Alpenrauschen
Sabina Altermatt

Alpenrauschen

Roman

TatortSchweiz

200 Seiten, gebunden
1., Aufl., Februar 2008
SFr. 28.50, 28.50 €
sofort lieferbar
978-3-85791-548-2

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Schlagworte

Engadin Krimi
     

Die Bündner Politikerin Franziska Padrun wird nach einem Fernsehinterview in Zürich von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. Sie hat sich jahrelang gegen den Bau eines Kongresszentrums auf der Motta Lischana im Engadin eingesetzt.
Die Journalistin Flurina Filli glaubt nicht an einen Unfall. Sie ist überzeugt, dass die AlpinaInvest, die das Zentrum finanziert, etwas mit dem Tod der Politikerin zu tun hat. Ihre Recherchen führen sie ins Engadin, wo sie die ersten zehn Lebensjahre verbracht hat. Ihr Verdacht bestätigt sich: Der AlpinaInvest scheint jedes Mittel recht, um alles, was den Bau des Zentrums behindert, aus dem Weg zu räumen. Doch dann wird Flurina von der eigenen Vergangenheit eingeholt, und ihre Albträume werden Realität.

Sabina Altermatt
© Limmat Verlag

Sabina Altermatt

Sabina Altermatt, geboren 1966, aufgewachsen in Chur, Studium der Staatswissenschaften in St.Gallen. Arbeitet als PR-Beraterin, lebt und schreibt heute in Zürich und im Glarnerland. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie verschiedene Preise und Stipendien.

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Franziska Padrun verliess das Backsteingebäude ...

Franziska Padrun verliess das Backsteingebäude des Zürcher Privatsenders kurz vor zwölf. Sie fühlte sich erschöpft. Die letzten paar Wochen war sie andauernd unterwegs gewesen, hatte ein Interview nach dem anderen gegeben. Die Journalisten waren häufig aggressiv. Die Medien standen wie so oft auf der Seite der Wirtschaftsvertreter.

Doch am meisten zu schaffen machten ihr die persönlichen Anfeindungen. Immer wenn sie in Sursass den Dorfladen betrat, wurde es auffällig still. Sogar Nesa, die den Laden führte und mit der sie jeweils einen kleinen Schwatz hielt, war neuerdings meist in ein Gespräch vertieft oder mit dem Nachfüllen von Lebensmitteln beschäftigt. Mehr als ein «allegra», ein «Grüezi», gab es nicht. Und oft nicht einmal das. Sie war eine Fremde geblieben, obwohl sie akzentfreies vallader sprach. Nachdem sie hierhergezogen war, hatte sie dieses Idiom des Romanischen, das man im Unterengadin spricht, so schnell wie möglich gelernt. Doch Wurzeln konnte man nicht durch Sprache ersetzen.

Sie musste an den Vortag denken, an den Hühnerkopf auf dem Fussabtreter. Lea hatte entsetzlich geschrien und wollte sich nicht mehr beruhigen. Als Florin nach Hause kam, hatten sie gestritten.

«Merkst du nicht, was du deiner Familie antust, deinen Kindern, mir?», hatte er sie gefragt. «Sie werden in der Schule gehänselt. Zum Glück hält wenigstens die Lehrerin zu uns. Deine ganze Energie steckst du in die Politik. Bist gar nicht mehr da. Nicht einmal dann, wenn du zu Hause bist.»

Sie holte tief Luft. Wäre es nicht besser, mit allem aufzuhören? Nicht nur mit der Politik. Da war noch etwas anderes, etwas, das ihr bis jetzt die Kraft gegeben hatte, weiterzumachen. Doch im Moment kostete auch das mehr Energie, als es brachte.

Es regnete. Die Leuchtreklame des Kinokomplexes an der Hardstrasse spiegelte sich im Asphalt. Das Rot verlief im Regenwasser. Vor ihr ging ein Mann mit einem Hund. Bei der Halteverbotstafel hob das Tier das Bein. Der Mann blieb stehen, zündete eine Zigarette an, wartete, bis sein Vierbeiner fertig gepinkelt hatte, und setzte seinen Weg fort. Sie schaute das Gebäude hoch. Oben hing eine erleuchtete Plane, die den nächsten Film ankündigte. «Die Hard 4» mit Bruce Willis. Franziska schmunzelte. Eine gute Werbung für das Hardquartier, wenn man den Namen auf Deutsch aussprach. Und für die Hardbrücke, die als vierspurige Autobahn den Stadtteil von Norden nach Süden durchschnitt und für deren Abbruch es alle paar Jahre aus linken Kreisen Vorstösse gab.

