Charles Ferdinand  Ramuz
© KEYSTONE/ROGER VIOLLET/Gaston Paris

Charles Ferdinand Ramuz

«Es ist beeindruckend, dieses Denken, eigentümlich, ausserhalb der Konvention, gigantisch egozentrisch und durch seine verquere Unangepasstheit seltsam aktuell. Einer der grössten Erzähler Europas.» Die Zeit

«Ich bin 1878 zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Ich bin als Schweizer zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Sagen Sie, dass ich im Pays-de-Vaud zur Welt gekommen bin, einem alten savoyischen Land – das heisst dem Languedoc, dem französischen Sprachraum zugehörig –, und an den Ufern der Rhone, unweit ihrer Quelle. Ich habe Altphilologie studiert; sagen sie es nicht. Sagen Sie, dass ich bestrebt war, kein Altphilologe zu sein, was ich im Grunde nicht bin, sondern ein Enkel von Winzern und Bauern, und es war mein Wunsch, ihnen Ausdruck zu geben. Doch ausdrücken heisst erweitern. Mein tiefstes Bedürfnis ist es, zu erweitern ... Ich bin ganz jung nach Paris gekommen; in Paris und wegen Paris habe ich mich kennen gelernt. Während zwölf Jahren habe ich jedes Jahr wenigstens einige Monate in Paris verbracht; und die Reisen von Paris heim und von daheim nach Paris sind meine einzigen Reisen geblieben! (Ausser jener, die ich aus Religion unternommen habe, der Rhone nach bis ans Meer, mein Meer.)»

Ramuz war mit Mitteilungen über seine Person äusserst sparsam. In seinem Tagebuch, das er vor der Veröffentlichung überarbeitete, findet man nur wenige Hinweise auf sein Privatleben. Sein umfangreicher Briefwechsel gibt nur Aufschluss über seine literarischen Projekte und über das kulturelle Leben der damaligen Westschweiz.

Ramuz wurde am 24. September 1878 in Lausanne geboren; sein Vater hatte ein Kolonialwarengeschäft und war später Weinhändler. Nach dem Collège classique besuchte Ramuz das Gymnasium und liess sich 1896 in der philosophischen Fakultät einschreiben. Ein Aufenthalt in Karlsruhe hinterliess wenig Erinnerungen, dafür den Entschluss, Dichter zu werden. Nicht ohne Schwierigkeiten erhielt er vom Vater die Erlaubnis, seine Studien in Paris fortzusetzen, um eine Doktorarbeit über den Dichter Maurice de Guérin zu schreiben. Daraus wurde nichts, dafür fand er sich in Paris als Dichter. Mehr als zehn Jahre verbrachte er – mit längeren Unterbrüchen – in Paris. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die Malerin Cécile Cellier. Im Krieg lernte er Igor Strawinsky kennen; aus ihrer Zusammenarbeit entstand die «Histoire du Soldat».

Von 1926 an veröffentlichte der Pariser Verlag Grasset seine Werke. 1936 erhielt er den Grossen Preis der Schweizer Schillerstiftung. Ramuz starb am 23. Mai 1947 in Pully bei Lausanne.

François Bondy über das literarische Werk des Schriftstellers Charles-Ferdinand Ramuz im «Monatsmagazin» des Schweizer Fernsehens am 21.12.1977:

 Biobiobliografie

 

