Favre, Fritz Brupbacher, Regula Engel, Anny Klawa-Morf, Max Frisch, Niklaus Meienberg, Laure Wyss, Wladimir Rosenbaum und Aline Valangin, Amalie und Theo Pinkus-De Sassi. Zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde gab der Limmat Verlag die Reihe «Das volkskundliche Taschenbuch» heraus, in der bisher unveröffentlichte autobiografische Originaltexte von hohem dokumentarischen Wert erschienen, so z.B. von Regina Lampert oder Heinrich Lienhard. Im Jahr 2005 erscheint die Anthologie der Lebensgeschichten, «Mein Leben und ich», 2015 «Kindheit in der Schweiz», begleitet vom gleichnamigen Fotoband.  2022 erscheint die Neuausgabe von «Der Reiherjäger vom Gran Chaco» von Walter Burkart.

Im Fotobereich sind vorwiegend fotogeschichtliche Arbeiten erschienen. Der Fotoband «Sensationen vom Dorfe» von Josef Burri  erreichte zwei Auflagen. Ein weiterer historischer Fotoband dokumentiert die in Europa einzigartige Sammlung von Porträts der Bewohner von drei Dörfern im Jahr 1940 aus Anlass der Einführung der Identitätskarte im Kanton Solothurn: «Sommer 1940. Leute im Thal». Eine erfolgreiche Ausstellung in Rom, Chur, Zürich, Chiasso etc. über die italienische Migration in die Schweiz begleitete der Verlag mit einem Buch, «Il lungo addio | Der lange Abschied», ebenso die Ausstellung «Der Körper der Photographie» der Sammlung Peter + Ruth Herzog, Basel, beide Bände herausgegeben von Dieter Bachmann. Sehr erfolgreich waren Ausstellung und Buch «Tausend Blicke», der Folgeband «Bergkinder» dokumentierte die ganze Sammlung der Kinderfotografien von Emil Brunner. Weitere Bände etwa sind Rob Gnant und Yves Dalain gewidmet,Theo Frey, Emil Schulthess, Kurt Blum, Hans Steiner, Roberto Donetta und anderen. Von Marianne Pletscher und Marc Bachmann erschienen die Reportagebände «90 Plus» und «Wer putzt die Schweiz?». Die Geschichte der Roten Fabrik zum Nachlesen und Nachschauen, «Bewegung tut gut», herausgegeben von der Interessensgruppe Rote Fabrik, wurde 2022 von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten deutschen Bücher ausgezeichnet.

1991 hat sich der Limmat Verlag mit dem ebenfalls in Zürich beheimateten Unionsverlag zusammengeschlossen unter einem Dach und mit einer Kasse. Die Programmschwerpunkte werden weiterhin unter den bisherigen Namen von einem Team von elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gepflegt und ausgebaut. Auf den ersten Januar 2001 lösen die beiden Verlage auf Grund veränderter Rahmenbedingungen die Fusion wieder auf und arbeiten als ökonomisch unabhängige Verlage weiter.

Der Limmat Verlag zieht im Jahr 2001 an seine aktuelle Adresse an der Quellenstrasse im Kreis 5 .

Das Verlagsteam mit Erwin Künzli, Rahel Beyerle, Lukas Haller, Trix Krebs, Larissa Waibel und Laila Schneebeli wird 2022 vom Schweizer Buchhandel zum Verlag des Jahres gewählt. 2023 erhält der Limmat Verlag den ProLitteris-Preis.

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© Erik Brühlmann

Von links nach rechts:  Laila Schneebeli, Erwin Künzli, Larissa Waibel, Rahel Beyerle, Lukas Haller, Trix Krebs.