Nah bei Dir
Adelheid Duvanel

Nah bei Dir

Briefe 1978–1996

Herausgegeben von Angelica Baum

Leinen bedruckt, Fadenheftung, ca. 800 Seiten
ersch. Oktober 2024
Ca. SFr. 48.–, 44.– €
zur Zeit nicht lieferbar
978-3-03926-079-9

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Ein Tagebuch in Briefform und erschütterndes Selbstporträt

Bis kurz vor ihrem Tod berichtet Adelheid Duvanel der befreundeten Autorin Maja Beutler fast in Echtzeit aus ihrem Leben, monatlich, manchmal täglich. Parallel dazu ihre Korrespondenz mit dem Lektor Klaus Siblewski, der sie bis an ihr Lebensende begleitet, in Krisen zum Weiterschreiben ermuntert, ihr hilft, Werkbeiträge und Stipendien zu erhalten. Lakonisch bis selbstironisch, manchmal aber auch verzweifelt erzählt Adelheid Duvanel aus ihrem schwierigen Alltag, von den Aufenthalten in der Klinik, von der desaströsen Beziehung mit ihrem Mann Joe, von der Drogensucht und Aidserkrankung der Tochter. 
Aber auch vom Schreiben und Lesen handeln die Briefe, der Figurenkreis der Erzählungen taucht auf, manche Szenen sind sogar wörtlich in die Texte eingegangen.
«Nah bei Dir» ist eine Art Tagebuch in Briefform, ein nüchternes Protokoll über ein schweres, unerträgliches Leben und das erschütternde Selbstporträt einer Autorin, die den widrigsten Umständen lange standhält und ihnen grosse Kunst abringt.

Adelheid Duvanel
© Norma Hodel

Adelheid Duvanel

Adelheid Duvanel, geboren 1936 in Pratteln und aufgewachsen in Liestal, machte eine Lehre als Textilzeichnerin. Sie arbeitete auf verschiedenen Bürostellen sowie als Journalistin und Schriftstellerin. Von 1962–1981 war sie mit dem Kunstmaler Joseph Duvanel verheiratet, mit dem sie eine Tochter hatte. Bis auf ein Jahr auf Formentera lebte sie in Basel, wo sie 1996 starb. Ihre schriftstellerische Laufbahn begann sie unter dem Pseudonym Judith Januar in den Basler Nachrichten, in Anthologien und literarischen Zeitschriften. Ab 1980 erschienen ihre Erzählbände im Luchterhand Verlag. Duvanel wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grossen Schillerpreis und dem Kranichsteiner Literaturpreis.

 

Lebensdaten

1936 Geburt am 23. April in Pratteln als erstes Kind von Elisabeth Feigenwinter, geborene Lichtenhahn aus Basel, und von Georg Feigenwinter, Obergerichtsschreiber, später Strafgerichtspräsident in Liestal. Die Mutter war protestantisch, der Vater streng katholisch. So wurden auch die Kinder erzogen. Drei jüngere Geschwister: Felix, Therese und Beat. Kindheit in Liestal im Mühlematt-Quartier an der Ergolz. Adelheid schreibt und zeichnet schon als Kind viel, was die Eltern wohlwollend fördern.

1950 Ein Jahr im katholischen Mädcheninstitut Sacré-Cœur am Neuenburgersee. Anfang der Fünfzigerjahre Umzug der Familie in die Rotackerstraße in Liestal. Sowohl das Internat wie der Umzug scheinen Adelheid tief verstört zu haben.

1953 Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik, Behandlung mit Insulinspritzen und Elektroschocks. Besuch der Kunstgewerbeschule und Lehre als Textilzeichnerin, Beginn der künstlerischen Tätigkeit als Malerin und als Schriftstellerin.

Ab 1960 Regelmässig Erzählungen im Sonntagsblatt der Basler Nachrichten unter dem Pseudonym Judith Januar. Adelheid Feigenwinter verkehrt häufig im Musikcafé Atlantis und liest die französischen Existenzialisten.

1962 Heirat mit dem Kunstmaler Joseph (Joe) Duvanel (1941–1986). Die Wohnung des Paares ist ein Treffpunkt der Basler Bohèmeszene. Arbeit als Büroangestellte und als Mitarbeiterin in einem Meinungsforschungsinstitut. Abkehr von der Malerei, weil ihr Mann die Konkurrenz nicht duldet, stattdessen vermehrt schriftstellerische Tätigkeit.

1964 Geburt der Tochter Adelheid (Namensidentität auf Wunsch des Mannes).

1968/1969 Aufenthalt in Formentera mit Mann und Tochter.

1969 Rückkehr nach Basel. Joe Duvanel lebt mit seiner Freundin zusammen, die ein Kind von ihm erwartet, zeitweise gemeinsamer Haushalt mit ihm und seiner Freundin. Weiterhin Veröffentlichungen in den Basler Nachrichten, in verschiedenen Anthologien, Zeitschriften und seit 1976 in drei Erzählbänden.

1980 Erster Band im Luchterhand Verlag («Windgeschichten») durch Vermittlung von Otto F. Walter unter dem Lektorat von Klaus Siblewski. Ab da erscheinen alle ihre Erzählbände bei Luchterhand.

1981 Scheidung von Joseph Duvanel. Nach der Scheidung beginnt Adelheid Duvanel wieder mit dem Malen, zahlreiche Bilder sind heute im Museum im Lagerhaus, St.Gallen, und im Schweizerischen Literaturarchiv, Bern, aufbewahrt, dort in der Sammlung Maja Beutler, mit der sie befreundet war.

1981 Lesung in Klagenfurt beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis.

1981 Kleiner Basler Kunstpreis.

Ab 1981 Wiederholt Aufenthalte in der Psychiatrie Basel.

1984 Kranichsteiner Literaturpreis.

1985 Aidskrankheit der drogenabhängigen Tochter (gestorben 2005).

1985 Geburt der Enkelin Blanca Adela.

1986 21. Dezember, Tod Joseph Duvanels durch Selbstmord. Adelheid Duvanel nimmt Tochter und Enkelin zeitweise bei sich auf und ist damit dem Drogenelend und der Erpressung durch Drogendealer ausgesetzt.

1987 Literaturpreis der Stadt Basel.

1988 Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung.

1995 Gastpreis des Kantons Bern.

1996 7./8. Juli, Tod durch Unterkühlung unter Medikamenteneinfluss in einer sehr kalten Julinacht einem Wald bei Liestal.

Die Lebensdaten sind zum Teil mit freundlicher Genehmigung dem biografischen Bericht von Felix Feigenwinter auf seinem Blog entnommen.

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Angelica Baum
© Bernadette Strässle

Angelica Baum

Angelica Baum, geboren 1956 in Sierre, studierte Klavier, Orgel, Philosophie, Literatur und Musikwissenschaft. Zusammen mit Birgit Christensen ist sie Herausgeberin der Briefe von Julie Bondeli, vier Bände, Chronos Verlag 2012.

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