Kurt Blum – Gegenlicht
Kurt Blum

Kurt Blum – Gegenlicht

Fotografien

Mit Texten von Nanni Baltzer, Martin Gasser, Sylvie Henguely, Thilo Koenig, Fred Zaugg / Herausgegeben von Martin Gasser / Herausgeber Fotostiftung Schweiz

256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 197 Duplexfotografien und 23 vierfarbige Abbildungen
Juni 2012
SFr. 78.–, 78.– €
sofort lieferbar
978-3-85791-671-7

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Der in Bern geborene Kurt Blum (1922–2005) gehört zu den herausragenden Schweizer Fotografen der Nachkriegszeit. Neben Reportagen für illustrierte Zeitschriften schuf er ab den 1950er-Jahren immer auch freie künstlerische Arbeiten, die er in Ausstellungen und Büchern präsentierte. Schwerpunkte in seinem Schaffen sind die ab den späten 1940er-Jahren entstandenen Künstlerporträts, grössere Werkgruppen zu den Themen Tanz und Oper sowie eine intensive fotografische Auseinandersetzung mit Industrie und Arbeit. Zwar ehrte ihn der Kanton Bern 1983 mit dem 'Grossen Preis für Fotografie und Film', doch eine umfassende Gesamtschau seines fotografischen Werkes kam Zeit seines Lebens nie zustande. Die gilt es nun mit einem Buchprojekt der Fotostiftung Schweiz, das auf der detaillierten Aufarbeitung des fotografischen Nachlasses von Kurt Blum beruht, nachzuholen.

Kurt Blum
© Claire Roessiger

Kurt Blum

Kurt Blum, geboren 1922, Fotografenlehre in Burgdorf, Arbeit bei verschiedenen Fotografen, 1944–1953 Fotograf der Schweizerischen Landesbibliothek. Eigenes Atelier und Reportagen für Zeitschriften wie «Sie + Er». Aufenthalt als UNESCO- Experte für Film und Fotografie in Pakistan 1957–1959. Porträtierte bekannte Künstler wie Pablo Picasso, Mark Rothko, Alberto Giacometti, Marc Chagall. Publizierte u. a. «Lebendiger Stahl» und «Au Milieu des Artistes». Blum verstarb 2005.

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Fotostiftung Schweiz

Fotostiftung Schweiz

Die 1971 gegründete Fotostiftung Schweiz ist ein Ort für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung des fotografischen Kulturguts (www.fotostiftung.ch). Neben einer Sammlung von über 50000 Originalabzügen betreut sie die Archive und Nachlässe oder Teilnachlässe von mehr als fünfzig Fotografinnen und Fotografen. Die Fotostiftung Schweiz nimmt, zusammen mit ProLitteris, häufig auch die Urheberrechte wahr. Die aufgenommenen Archive umfassen hunderte bis hunderttausende von Bildeinheiten; sie bestehen aus Negativarchiven, Originalabzügen, Kontaktkopien, Diapositiven, elektronischen Bilddateien, Publikationsbelegen und schriftlichen Dokumenten.

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Aus der Dunkelheit geschält – ein Vorwort Martin Gasser
Erste Erfolge und Aufbruch

nah und fern

Thilo Koenig
Kurt Blum in der Fabrik

Symphonie in Stahl

vor und hinter der Bühne

Nanni Baltzer
J’aime l’Opéra

Sylvie Henguely
Kurt Blum und die Kunstszene

au milieu des artistes

Fred Zaugg
Vom Porträt zur Totalen

malen mit Licht

Anhang

Aus der Dunkelheit geschält – ein Vorwort

«Für sensible Fotografie»: Mit diesem Slogan warb Kurt Blum für sein kleines Fotoge – schäft, das er im Frühling 1953 in Bern eröffnete. Eigentlich überraschend, wenn man bedenkt, dass Blum seinen Lebensunterhalt in den zehn vorangegangenen Jahren vor allem mit Kopier- und Reproduktionsarbeiten in der Landesbibliothek verdient hatte. Diese Tätigkeit muss ihm zwar das technische Rüstzeug für seine unzähligen Kunstreproduktionen gegeben haben, die weiterhin in Katalogen und Künstlermonografien erschienen, doch was hatte das mit sensibler, oder wie man heute sagen würde, subjektiver Fotografie zu tun?