1878 24. September: Geburt C.F.Ramuz’ in Lausanne
1896 Ramuz besteht die Maturitätsprüfung
1900–01 November bis März: Erster Aufenthalt in Paris
1903 Le Petit Village
1903-04 Als Hauslehrer in Weimar
1904 Rückkehr nach Paris, wo C.F.Ramuz bis 1914 lebt, unterbrochen von Ferienaufenthalten in der Schweiz.
  Les Pénates d’Argile
  Oktober: Erstes Heft von La Voile Latine
1905 Aline (Deutsch: Aline, 1940)
1906 La Grande Guerre du Sondrebond (Mundartübersetzung: De Sonderbunds-Chrieg, 1947)
1907 Les Circonstances de la Vie
1908 Le Village dans la Montagne (Das Dorf in den Bergen, 1942)
1909 Jean-Luc persécuté (Hans Lukas der Verfolgte, 1932)
1910 15. Februar: Tod des Vaters
  Nouvelles et Morceaux (Auswahl in: Die Sühne im Feuer, 1921)
1911 Aimé Pache, Peintre vaudois (Aimé Pache, ein waadtländischer Maler, 1941)
1913 Vie de Samuel Belet (Samuel Belet, 1942)
  C.F.Ramuz heiratet Cécile Cellier
  Gründung der Cahiers Vaudois
  Geburt der Tochter Marianne
1914 Raison d’être
  Juli: Ramuz verlässt Paris und zieht nach Treytorrens
  Adieu à beaucoup de Personnages
  L’Exemple de Cézanne
  Chansons
1915 La Guerre dans le Haut-Pays (Krieg im Oberland, 1938)
1916 Ramuz zieht nach Cour bei Lausanne
1917 Le Grand Printemps
  La Guérison des Maladies (Die Wandlung der Marie Glin, 1930)
  La Règne de l’Esprit malin (Das Regiment des Bösen, 1921)
1918 28. September: Uraufführung von Histoire du Soldat in Lausanne (Die Geschichte vom Soldaten, 1924)
1919 Les Signes parmi nous (Es geschehen Zeichen, 1921)
1920 Chant de notre Rhône (Gesang von den Ländern der Rhone, 1940)
1921 Salutations paysanne et Autres Morceaux
  Terre du Ciel
1922 Présence de la Mort (Sturz in die Sonne, 2023)
  La Séparation des Races (Sonderung der Rassen, 1927)
1923 Passage du Poète (Ein Dichter kam und ging, 1926)
1924 Grasset veröffentlicht eine Neuausgabe von La Guérison des Maladies
1925 21. Juni: Tod der Mutter
1926 La Grande Peur dans la Montagne (Das große Grauen in den Bergen, 1927)
  Pour ou Contre Ramuz
  Sept Morceaux par C.F. Ramuz et Sept Dessins par René Auberjonois
1927 La Beauté sur la Terre (Die Schönheit auf Erden, 1931)
  Vendanges
1928 Forains
  Six Cahiers
1929 Erste Ausgabe der Wochenzeitung Aujourd’hui
1930 C.F.Ramuz erhält den Prix Romand
  Umzug nach Pully in La Muette
1932 Farinet ou la Fausse Monnaie (Farinet oder das falsche Geld, 1933)
  Adam et Eve (Adam und Eva, 1943)
  Portes du Lac
  Souvenirs sur Igor Strawinsky (Erinnerungen an Igor Strawinsky, 1953)
1933 Une Main (Eine Hand, 1934)
  Taille de l’Homme (Mass des Menschen, 1949)
1934 Derborence (Der Bergsturz, 1935)
1935 Questions
1936 La Suisse Romande
  Le Garçon savoyard (Ein Bursche aus Savoyen, 1952)
1937 Besoin de Grandeur (Bedürfnis nach Grösse, 1938)
  Si le Soleil ne revenait pas (Wenn die Sonne nicht wiederkäme, 1939)
1938 Paris, Notes d’un Vaudois (Paris. Aufzeichnungen eines Waadtländers, 1939)
1939 Découverte du Monde (Entdeckung der Welt, 1940)
1940/41 Gesamtausgabe der Werke von C.F. Ramuz
1943 Journal 1896–1942 (Tagebuch 1896–1942, 1950)
  René Auberjonois
1944 Nouvelles
1946 Les Servants et autres Nouvelles (Auswahl in: Vater Antille und andere Novellen, 1948)
1947 23. Mai: Tod von C.F. Ramuz

Charles Ferdinand Ramuz im Limmat Verlag

Sturz in die Sonne

Sturz in die Sonne

Derborence

Derborence

Aline

Aline

Farinet oder das falsche Geld

Farinet oder das falsche Geld

Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen

Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen

Pastorale

Pastorale

Menschenmass. Fragen. Bedürfnis nach Grösse

Menschenmass. Fragen. Bedürfnis nach Grösse

Der Bursche aus Savoyen

Der Bursche aus Savoyen

Der Besuch des Dichters

Der Besuch des Dichters

Samuel Belet

Samuel Belet