Es regnete kräftiger. Die Tropfen wurden zu Fäden. Ein dunkler Kombi schoss vorbei und spritzte sie nass. Sie beschloss, die Strasse zu überqueren und unter der Brücke bis zur Tramhaltestelle zu gehen. Dabei übersah sie die Bahngeleise, die beim Fussgängerstreifen quer über die Strasse liefen und auf denen immer noch ab und zu Güterzüge mitten durchs Industriequartier rollten. Sie blieb mit dem Absatz ihres Stiefels in der Schiene stecken, konnte sich gerade noch auffangen. Schlüpfte aus dem Schuh, der sich verfangen hatte, balancierte auf dem anderen Bein, bückte sich, indem sie den unbeschuhten Fuss nach hinten hielt, und zerrte mit der einen Hand am Schaft. Doch der Absatz steckte fest. Sie zog mit beiden Händen am Stiefel, stützte sich mit dem grossen Zeh leicht auf dem nassen Boden ab. Der Schuh gab nach, sie richtete sich auf und blickte direkt in einen hellen Scheinwerfer. Sie hatte das Auto nicht heranfahren hören.
Züritipp, 28. Februar 2008
NZZ, 12. März 2008
Tagblatt der Stadt Zürich, 19. März 2008
20minuten, 25. März 2008
NZZ am Sonntag, 30. März 2008
WDR, Funkhaus Europa, 2. April 2008
Biel-Benkemer Dorf-Zytig, 25. April 2008
WOZ, 1. Mai 2008
Aargauer Zeitung, 2. Mai 2008
Blick, 3. Mai 2008
Südostschweiz am Sonntag, 4. Mail 2008
Tages-Anzeiger, 5. Mai 2008
P.S., 8. Mai 2008
Die Südostschweiz, 15. Mai 2008
Ekz-Informationsdienst, Mai 2008
Bündner Tagblatt, 17. Mai 2008
www.gutenmorgenbuchladen.de, Mai 2008
Das Syndikat, 8. Juni 2008
Frauenwelt, Weltenfrau, Juni 2008
Tages-Anzeiger, 8. Juli 2008
Coopzeitung, 5. August 2008
Der kleine Bund, 11. Oktober 2008
St. Galler Tablatt, 24. November 2008

«Ein Paradebeispiel für ungute Verquickungen von Wirtschaft und Gesellschaft in unserer Zeit: nach aussen gibt man sich kommunikativ, offen und demokratisch; tatsächlich zählen nur Erfolge, Rendite und Kapital. Dass die Geschichte nicht zum blossen Lehrstück über den Spätkapitalismus verkommt, dafür sorgt der zweite, der private Strang der Journalistin Flurina Filli. Beide Stränge sind sprachlich reduziert ausgestaltet und dabei dramaturgisch klug verzahnt, so dass sie zwei Geschichten erzählen und letztlich doch eine ergeben. Das Ergebnis ist ein reduzierter, ein lakonischer und dabei atmosphärisch treffender Kriminalroman. Keine Frage, unter den jüngeren deutschsprachigen Kriminalschriftstellern gehört Sabina Altermatt zu den Besten.» Westdeutscher Rundfunk

«Sabina Altermatt verwebt in ‹Alpenrauschen› geschickt soziale und ökonomische Realitäten aus dem Alpenraum mit einer spannenden fiktiven Handlung. Unterlegt mit viel Lokalkolorit und einem persönlichen Drama der Protagonistin entsteht so ein Krimi, der nicht nur Bergler und Alpennostalgiker zu unterhalten und begeistern vermag.» Südostschweiz

«‹Alpenrauschen› ist ein spannender, süffig lesbarer Krimi, der die Verfilzung von Politik, Wirtschaft und Geld in der Schweiz thematisiert.» WochenZeitung WoZ

«Dass ‹Alpenrauschen› grosses Lesevergnügen bereitet, verdankt der Krimi dem eleganten, reduzierten Sprachstil der Autorin. Mit präziser Beobachtungsgabe, einem feinen Gespür für die Figurenzeichnung und sanfter Ironie gelingt es Altermatt, die Schönheit der Bergkulisse, das Innenleben der Figuren und den Kriminalfall zu einer atmosphärisch dichten Einheit zu verweben, die gleichsam fesselt und fasziniert. Auf raffinierte Weise verbindet die Autorin die verschiedenen Erzählstränge.» Bündner Tagblatt

«So entsteht ein Porträt zweier Frauen in einer Lebenskrise und gleichzeitig eine kurzweilige und intelligente Kapitalismuskritik, die zu keinem Zeitpunkt lehrmeisterhaft daherkommt und durchgehend glaubwürdig erscheint.» Bündner Tagblatt

«‹Atmosphärisch dicht› lautet die gängige Bezeichnung für Krimis mit wohldosiertem Lokalkolorit. Auf ‹Alpenrauschen› trifft sie vollumfänglich zu.» Der kleine Bund
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