Blums persönliche fotografische Bildsprache, die sich gleichermassen von der Sach fotografie eines Hans Finsler wie von der durch Arnold Kübler geförderten Repor – tagefotografie abheben sollte, hatte sich an ganz anderen Orten entwickelt als in den Laborräumen der Landesbibliothek: in Künstlerateliers in der Berner Altstadt, die Blum seit Ende der 1940-er Jahren vorerst aus Neugier, dann mit wachsender Leidenschaft frequentierte. Immer wieder tauchte er mit seiner Kamera in die Atmosphäre der Berner Kunstszene ein und liess sich von ihrem Schwung – hin und wieder auch von ihrer Tristesse – treiben, berauschen und inspirieren. Er realisierte schnell, dass er mit Fotografie nicht nur Abbilder der Realität erzeugen, sondern subjektiv empfundene und bewusst komponierte Bilder schaffen konnte, die weit mehr evozierten, als was auf ihrer Oberfläche sichtbar war. Blum und seine Kamera wurden zu Komplizen in einer innovativen und kreativen Kunstszene, die während den 1950-er Jahren dank Arnold Rüdlinger, dem damaligen Leiter der Kunsthalle Bern, zunehmend ins Zentrum des Schweizer Kunstgeschehens rückte. Durch Rüdlinger erhielt Blum Zugang zueiner Vielzahl von Schweizer und internationalen Künstlern, die er spontan auf der Strasse, im Atelier oder bei Gesprächen porträtierte. Darüber hinaus realisierte er unzählige Stimmungsbilder an Vernissagen, bei Atelierbesuchen, während Diskussionen am Restauranttisch, bei Tanzveranstaltungen und Künstlerfesten, die alle eine intensive Lebendigkeit und Unmittelbarkeit ausstrahlen – Porträts und Schnappschüsse, die Blum 1970 in einer grossformatigen und dynamisch gestalteten Buchmaquette als eine Art Zeitbild mit dem Titel «Au milieu des artistes» zusammenführte.

Mit genau dieser Art sensibler Fotografie hatte Kurt Blum erste Erfolge anWettbewerben und Ausstellungen gefeiert – etwa in Deutschland im Kreis der «subjektiven fotografie» um Otto Steinert. Doch in der Schweiz war damit nicht viel Geld zu verdienen. So erstaunt es wenig, dass sich Blum wie viele seiner Kollegen der Zeitschriftenfotografie zuwandte. Aber auch da gelang ihm trotz einiger herausragender Re portagen der grosse Durchbruch nicht, er erfolgte erst nach einem Intermezzo als UNESCO-Experte für Fotografie und Film in Pakistan. Wenige Monate nach seiner Rückkehr publizierte er ein facettenreiches Buch über Genua (1958), gefolgt vom selbst gestalteten Pictures of a Factory (1959), in dem er mit kontrastreichen Schwarzweiss-Fotografien ein funkensprühendes, beinahe infernalisch wirkendes Bild eines Stahlwerks in Norditalien entwarf. Und unmittelbar danach fotografierte er im Auftrag der Editions Rencontre in den grossen Opernhäusern der Welt für das Buch J'aime l'Opéra (1962), das, gestaltet von Jacques Plancherel, eine Art leuchtende Gegenwelt zur dunklen Fabrik darstellt. Feuer, Funken und Rauch in der Fabrikhalle, gleissendes Scheinwerferlicht und tiefe Schatten auf der Opernbühne, fast körperlich spürbare Hitze bei den Schmelzöfen, die kühle Atmosphäre beim Eintreffen der Stars in Bayreuth, flüchtige Momente, unscheinbare, aber vielsagende Details – Blums subjektive Sichtweise fand weit herum Beachtung.

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Photo International, September/Oktober 2012

«Der gut gedruckte, überlegt gestaltete Band mit Werkproben aus allen Schaffensphasen sowie kompetenten Essays erschien anlässlich einer Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz. Ein in der Summe exzellentes Buch, das dafür sorgen dürfte, dass Blum als veritabler Autor in Zukunft weniger häufig übersehen wird.» Photo International

Bilder aus diesem Buch sind auch als Postkarten erschienen.

Gegenlicht

Die Bilder sind urheberrechtlich geschützt: Keine Verwendung irgendwelcher Art ohne Genehmigung des Verlags.

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Natascha Trofimova, München, 1952

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Alberto Giacometti, Paris, 1954

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Fleet Street, London, 1949

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Abfahrt eines Pilgerschiffs nach Mekka, Pakistan, 1957/58

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Stahlwerk Cornigliano/Italsider, Genua, um 1960

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In den Stahlwerken der Cornigliano SpA/Italsider, Genua, 1959–1963, Kohlenberge