Alfonsina
Christoph Kuehn

Alfonsina

Das bewegte Leben einer grossen Avantgardistin

Mit Texten von Alfonsina Storni

DVD, Untertitel Deutsch / Französisch / Englisch / Italienisch
Juli 2015
SFr. 29.50, 29.50 €
sofort lieferbar
978-3-85791-791-2

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Alfonsina Storni (1892–1938) ist ein Mythos. Als sie vier ist, wandert ihre Familie vom Tessin nach Argentinien aus. Bereits als Jugendliche schreibt sie Gedichte und fühlt sich von anarchistischen Ideen angezogen. Später erobert Alfonsina die von Männern beherrschte Dichter-Domäne von Buenos Aires. Die Poetin, Avantgardistin, Journalistin und alleinerziehende Mutter kümmert sich nicht um Konventionen. Sie engagiert sich für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen – und wird schon zu Lebzeiten zur Legende. Eines der bekanntesten Lieder Argentiniens, 'Alfonsina y el Mar', erzählt von ihr. Der Film von Christoph Kühn ist eine Reise zum Menschen Alfonsina Storni. Hinter dem Mythos und dem Bild der starken Frau, die Mut und Hoffnung verkörpert, tut sich eine fragile Seele auf. Kühns mit viel Gespür gemachtes Meisterstück bringt einem die Persönlichkeit dieser faszinierenden Grenzgängerin zwischen Traum und Wirklichkeit näher. 'Alfonsina' ist ein ebenso eindringliches wie kluges filmisches Gedicht mit betörend schönen Bildern.

Christoph Kuehn

Christoph Kuehn

Christoph Kühn, geboren 1955 in Zug, Gymnasium, Schauspielunterricht bei Ellen Widmann in Zürich. 1975–1979 Regieausbildung an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Regieassistenzen, Produktionsleitungen und Schnittarbeiten im deutschen Film. Seit 1983 als Film- und Fernsehregisseur tätig. Im Limmat Verlag sind die Filme «Glauser» (Friedrich Glauser) und «Alfonsina» (Alfonsina Storni)  lieferbar.

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Alfonsina Storni
© Limmat Verlag

Alfonsina Storni

Alfonsina Storni, benannt nach ihrem Vater Alfonso, wurde 1892 in der Schweiz geboren, wo ihre nach Argentinien emigrierten Eltern Verwandte besuchten.

1896 kehrte die Familie nach Argentinien zurück, wo sie am Fuss der Anden in San Juan in recht ärmlichen Verhältnissen lebten. 1901 verliessen sie San Juan und zogen nach Rosario. Der Vater, früher ein wohlhabender Bierbrauer und Besitzer einer Sodafabrik, jetzt Alkoholiker, ging mit seinem Kaffeehaus, dem «Café Suizo», pleite, und die Mutter, die ein Lehrerinnendiplom aus der Schweiz mitgebracht hatte, eröffnete eine kleine Privatschule im eigenen Haus. Ausserdem versuchte sie, die Familie mit Näharbeiten über Wasser zu halten.

1906 starb der Vater, und Alfonsina begann mit 13 Jahren, in einer Hutfabrik zu arbeiten; am 1. Mai verteilte sie anarchistische Flugblätter bei den Demonstrationen. Zur «Semana Santa» spielte ihre Mutter in einem Passionsspiel mit; als eine Schauspielerin erkrankte, sprang Alfonsina ein. Kurze Zeit später kam die fahrende Theaterkompanie des spanischen Schauspielers José Tallaví in die Stadt, Alfonsina ergriff diese Gelegenheit, reiste ein Jahr lang mit der Truppe umher und trat in den Stücken «Gespenster» (Henrik Ibsen), «La loca de la casa» (Benito Pérez Galdós) und «Los muertos» (Florencio Sánchez) auf.

1909 ging sie nach Coronda, um dort an einer Lehrerbildungsanstalt (Escuela Normal Mixta de Maestros Rurales) zu studieren; am Wochenende arbeitete sie als Sängerin in einem Theater, bis ihr Doppelleben aufflog und es zu einem Skandal an der Schule kam – Anlass für ihren ersten Selbstmordversuch. 1910 erhielt sie ihr Lehrerinnendiplom, und ein Jahr später begann sie an einer Schule in Rosario zu unterrichten (Escuela Elemental Nº 65); erste Gedichte erschienen in den Zeitungen der Stadt. Zu dieser Zeit lernte sie einen verheirateten Politiker, Carlos Tercero Arguimbau, kennen, von dem sie bald ein Kind erwartete; um der ‹Schande› in der Provinz zu entgehen, zog sie nach Buenos Aires, wo am 21. April 1912 ihr Sohn Alejandro geboren wurde, der nicht den Namen seines Vaters trug. Für ihren Lebensunterhalt musste sie alle möglichen Arbeiten annehmen, u. a. war sie als Kassiererin in einer Apotheke und als Korrespondentin einer Handelsfirma tätig.

1913 publizierte sie erste Gedichte in der Zeitschrift «Caras y Caretas» (wofür sie jedes Mal 25 Pesos bekam). 1916 erschien ihr erster Gedichtband, «La inquietud del rosal», dessen Druck sie selber finanzierte; die Kosten von 500 Pesos hierfür zahlte sie ein Leben lang ab.

Sie kannte José Enrique Rodó, Amado Nervo, José Ingenieros und Manuel Ugarte. Mit den letzten beiden war sie eng befreundet. Sie reiste oft nach Montevideo in Uruguay, wo sie die Dichterin Juana de Ibarbourou und den Schriftsteller Horacio Quiroga kennenlernte.

1917 erhielt sie den Premio Anual del Consejo Nacional de Mujeres für ihren «Canto a los ni os». Im selben Jahr wurde sie zur Leiterin der Internatsschule Marcos Paz der Asociación Protectora de Hijos de Policías y Bomberos ernannt. Dort kümmerte sie sich um die Bibliothek und kam wieder mehr zum Schreiben. Doch eine weitere Nervenkrise zwang sie, sich aus dem Internat zurückzuziehen; zeitweilig arbeitete sie als Aufseherin in einer Schule für geistig behinderte Kinder (Escuela de Ni os Débiles del Parque Chacabuco), die sie mit Geschichten und Liedern beruhigte. Sie rezitierte ihre Gedichte auch immer wieder in kleinen Bibliotheken des Partido Socialista, mit der sie zwar sympathisierte, aber nie Mitglied wurde.

Am 9. November 1919 wurde sie endlich argentinische Staatsbürgerin. 1920 reiste sie auf Einladung der Universität nach Montevideo, wo sie mehrere Vorträge hielt, unter anderem über die von ihr bewunderte Delmira Agustini, der sie auch ein Gedicht widmete. Nach der Anerkennung, die ihr in Uruguay zuteilgeworden war, fühlte sie sich in Buenos Aires wieder einsam und unverstanden und litt unter starken Depressionen. Dabei schrieb sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit: während sie die Hefte ihrer Schüler korrigierte, im Kaffeehaus, in der Strassenbahn, auf Telegrammformularen.

Mit 28 Jahren publizierte sie «Languidez» (1920), ihre dritte Lyriksammlung, mit der Widmung: «Denen, die wie ich keinen einzigen ihrer Träume verwirklichen konnten.» Dabei war die Kritik hingerissen, das Buch bald vergriffen, und es wurde mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnet. 1921 halfen ihr Freunde aus ihrer misslichen finanziellen Situation, indem sie eigens für sie einen Posten am Teatro Infantil Labardén schufen, wo sie Kindern Schauspielunterricht erteilte und selbst einige Dramen für Kinder schrieb. Zu dieser Zeit begann sie an Verfolgungsvorstellungen zu leiden.

1922 wurde ihr der Premio Nacional (Argentinischer Staatspreis für Literatur) zugesprochen. 1923 verschaffte ihr ihr Freund und Bewunderer, der spätere Unterrichtsminister Antonio Sagarna, einen Posten als Professorin für Deklamation an der Escuela Normal de Lenguas Vivas. 1925 erschien der Gedichtband Ocre, der eine neue Richtung in ihrer Arbeit darstellte. Sie organisierte die Primera Fiesta de la Poesía in Mar del Plata, wo sie zusammen mit anderen Dichterinnen auftrat und grossen Erfolg hatte. 1926 erhielt sie einen Lehrstuhl am Musikkonservatorium und unterrichtete Spanisch und Arithmetik an einer Schule für Erwachsene. In diesem Jahr gab sie auch ihr einziges Prosawerk heraus, «Poemas de amor», das in drei Auflagen gedruckt wurde und ins Französische übersetzt wurde. 1927 wurde im Beisein des Präsidenten und anderer hoher Würdenträger ihr Theaterstück «El amo del mundo» uraufgeführt, jedoch nach drei Abenden mangels Erfolg wieder abgesetzt. Man warf ihr vor, darin die Männer zu scharf kritisiert zu haben.

1930 reiste sie nach Europa und hielt in Spanien mit grossem Erfolg Vorträge und Lesungen. Dabei macht sie auch einen Blitzbesuch in ihrem Schweizer Geburtsort. Nach ihrer Rückkehr publizierte sie «Dos farsas pirotécnicas» (1931). 1933 lernte sie Federico García Lorca in Buenos Aires kennen; auch ihm widmete sie ein Gedicht. Eine zweite Europareise folgte 1934, zusammen mit ihrem Sohn Alejandro; sie wurde in Kulturvereine und Akademien eingeladen und hatte grossen Zulauf. In diesem Jahr begann eine neue Schaffensepoche mit «Mundo de siete pozos» (der Titel bezieht sich auf den menschlichen Kopf mit seinen sieben Öffnungen); ihr Stil wurde immer sarkastischer und provokanter.

1935 erkrankte sie an Brustkrebs. Sie wurde operiert, hielt jedoch die chemotherapeutische Nachbehandlung nicht lange durch. In den Jahren 1937/38 schieden zudem zwei ihrer besten Freunde, die Dichter Horacio Quiroga und Leopoldo Lugones, durch Selbstmord aus dem Leben. Noch einmal wurde Storni im Januar 1938 nach Montevideo eingeladen, wo sie zusammen mit Gabriela Mistral und Juana de Ibarbourou das große «weibliche Dreigestirn» der lateinamerikanischen Poesie bildete. Sie selbst hielt dort ihren Vortrag «Entre un par de maletas a medio abrir y las manecillas del reloj» (Zwischen halb geöffneten Koffern und Uhrzeigern). In ihren letzten Gedichten klingen bereits konkrete Selbstmordgedanken an.

Am 22. Oktober 1938 schrieb sie in einer Pension in Mar del Plata das Gedicht «Voy a dormir» (Ich gehe schlafen), das sie noch zur Post brachte und das zwei Tage nach ihrem Tod von der Zeitung «La Nación» veröffentlicht wurde. Am 25. Oktober 1938 fand Storni am Strand La Perla den Tod im Meer. Ihr Grab befindet sich auf dem Cementerio de la Chacarita in Buenos Aires.

Ihr Selbstmord ist das Motiv des Gedichtes «Alfonsina y el Mar» von Félix Luna, das von Ariel Ramírez vertont wurde und zu den bekanntesten lateinamerikanischen Liedern zählt und in die Welt getragen wurde von Mercedes Sosa (siehe unter «Mehr»).

Parallel zu ihrem abenteuerlichen und harten Leben schreibt sie kontinuierlich Gedichte, streift Haut für Haut Überlieferungen, Konventionen in Form und Inhalt, in Motiv, Vokabular, Duktus ab, um ihren unverwechselbaren Ton, ihre kühne und eigenwillige Metaphorik rein auszudrücken. In ihren journalistischen Arbeiten setzt sie sich explizit für die Rechte der Frauen ein. Schwer erkrankt, stürzt sie sich am 25. Oktober 1938 in Mar del Plata in den Atlantik.

Quelle: Wikipedia


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